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Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)

Titel: Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Saberton
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Gabriel über mich wenig mehr weiß als meinen Namen, ist nicht weiter erstaunlich; schließlich ist er ein Fernsehstar, und ich bin lediglich eine derzeit arbeitslose Englischlehrerin.
    »Willkommen in Tregowan«, sagt er.
    Ich halte die Luft an, denn die Aussicht ist atemberaubend schön. Es wird langsam dunkel, und die Landschaft liegt im Zwielicht, aber man kann noch die flechtenbewachsenen Dächer kleiner Cottages erkennen, auf denen Möwen neben dem Schornstein hocken, um sich zu wärmen. Ganze Schwärme von Möwen kreisen aufgeregt über dem Dorf und ziehen den Fischerbooten entgegen, die mit grünen und roten Lichtern ihre Rückkehr ankündigen. An der Kaimauer wippen Boote auf und ab, und die bunten Farben von Lichterketten in den Fenstern eines Pubs glitzern auf dem Wasser.
    Das ist was anderes als Lewisham.
    »Wunderschön«, sage ich ergriffen.
    »Da ist mein Haus«, erklärt Gabriel und weist auf ein ausladendes weißes Anwesen am Hang des Tales. »Die Familie Lomax wohnt da drüben, in dem rosa Cottage über dem Fischmarkt.«
    Ich beuge mich vor und blinzle. Entweder habe ich mir mit dem jahrelangen Korrigieren von Schulheften die Augen verdorben, oder es gibt dort weit und breit keine Straße.
    »Stimmt«, bestätigt Gabriel, als ich das zur Sprache bringe. »Hinter dem Fischmarkt gibt es einen Pfad nach oben. Der Pfarrer hilft Ihnen bestimmt mit dem Gepäck.«
    Richard wird begeistert sein.
    »Ich muss Sie jetzt hier absetzen«, sagt Gabriel und hält auf einem asphaltierten Rastplatz. »Näher kommen wir mit dem Auto nicht ran.«
    »Macht nichts«, sage ich und schnalle mich ab. »Vielen Dank. Ich bin Ihnen was schuldig.«
    »Sie können mich ja auf einen Drink einladen.« Gabriel holt meine Taschen aus dem Kofferraum, überlässt es aber mir, Zwicki zu tragen. »Wenn Sie Lust haben?«
    Ich traue meinen Ohren kaum. Gabriel Winters möchte mit mir ausgehen! Wer war James gleich wieder? Mads hat auf ganzer Linie recht: Diese Reise aufs Land ist eine exzellente Idee.
    »Das ist ja wohl das Mindeste, was ich tun kann«, erwidere ich so ruhig, als würde ich tagtäglich von reichen und berühmten Schauspielern gefragt, ob ich mit ihnen ausgehen wolle.
    Ich folge ihm also eine schmale Straße entlang, vorbei an kunterbunten Cottages und Geschenkläden mit Schaufenstern voller Kobolde und Bonbons. Wir kommen am Fischmarkt vorüber, wo eine Schar Urlauber den Fischern im Ölzeug zuschaut, wie sie ihren Fang wiegen. Es riecht durchdringend nach Fisch, und ich rümpfe die Nase, aber Zwicki fuchtelt so begeistert mit seinen Fühlern, als wolle er mir sagen, dass er schon fast daheim sei.
    »Wir gehen ins Mermaid «, verkündet Gabriel. »Ein toller Pub. Wird Ihnen gefallen.«
    Wir steigen ein paar in dunklen Fels gehauene Stufen zu dem von Lichterketten umkränzten Häuschen hinauf, das ich schon aus dem Auto gesehen hatte. Gabriel weicht einem Grüppchen Raucher aus, die sich auf der Terrasse um einen schwächlichen Heizpilz scharen, öffnet eine robuste Holztür und duckt sich, als er hindurchgeht. Ich folge ihm – wobei mir natürlich das »Ist er das wirklich?«-Geraune hinter uns nicht entgeht – und wünsche mir, ich hätte noch Zeit gehabt, mich meinen Locken mit einer Bürste zu nähern. Mein erstes und einziges Rendezvous mit einem Star, und meine Haare sehen aus wie die von Ronald McDonald.
    Mal wieder typisch.
    Im Pub ist es ausgesprochen warm und dunkel. Die Leute drängen sich am Tresen und wetteifern um die Gunst der Barkeeperin. In den Fensternischen brüten Touristen mit Wanderstiefeln über Reiseführern und spielen Domino. Die Einheimischen, die sich in einer schummrigen Ecke am anderen Ende der Bar herumdrücken, bleiben unter sich. Am Kamin spielt ein Mann mit großem Hut Gitarre und singt lauthals, während seine Freundin die Zecher davon zu überzeugen versucht, dass sie alberne Hüte aufsetzen und mitsingen sollen. Binnen kurzem habe ich einen Sombrero auf dem Kopf und gröhle mit, während Gabriel, der mit einem Dreispitz lachhaft unwiderstehlich aussieht, gut gelaunt Autogramme gibt. Etliche Leute bewundern Zwicki in seinem blauen Behältnis, aber niemand wundert sich auch nur im Geringsten darüber, dass ich einen Hummer im Schlepptau habe, wenn ich ein Gläschen trinken will.
    »Hier.« Gabriel drückt mir einen Fünfzig-Pfund-Schein in die Hand – ich glaube zumindest, dass es einer ist, da ich so was noch nie zu Gesicht gekriegt habe. »Hol uns Bier! Ich suche einen Platz.«
    Ich

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