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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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während ich schniefte und hickste. »Ich sage das nur um deinetwillen, Pummel: Du musst disziplinierter sein. Nicht jeder ist so tolerant wie ich, weißt du.«
    »Ich weiß«, jammerte ich. »Tut mir leid.«
    »Es tut dir immer leid, nicht wahr, Pummel? Aber trotzdem richtest du jedes Mal wieder Chaos an.« Er wuschelte mir durch die Haare und gähnte. »Aber du kannst das alles wiedergutmachen, indem du morgen ein fantastisches Essen kochst und meinen Boss beeindruckst. Du kennst Julius Millward – wenn er sich vollstopfen kann, ist er zufrieden und hoffentlich in der Stimmung, mich zu befördern. Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass wir die Beförderung brauchen, um die Hochzeit finanzieren zu können.«
    »Wir müssen aber keine riesige glamouröse Hochzeit haben«, wandte ich rasch ein. »Ich heirate sehr gern im Stillen. Wir könnten sogar verreisen.«
    »So ein Blödsinn! Das würde mir meine Mutter niemals verzeihen«, erwiderte James. »Und jetzt muss ich diesen Vertragsvorschlag für Amos und Amos fertig formulieren. Heute Nacht möchte ich übrigens in Ruhe schlafen, ohne dass du neben mir schniefst bis in die frühen Morgenstunden. Ich schlage vor, du pennst auf der Couch und überlegst dir, wie du dich mit meiner Mutter versöhnen kannst.«
    Damit verschwand er im Schlafzimmer, und ich verbrachte eine schlaflose Nacht auf dem Sofa, gegen das ein Nagelbett komfortabel gewesen wäre. Während ich dalag und dem gnadenlosen Reigen der Scheinwerferlichter an der Decke zusah, sann ich darüber nach, wie sehr mir die Katzen und Hunde fehlten, die wie ein freundliches haariges Meer durch Tante Jewells Haus wogten. Es wäre schön gewesen, mein Gesicht in flauschiges Fell drücken und mich bei einem warmen lebenden Wesen ausweinen zu können anstatt bei einer kratzigen Couch. Ich hätte zu gern eine Katze gehabt, aber James mag Tiere nicht; er findet, sie riechen schlecht und verlieren zu viele Haare. So brachte ich also die Nacht allein zu, lauschte dem Zischen von Autoreifen auf den nassen Straßen und dem entfernten Rumpeln der U-Bahn. Da sich der Schlaf nicht einstellen wollte, gab ich den Kampf schließlich auf. Stattdessen fischte ich mein Heft aus der Mülltonne, setzte mich wieder an den Küchentisch und schrieb, bis mir die Hand wehtat und die Küchenuhr mir mitteilte, dass es acht Uhr fünfunddreißig war. Dann kochte ich mir einen Kaffee, der so stark war, dass der Löffel quasi aufrecht in der Tasse stand, griff zum Telefon und atmete tief durch.
    Jetzt war zu Kreuze kriechen angesagt, und wie ich Cordelia kannte, würde sie das weidlich ausnutzen.
    Zwei Stunden später habe ich immer noch Magenschmerzen. Nach zwanzig Minuten Süßholzraspeln meinerseits hat sich meine zukünftige Schwiegermutter gnädig dazu herabgelassen, einen neuen Anprobetermin zu vereinbaren und mir großmütig zu vergeben.
    Sie hat mir vergeben? Während ich in der Küche hocke und die Keksdose zu übersehen versuche, komme ich mir vor, als lebe ich in einem absurden Paralleluniversum. Mein Verlobter und seine Mutter haben mich auf die emotionale Streckbank befördert, und ich bin sicher, dass ich das nicht verdient habe. Es kann ja wohl nicht zu viel verlangt sein, wenn man sein Hochzeitskleid selbst aussuchen möchte. Alle meine Freunde finden, ich solle Cordelia nun endlich Kontra geben, aber die haben gut reden, sie müssen es ja nicht machen.
    Während ich meinen Kaffee schlürfe, denke ich darüber nach, weshalb ich so eine Lusche bin, wenn es darum geht, mich gegen James und seine Mutter zur Wehr zu setzen. Ich bin nicht immer so, ehrlich. Ollie behauptet, in der Schule sei ich wie eine Mischung aus Robocop und einem Feldwebel, und es stimmt tatsächlich, dass in meinen Klassen Ruhe herrscht. Siebzehnjährige Rabauken kriegen das Zittern, wenn ich sie anschreie, und das will was heißen. Was also läuft in meinem häuslichen Leben schief? Vermutlich bin ich so erledigt davon, mich den ganzen Tag lang durchschlagen zu müssen, dass ich das nach halb vier nicht weitermachen kann. Wenn die Glocke schrillt und die Kids von meiner Schule auf die unschuldigen Bewohner von West London losgelassen werden, will ich nur noch eines: bei einem großen Glas Wein in mich zusammensacken, die Augen schließen und mich von meinem traumatischen Tag erholen. Mein Lehrerjob raubt mir alle Kraft, und nach den täglichen Gefechten mit Jugendlichen will ich einfach nur noch meine Ruhe haben.
    Aber die scheine ich nicht zu kriegen.

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