Herztod: Thriller (German Edition)
Abend verschwunden und kann auch nicht geortet werden. Ihr Vorgesetzter meint, dass mit dem Schlimmsten zu rechnen sei. Sie wollen sich allerdings noch heute Nacht den Arzt vorknöpfen und hoffen, dass der Informationen preisgibt, wenn er entsprechend unter Druck gesetzt wird. Ich bin gespannt, ob er zum Beispiel Biltner identifiziert.«
Hannah biss sich auf die Unterlippe. »Was ist mit den Heimmitarbeitern?«
»Keine Ahnung. Interpol meldet sich, sobald es Neues gibt. Wie weit sind Sie mit Biltner?«
»Er denkt immer noch, es geht ausschließlich um den Mord an der Meisner, ist allerdings zunehmend erstaunt, wie viel wir über ihn in Erfahrung gebracht haben.«
»Geben Sie Gas«, sagte Grismann.
21
Katja Wohle hatte zunächst abwehrend reagiert. Erst als Decker ankündigte, dass er trotz der späten Stunde keine Mühe scheuen und ihr einen Polizeiwagen vorbeischicken würde, um sie ins Präsidium abzuholen, wurde sie zugänglicher. »Schon gut, das ist nicht nötig. Was wollen Sie denn eigentlich noch wissen?«
»Alles Mögliche über Ihren Exchef«, entgegnete Decker forsch. »Und wie gerade erwähnt, Sie haben die Wahl – wir können uns ganz gemütlich am Telefon unterhalten, und ich zeichne das Gespräch auf, oder wir treffen uns im Dienstgebäude. Das verfügt zwar auch über durchaus behagliche Räume, finde ich jedenfalls, aber …«
»Sie wiederholen sich, das habe ich schon beim ersten Mal verstanden«, unterbrach sie ihn genervt.
»Klasse. Dann legen Sie mal los.«
»Ich habe Ihnen bereits alles zu ihm gesagt, was mir wichtig schien, und sogar extra noch mal angerufen, um …«
»Was die Auseinandersetzung mit Möller angeht, haben Sie gewaltig übertrieben, das ist jedenfalls inzwischen unser Eindruck«, fiel Decker ihr beherzt ins Wort. »Warum eigentlich?«
»Wie? Was meinen Sie …«
»Ach, hören Sie schon auf, Theater zu spielen! Sie haben die Story gewaltig aufgebauscht, um es mal ganz milde auszudrücken, und wollen Biltner als gefährlichen Totschläger hinstellen. Aber ob er das wirklich ist, wird zumindest diese Geschichte in Ihrer Version nicht beweisen können. Es gibt inzwischen berechtigte Zweifel an Ihrer Darstellung.«
»Dann eben nicht«, entgegnete Wohle schnippisch. »Wenn Sie plötzlich alles besser wissen … Sie sind zu mir gekommen, schon vergessen? Ich dachte, ich tue Ihnen einen Gefallen, wenn ich die Situation wiedergebe. Aber wenn Sie mir ohnehin nicht glauben, was wollen Sie dann überhaupt noch vonmir? Ich kann Ihnen ja viel erzählen – wenn Sie am nächsten Tag berechtigte Zweifel haben, kann ich es aber auch lassen.«
Decker verdrehte die Augen. »Versuchen Sie es einfach noch mal, und bleiben Sie sachlich. Ich will wissen, was Biltner für ein Typ ist! Nicht mehr, aber auch nicht weniger.«
Schweigen. Leises Räuspern. »Na schön – er ist ein ziemliches Arschloch: arrogant, herablassend, tritt auf den Gefühlen anderer herum. Glauben Sie das oder lassen Sie es.«
»Sie waren verliebt in ihn?«
»Ein wenig.«
»Er hat sie abblitzen lassen?« Und dafür hast du ihm gewaltig einen eingeschenkt, dachte er.
»Ja und nein.«
»Können Sie das erläutern?«
Wohle überlegte lange. »Wissen Sie, der Mann ist ein absoluter Profi in seinem Job, er sieht gut aus, er weiß sich zu benehmen, kann überaus charmant sein, verfügt über sportliche Qualitäten, tanzt, dass einem ganz warm ums Herz wird …«
»Und?«
»Ob Sie es glauben oder nicht oder mich für befangen halten oder sonst was, aber … im Bett ist er eine Niete.«
Decker war verblüfft.
»Und ich erwähne das nur, weil es so gar nicht zu diesem Typen passt und kein Mensch auf die Idee käme, dass der Mann Potenzprobleme haben könnte.«
Den Hinweis, dass zu einem erfüllten sexuellen Erlebnis meistens zwei Menschen gehörten, sparte Decker sich. Die Frau wäre nicht auf diesen Aspekt eingegangen, wenn es sich um einen Paarkonflikt gehandelt hätte, weil es sie selbst in einem ungünstigen Licht gezeigt hätte. Darüber hinaus war er ziemlich sicher, dass sie diese Schwäche nicht erfand, um dem Exchef und –Lover in einem hochsensiblen Bereich eins auszuwischen. Im Verhör mit Biltner könnte dieser Punkt aber sicherlich für einen wichtigen Impuls sorgen.
»Ja, das ist interessant«, entgegnete Decker schließlich. »FälltIhnen sonst noch etwas ein – im Hinblick auf seine geschäftlichen Aktivitäten zum Beispiel.«
»Nun, ich denke, dass hier und da Gelder reinfließen, die nicht
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