Herztod: Thriller (German Edition)
zu erzählen haben.«
Biltner lächelte, aber sein Unterkiefer wirkte plötzlich verhärtet. »Alte Polizeitaktik, damit erschrecken Sie mich nicht.«
»Ich will Sie gar nicht erschrecken, schon gar nicht mit alter Polizeitaktik. Sie sollten einfach reden, dann können wir alle Feierabend machen … Ach, nur so nebenbei, warum schleicht Folk eigentlich hinter einem Studenten her? Wissen Sie dazu vielleicht etwas mehr?«
Darauf antwortete Biltner nicht. Sein Gesicht blieb ausdruckslos.
»Nein?« Sie griff erneut in die Akte und präsentierte Biltner eine Aufnahme von dem Studenten Roman Söhler. »Kennen Sie den jungen Mann?«
»Nein.«
»Was will Folk von ihm?«
»Keine Ahnung. Das müssen Sie Folk fragen oder den Studenten selbst. Vielleicht haben die beiden ein Hühnchen miteinander zu rupfen. Dafür können Sie schlechterdings nicht mich verantwortlich machen.«
Hannah winkte ab. »Es existiert übrigens ein recht frivoles Video, das die Affäre zwischen Caroline und ihrem Liebhaber auf anschaulichste Art beweist. Vielleicht haben Sie Kenntnis davon erhalten oder sind sogar verantwortlich für die Aufnahmen – wie auch immer –, und das hat das Fass dann endgültig zum Überlaufen gebracht.«
»Welches Fass? Es interessierte mich nicht, mit wem Caroline geschlafen hat.«
»Nein? Warum nicht?«
Biltner lachte auf.
»Sind Sie nicht interessiert an Sex?«
Für den Bruchteil einer Sekunde war Hannah davon überzeugt, dass der Mann aufspringen und ihr an die Gurgel gehen würde. Sein Blick sprach Bände. Dann hatte er sich wieder unter Kontrolle. »Hätten Sie noch ein Glas Wasser für mich?«, fragte er.
»Natürlich.« Zwei Minuten später brachte ein Beamter das Getränk. Biltner trank in aller Ruhe und leerte das Glas in wenigen Zügen. Seine Hände waren ruhig. »Ich habe die Frau nicht umgebracht, genauso wenig war Michael Folk der Täter«, erklärte er schließlich sachlich. »Ich habe die Bekanntschaft zu ihr geleugnet, um nicht mit einem Mordfall in Verbindung gebracht zu werden, aus naheliegenden geschäftlichen Gründen. Was vorher zwischen uns war, geht Sie, geht niemanden etwas an. So einfach ist das. Sie haben nichts gegen mich in der Hand, und das wissen Sie auch.«
»Das sehe ich anders. Die Verdachtsmomente reichen aus, um morgen Ihre Geschäfts- und Privaträume unter die Lupe zu nehmen und eine Menge Unruhe zu verbreiten«, behauptete Hannah. Sie ließ sich ebenfalls ein Glas Wasser bringen.
»Sie bluffen«, meinte Biltner. »Mit haltlosen Verdächtigungen und ohne jegliche Beweise kriegen Sie keinen Beschluss. Außerdem würde ich dieses Theater jetzt gerne beenden und meinen Anwalt anrufen, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Gute Idee. Sie werden ihn brauchen.« Hannah reichte ihm Zettel und Stift. »Schreiben Sie die Nummer auf, unter der wir ihn erreichen können, aber vergessen Sie nicht, dass es bereits sehr spät ist. Die Kanzlei dürfte längst Feierabend gemacht haben.«
»Ich möchte selbst telefonieren. Das können Sie mir nicht verwehren.«
»Wenn wir vermuten, dass es um weit mehr geht als um haltlose Beschuldigungen und zu befürchten ist, dass Sie ein Gespräch nutzen wollen, um jemanden zu warnen, dürfen wir das sehr wohl«, entgegnete Hannah.
»Wen sollte ich warnen?«
»Einen Mitwisser.«
Biltner umklammerte die Tischkante mit beiden Händen. »Sie machen sich lächerlich, Frau Kommissarin. Noch einmal – wen sollte ich warnen, wenn Sie mich im Verdacht haben, eine Frau ermordet zu haben?«
Hannah sah ihm direkt in die Augen. »Igor.«
Das »Fight-Studio« befand sich im Souterrain eines Sportcenters in der Mendelssohnstraße. Trotz der vorgerückten Stunde waren alle Fenster hell erleuchtet. Decker verriegelte den Wagen und schlüpfte in sein Sakko, als Kuses Handy klingelte. Er sparte sich eine langatmige Begrüßung. »Na, schon was herausgefunden?«
»Ja, hat zwar nichts mit unserem Fall zu tun, könnte euch aber vielleicht im Gespräch weiterhelfen«, erwiderte Stefanie Hobrecht. Sie klang verblüffend munter.
Kuse wusste, dass ihr zusätzliche Nachtschichten nicht das Geringste ausmachten, ganz im Gegenteil – sie lief dann zuHöchstform auf und hatte anschließend Mühe, wieder herunterzukommen. »Nur zu, ich bin ganz Ohr.«
»Der Besitzer ist ein Typ namens Otto Schubert. Der war früher mal ganz erfolgreich im Boxgeschäft, vorwiegend als Trainer und Berater. Vor einigen Jahren gab es Ärger wegen des Vertriebs von unerlaubten Mitteln.
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