Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
begriff Marcy und zitterte trotz ihres warmen Pyjamas. »Shannon hat gesagt, sie würde Audrey anrufen, sobald die O’Connors schlafen gehen, um etwas zu verabreden.«
    »Meinst du nicht, Audrey könnte Verdacht schöpfen?«
    »Nein. Warum sollte sie? Sie sind doch Freundinnen, oder? Und Freundinnen verabreden sich.«
    »Ja, wahrscheinlich.«
    »Was ist los?«, fragte Liam. »Du kriegst doch nicht etwa kalte Füße, oder?«
    War es das? »Nach allem, was passiert ist, kommt es mir beinahe zu leicht vor …«
    »Wie leicht es geht, ist nicht die Frage, entscheidend ist die Gier der Menschen.«
    »Die Gier?«
    »Wenn unser Jax nicht gierig geworden wäre, hätten wir jetzt nichts in der Hand, und Shannon hätte mir wahrscheinlich erklärt, dass ich mich verpissen soll. Aber die Ohrringe haben sie stutzen lassen.« Er lachte. »Ich hab dir doch gesagt, dass am Ende alles gut wird.«
    Und wenn nicht …, dachte Marcy.
    Wir verweilten in den Kammern der See
    Von Meermädchen umkränzt mit Seetang, rot und braun …
    »Ist es nicht das Ende«, sagte sie laut.
    Bis menschliche Stimmen uns wecken …
    »Es ist nicht das Ende.«
    Und wir ertrinken.
    »Es ist nicht das Ende.«
    Unsere Tochter ist tot, Marcy.
    Devon war nicht ertrunken.
    »Es ist nicht das Ende.«
    Das war’s dann also , fragte sie den Mann, mit dem sie fast fünfundzwanzig Jahre verheiratet war, als sein Bild am Gartentor auftauchte. Du willst mich wirklich verlassen?
    Es ist besser so, Marcy. Das weißt du. Wenn ich bleibe, werden wir uns am Ende nur gegenseitig hassen.
    Zu spät, erklärte sie ihm . Ich hasse dich jetzt schon.
    Das ist schade. Ich hatte gehofft, wir könnten Freunde bleiben. Wir haben immer noch einen gemeinsamen Sohn.
    Daran muss man mich nicht erinnern.
    Bist du sicher?
    Marcy verfluchte Peter und sah, wie sein Bild sich auflöste. Dafür, dass er es ausgesprochen hatte.
    Und noch mehr dafür, dass er recht hatte.
    Sie kehrte zum Bett zurück, nahm den Hörer ab und wählte eilig die Nummer von Darrens Handy. Nach dem dritten Klingeln wurde abgenommen, auch wenn man zunächst keine Stimme, sondern nur gedämpfte Geräusche und schweres Atmen hörte. »Hallo?«, fragte Marcy. »Hallo, Darren? Darren, bist du da?«
    »Mom?«, flüsterte eine verschlafene Stimme.
    »O mein Gott«, sagte Marcy, als ihr einfiel, dass sie den Zeitunterschied vergessen hatte. »Es tut mir schrecklich leid. Hab ich dich geweckt?«
    Sie stellte sich ihren Sohn unter der Decke seines schmalen Betts in einer alten Holzhütte vor, die er mit acht ihm anvertrauten zehnjährigen Jungen teilte, und begriff, dass er flüsterte, um sie nicht zu wecken. Das lockige braune Haar, das er von ihr geerbt hatte, stand wahrscheinlich in alle Richtungen ab, die ernsten haselnussbraunen Augen, die er von seinem Vater hatte, drohten vermutlich zuzufallen.
    »Schon gut«, sagte er und dann: »Stimmt irgendwas nicht? Ist Dad etwas zugestoßen? Hatte er auf der Heimfahrt einen Unfall?«, sprudelte er mit wachsender Panik los.
    Marcy merkte, dass sie ein bisschen eifersüchtig wurde. »Nein, er hatte keinen Unfall«, versicherte sie ihrem Sohn.
    »Einen Herzinfarkt oder so? Heute Nachmittag wirkte er noch ganz okay.«
    »Deinem Vater geht es gut«, erklärte Marcy ihm.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Darren, und der letzte Rest Schläfrigkeit fiel von ihm ab. »Warum rufst du dann an?«
    »Ich wollte einfach mit dir reden.«
    »Um ein Uhr nachts?«
    »Das tut mir wirklich leid. Ich habe den Zeitunterschied vergessen.«
    »Den Zeitunterschied? Wovon redest du?«, fragte Darren.
    »Hat Dad es dir nicht erzählt?«
    »Was soll Dad mir erzählt haben?«
    »Ich bin in Irland.«
    »Du bist in Irland?«, fragte er ungläubig.
    Marcy hörte das unausgesprochene: Bist du verrückt ? »Es tut mir leid, dass ich heute nicht kommen konnte«, erklärte sie ihm.
    »Wieso? Du kommst doch nie zum Besuchstag.«
    »Das ist nicht wahr«, widersprach Marcy und hielt inne, als sie merkte, dass es doch stimmte. Marcy hatte immer eine Entschuldigung gefunden, nicht nach Maine zu fahren: Devon ging es nicht gut; Devon wollte nicht, und Marcy hielt es für keine gute Idee, sie allein zu lassen; Devon hatte einen Schub und weigerte sich, ihre Medikamente zu nehmen. Und nachdem man Devons gekentertes Kanu in der Georgsbucht gefunden hatte, war Marcy zu sehr von Trauer überwältigt, um irgendwohin zu fahren. Es kostete sie all ihre Kraft, morgens überhaupt nur aufzustehen. »Wie ist das Wetter bei

Weitere Kostenlose Bücher