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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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Marcy gesagt.
    »Du gehst nirgendwohin«, fuhr Devon fort, »du redest mit niemandem; du sagst keinem, wohin du gehst.«
    »Bestimmt nicht.«
    »Und denk nicht mal dran, die Polizei anzurufen.«
    »Natürlich nicht. Ich würde nie …«
    »Und kein Wort zu deinem sexy Freund.«
    »Was? Nein. Er ist nicht mein … Devon, bitte …«
    »Komm um eins vor die St. Fin Barre’s Cathedral.«
    »St. Fin Barre’s Cathedral«, wiederholte Marcy und versuchte, sich an die genaue Lage der Kirche zu erinnern. »Ein Uhr.«
    »Und denk dran – wir beobachten dich.«
    Und danach nichts mehr.
    »Devon? Devon, hallo? Bist du noch da? Warte. Leg nicht auf. Devon? Devon?« Marcy setzte sich aufs Bett und starrte leeren Blickes aus dem Fenster. Obwohl sie wusste, dass die Verbindung tot war, hielt sie noch zwanzig Minuten den Hörer ans Ohr gepresst für den Fall, dass die Leitung irgendwie gestört war und ihre Tochter am anderen Ende genauso geduldig wartete. In dieser Haltung verharrend, hoffte und betete sie, die Stimmer ihrer Tochter noch einmal zu hören.
    Wir beobachten dich , hatte Devon ihr erklärt.
    Wer beobachtete sie? Und waren sie jetzt dort draußen?
    Bei diesem beunruhigenden Gedanken ließ Marcy den Hörer auf die Gabel fallen, sprang vom Bett auf und zog die Vorhänge zu, bevor sie zum Bett zurückkehrte. Wenig später zog sie die Vorhänge wieder auf und starrte in den grauen Nebel.
    War dort jemand?
    »Wer beobachtet mich?«
    Sie hatte geduscht, ihre neue schwarze Hose und die steife blau-weiß gestreifte Bluse angezogen und sich besonders viel Zeit für ihr Haar und ihr Make-up genommen, weil sie für Devon schön aussehen wollte. Sie hatte sogar beim Zimmerservice ein Frühstück bestellt, damit sie nicht wieder in Ohnmacht fiel, wenn sie ihre Tochter sah, aber außer dem Kaffee hatte sie nichts hinunterbekommen.
    Liam hatte sie mehrmals auf dem Handy angerufen, um ihr zu berichten, dass Shannon sich noch nicht gemeldet hatte, und sie zu fragen, wie es ihr ging und ob sie gern Gesellschaft hätte. Er hatte noch ein paar Stunden Zeit, bevor er arbeiten musste, hatte er hoffnungsvoll vorgeschlagen. Obwohl Marcy ihm unbedingt von dem Anruf ihrer Tochter erzählen wollte, hatte sie nichts gesagt.
    Und kein Wort zu deinem sexy Freund.
    »Ich hab fast die ganze Nacht wach gelegen«, hatte sie ihm stattdessen erklärt. »Ich sollte versuchen, ein bisschen Schlaf nachzuholen. Falls Shannon später anruft.«
    »Gut. Endlich fängst du an, vernünftig zu werden«, hatte er begeistert erwidert. »Ich ruf dich an, sobald ich was höre.«
    »Liam …«
    »Ja?«
    Ich habe mit Devon gesprochen. Sie hat angerufen. Wir treffen uns um eins. »Ich hoffe, du weißt, wie dankbar ich dir für alles bin, was du getan hast.«
    »Ich weiß«, sagte er mit einem Lächeln in der Stimme. »Und jetzt ruh dich aus. Wir reden später.«
    Sie hasste es, ihn anzulügen, aber was hätte sie anderes tun sollen, fragte sie sich jetzt, als sie entschlossenen Schrittes durch den dichten Nebel Richtung South Bank ging. Am Südufer des Lee lagen nicht nur die St. Fin Barre’s Cathedral, sondern auch die Reste der Stadtmauer aus dem 17. Jahrhundert, die Ruine der Festung Elizabeth Fort und das relativ neue Rathaus aus dem Jahr 1936. Trotz der Entfernung hatte sie beschlossen, zu Fuß zu gehen, um nicht mit einem Taxi im Stau stecken zu bleiben. Sie hatte gehofft, die frische Luft würde ihr den Kopf frei pusten und sie beruhigen, aber die Luft war gar nicht frisch, sondern schwer und abgestanden; und Marcy zuckte jedes Mal zusammen, wenn irgendwo ein Auto hupte, wodurch sie noch nervöser wurde.
    Sie ging die College Street entlang, spürte die Feuchtigkeit unter ihre neue dunkelblaue Jacke kriechen und versuchte, den dumpfen Schmerz in ihren Fingern zu ignorieren. Sie hätte auch Handschuhe kaufen sollen, dachte sie und vergrub die Hände in den Jackentaschen. Aber wer dachte schon im Juli an Handschuhe?
    »Was um Himmels willen hast du dir dabei gedacht?«, hatte Peter sie vor knapp einer Stunde angeschrien.
    Marcy wollte gerade gehen, als das Telefon in ihrem Zimmer klingelte. Sie hatte angenommen, es wäre Devon, und den Hörer noch beim ersten Klingeln von der Gabel gerissen.
    »Peter«, hatte sie gestottert, als sie ihre Stimme wiederfand. In Toronto war es noch nicht mal sieben Uhr morgens. »Wie hast du mich gefunden?«
    »Deine Schwester hat angerufen. Genau wie dein Sohn. Du hast ihn zu Tode erschreckt. Wie konntest du ihn so mitten in der

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