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Herzstoss

Herzstoss

Titel: Herzstoss Kostenlos Bücher Online Lesen
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gestanden hatten, bevor sie sich wieder Marcy zuwandte. »Geht es Ihnen gut? Sie sehen ein bisschen blass aus.«
    »Wahrscheinlich bin ich bloß erschöpft. Ich bin viel rumgelaufen.«
    »Sehenswürdigkeiten angucken, was?«
    »Ich hatte gar nicht gewusst, dass Cork eine so aufregende Stadt ist.«
    »Ja, die Leute staunen immer, wie viel es hier zu sehen gibt. Haben Sie Lust auf ein Tässchen Tee?«
    »Tee klingt wunderbar.«
    Shannon sah auf die Uhr. »Ich hab noch ein bisschen Zeit, bevor ich zurückmuss. Warum gehen wir nicht ins Grogan’s?«
    »Ins Grogan’s?« Der Name des Pubs klebte an Marcys Gaumen wie ein störrisches Kaugummi.
    »Es ist nicht weit, nur über die St. Patrick’s Bridge. Und man kann ganz nett draußen sitzen. Das ist einfacher mit dem Kinderwagen und so.«
    Lächelnd versuchte Marcy, einen klaren Gedanken zu fassen. Als sich das als unmöglich herausstellte, gab sie auf. Stattdessen lächelte sie noch breiter, entblößte die zwei Reihen gerader und weißer Zähne, die Peter einst so unwiderstehlich gefunden hatte, und sagte: »Ich folge Ihnen.«

KAPITEL DREIZEHN
    Wenn Liam überrascht war, sie zu sehen, ließ er sich nichts anmerken und gab auch nicht zu erkennen, dass er eine von ihnen kannte.
    »Und wie geht’s den Damen heute?«, fragte er, als er an ihren winzigen runden Tisch trat. Etwa ein Dutzend Gäste drängten sich auf der provisorischen Terrasse, und ein paar Sonnenstrahlen fielen auf die wilden pinken Rhodondendren und die lieblichen Glockenblumen, die den schwarzen schmiedeeisernen Zaun säumten. »Gut, danke.«
    »Wunderschöner Nachmittag, nicht wahr?«, fuhr er fort.
    »Ja«, stimmte Shannon schüchtern zu. »So warm.«
    »Eine nette Abwechslung.« Marcy fragte sich, ob ihr Herzflattern von der Nähe zu Shannon oder zu Liam kam.
    In dem Kinderwagen fing Caitlin an zu heulen.
    »Manche Dinge ändern sich leider nie«, flüsterte Shannon und sah die anderen Gäste entschuldigend an, die das Babygeschrei größtenteils gar nicht bemerkt hatten.
    »Und wen haben wir hier?« Liam guckte in den Kinderwagen. »Da mag offenbar jemand die Sonne nicht.«
    »Da mag jemand offenbar überhaupt nicht viel«, sagte Shannon.
    »Meinst du, sie hätte gern eine Flasche Beamish?«
    Die Gesichtsröte, die Shannons Lachen begleitete, ließ die Rhodondendren um sie herum blass erscheinen. »Also, ich hätte jedenfalls gern eins.«
    »Zwei Beamish?« Er sah Marcy an.
    »Ich glaube, ich bleibe lieber bei Tee«, erklärte sie ihm.
    »Zwei«, stimmte Shannon sofort zu. »Mrs. O’Connor würde ausflippen, wenn ich mit einer Bierfahne nach Hause käme. Sie sagt immer, Irland würde einen hohen Preis für das viele Trinken bezahlen. In den letzten zwanzig Jahren wäre der Alkoholkonsum um fast fünfzig Prozent gestiegen, und Massenbesäufnisse und Komasaufen unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen hätten dramatische Ausmaße angenommen.«
    »All das sagt sie?«, fragte Liam.
    »Sie sagt, laut einer neueren Umfrage hat mehr als die Hälfte der unter Zwölfjährigen schon einmal Alkohol probiert, und im Teenageralter sind dann die Hälfte der Mädchen und zwei Drittel der Jungen Trinker.«
    »Schockierend.« Ein amüsiertes Lächeln umspielte Liams Mundwinkel. »Das heißt, du arbeitest für den O’Connor-Clan in der Adelaide Road, ja?«
    »Ja. Kennen Sie sie?« Nervöse Besorgnis trübte Shannons kleine grüne Augen.
    »Ich habe von ihnen gehört«, stellte Liam klar. »Wer nicht? Sie sind eine der reichsten Familien in Cork«, erklärte er Marcy. »Wurde sein Vater nicht von der IRA ermordet?«
    »Erschossen bei einem Besuch in Belfast 1986«, sagte Shannon leise.
    »Damals waren wir alle ziemlich verrückt, nehme ich an«, sagte Liam.
    Marcy wollte ihn daran erinnern, dass er damals noch ein Kind gewesen war, verkniff es sich jedoch. Wozu sollte sie ihn wieder an den Altersunterschied zwischen ihnen erinnern?
    »Also zwei Tee und ein bisschen warme Milch?«
    »Ich habe eine Flasche Apfelsaft dabei, danke«, sagte Shannon, bevor Liam im Innern des Pubs verschwand. »Nicht, dass sie davon trinken würde. Es sei denn, Sie wollen es mal probieren?«
    Marcy streckte die Hände aus, und Shannon drückte ihr das schreiende Baby und die Flasche in die Arme.
    »Hallo, Schätzchen«, säuselte Marcy, küsste die Tränen von Caitlins Wangen und strich ein paar feine Strähnen ihres rotblonden Haars aus der Stirn. »Bist du mein süßes Mädchen?« Im nächsten Moment lag das Baby still an Marcys Brust

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