Herzstück mit Sahne: Roman (German Edition)
könnte mir da auch gleich was kaufen«, fährt er fort und hält mir die Hand hin, um mir beim Einsteigen behilflich zu sein. Ich hoffe inständig, dass mein Po in dem weiten Rock nicht zu gigantisch wirkt. »Immobilien in Cornwall sind doch eine hervorragende Investition, nicht?«
»Auf jeden Fall!« Ich nicke heftig, obwohl ich mir nicht mal ein Puppenhaus leisten kann.
Gabriel legt den Gang ein, und ich kann den Blick nicht von der kräftigen sonnenbraunen Hand auf dem Schaltknüppel lösen – jener Hand, die Jane Eyre in Ekstase versetzt hat. »Das Haus heißt ›Smuggler’s Rest‹. Ein wundervolles Anwesen, mit fantastischer Aussicht. Es muss allerdings einiges dran gemacht werden, ich werd vielleicht Sarah Beeny mal bitten, einen Blick drauf zu werfen.«
»Echt?« Ich bemühe mich, nicht zu beeindruckt zu klingen. Die berühmte Fernsehmoderatorin und Innenausstatterin, wow!
Wir fahren einen steilen Hügel hinunter und in ein Waldstück hinein. Violette Schatten fallen auf die Straße. Türkisfarbene Wolken schweben am Himmel, und ein schmaler Sichelmond lächelt zu uns herunter. Ich komme mir vor wie in einem höchst sonderbaren Traum.
»Tregowan ist großartig«, sagt Gabriel. »So was wie das Ideal eines Dorfes. Es wird Ihnen bestimmt gefallen … äm …«
»Katy«, sage ich. »Katy Carter. Ich wohne bei Maddy Lomax, der Pfarrersfrau. Sie lebt noch nicht so lange hier.«
Aber das interessiert Gabriel offenbar nicht.
»Hat Jane Ihnen gefallen?«, fragt er, als wir nach einer Haarnadelkurve einen steilen Berg hinauffahren.
Ich überlege, ob ich ihm sagen soll, dass ich die postfeministische Darstellung von Jane für einen gravierenden Irrtum halte und seine Darstellung des Rochester komplett frauenfeindlich finde, nehme aber davon Abstand, als ich seinen erwartungsvollen Gesichtsausdruck bemerke.
»Hinreißend!«, flöte ich unaufrichtig. »Die erotische Szene war vor allem toll.«
Gabriel nickt, und seine goldenen Locken wippen anmutig.
»Colin Firth war echt sauer deshalb«, sagt er grinsend. »Und Helen hat mir gesagt, sie wird das in ihrem nächsten Roman verwenden.«
»Helen?« Die einzige berühmte Helen, die ich kenne, hat vor Äonen bei Big Brother mitgemacht. Würde mich wundern, wenn die ihren Namen richtig buchstabieren geschweige denn ein Buch schreiben könnte.
»Fielding.« Gabriel schaltet einen Gang runter, und wir fahren langsam den nächsten steilen Hügel hinauf. »Die Bridget Jones geschrieben hat! Mein Agent wird mir eine Option auf die Rolle des Rochester verschaffen, Bridgets neuen Liebhaber. Renee ist auch schon dran. Und Hugh.«
Mir schwirrt der Kopf, und ich komme mir vor, als sei ich mitten in einem Klatschblatt gelandet. Im nächsten Moment kommen bestimmt Posh und Beckham unter dem Rücksitz hochgeploppt.
»Aber jetzt genug von mir!«, sagt Gabriel mit einem kehligen Lachen. »Was machen Sie denn so?«
Wie soll ich da nur mithalten?
»Ich arbeite an einem Roman«, antworte ich, weil sich das besser anhört als arbeitslos und abserviert. »Ich werde eine Weile bei Mads wohnen, damit ich in Ruhe schreiben kann. Sie meint, Cornwall sei sehr inspirierend.« Ich beschließe, den Teil über die kraftvollen Männer und meine Suche nach einem eigenen romantischen Helden nicht zu erwähnen. Das käme mir doch angesichts der Tatsache, dass ich gerade neben einem sitze, ziemlich albern vor.
Gabriel schaut mich an und wirft mir ein echt goldiges Lächeln zu. Ich finde es total süß, dass sein Grinsen ein bisschen schief ist, und wünschte, ich könnte sofort ein paar Ideen aufschreiben. Millandra könnte durchaus noch einen weiteren Verehrer brauchen, damit Jake sich ordentlich ins Zeug legen muss.
»Ich finde Cornwall jedenfalls sehr inspirierend«, verkündet er. »Es gibt acht Pubs in Tregowan, und manchmal findet man sogar tolle Mädels am Straßenrand!«
Tolle Mädels ? Die Kids in der Schule halten mich quasi für scheintot. Wayne Lobb hat mich sogar mal gefragt, wie das Leben im Krieg gewesen sei, der freche kleine Mistkerl.
Gabriel schmiert mir echt Honig ums Maul, aber ich fühle mich absurd geschmeichelt, dass er wahrhaftig versucht mich anzubaggern. Den Rest der zwanzigminütigen Fahrt zum Dorf verbringen wir mit lockerem Geplauder – meist über ihn – und gemäßigtem Flirten. Als der BMW dann einen nahezu senkrechten Abhang hinunterfährt, weiß ich alles über Gabriels Berufslaufbahn, von der Zahnpastawerbung bis zum jüngsten Piratenfilm. Und dass
Weitere Kostenlose Bücher