Herztod: Thriller (German Edition)
vergeudete, nach Rechtfertigungen zu suchen, dachte sie, während Schaubert die Arbeit des Teams und Hannahs spezielle Rolle erklärte.
Grismann warf ihr einen langen Blick zu, als schließlich Stille eintrat. »BKA, interessant, Kollegin Jakob. Und Sie wollen mir allen Ernstes weismachen, dass Sie nicht den blassesten Schimmer hatten, worum es hier geht?«
Kotti hob den Kopf und fixierte Grismann mit gespitzten Ohren. »Ich muss und will Ihnen gar nichts weismachen«, erwiderte Hannah in lakonischem Tonfall. »Mein Spezialgebiet sind Vermisstenfälle, und zwar seit Jahren. Ich bin nach Hamburg gekommen, um erstmals auch persönlich und vor Ort den Ursachen auf den Grund zu gehen, die zum Verschwinden von Caroline Meisner geführt hatten – eines Allerweltsfalles, wie es anfänglich schien. Reiner Zufall, dass ich mich ausgerechnet für ihn interessierte. Welche Brisanz und tieferliegenden Zusammenhänge sich herauskristallisieren würden, konnte ich nicht ahnen, konnte niemand ahnen.«
»Tatsächlich?« Grismann, ein Mann um die fünfzig, mit eckigen Gesichtszügen und kühlen, eisblauen Augen, verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ja, tatsächlich«, ergriff Jan Pochna das Wort. Sein Ton war schneidend. »Als die Kollegin ihre Ermittlungen aufnahm, gab es nicht den Hauch eines Verdachts auf kriminelle Zusammenhänge, und nach dem Mord wiesen alle Indizien auf eine Beziehungstat hin.«
Hannah verkniff sich ein Lächeln, das ihr Grismann mit Sicherheit übelgenommen hätte.
»Nun gut, lassen wir das im Moment einfach mal so stehen«, meinte der OK-Mann schließlich. »Die Polizeischutzmaßnahmen sind eingeleitet. Es sind zwei Leute abgestellt, nachts kommen zwei weitere dazu, meine besten übrigens. Nach außen hin wird es so wirken, als ob die Familie Besuch hätte.« Er sah auf die Uhr. »In einer Stunde habe ich eine Besprechung mit Interpol – wir haken natürlich nach. Die Firma wird durchleuchtet, im ersten Schritt so unauffällig wie möglich, Biltner und Folk auch. Sollten die in Russland operieren, werden wir etwas finden, da bin ich sicher.«
Ich nicht, dachte Hannah. »Was ist mit dem Aspekt der illegalen Transplantationen? Müssen wir die diesbezüglich bereits ermittelnden Stellen informieren?« Ich hoffe nicht, dachte sie. Das Risiko, die falschen Leute zu warnen und dabei Schade zu früh ins Spiel zu bringen, war viel zu groß.
»Damit warten wir, bis eindeutige und offizielle Aussagen vorliegen«, entschied Grismann nach kurzem Überlegen. »Im Moment haben wir einen Arzt, der sich inoffiziell geäußert und uns wertvolle Hinweise geliefert hat. Gibt es noch weitere neue Aspekte, über die wir reden müssen?« Erneut blickte er auf die Uhr.
Gerd Kuse nickte erst ihm zu und dann in die Runde. »Wir sind auf einen weiteren Namen gestoßen. Folk hat gestern Abend einen jungen Mann observiert, einen Studenten, der in einem Wohnheim in Groß Flottbek wohnt, möglicherweisehat er sich aber auch nur mit ihm getroffen, und die beiden waren zunächst bemüht, nicht zusammen gesehen zu werden. Das kann ich zumindest nicht ausschließen. Wir haben heute Morgen schon mal ein bisschen recherchiert – der Junge heißt Roman Söhler, ist gerade mal zwanzig Jahre alt, fängt in wenigen Wochen mit dem Studium an …«
»Und wo ist der Zusammenhang?«, drängte Florian Decker.
Kuse lächelte. »Er hat bis vor kurzem ein freiwilliges soziales Jahr absolviert – ihr dürft genau einmal raten, wo.«
»In Sankt Petersburg«, sagte Stefanie Hobrecht. »Einzelheiten erfahre ich in Kürze. An einen Zufall mag ich nicht glauben.«
Hannah runzelte die Stirn. »Ein Zwanzigjähriger?« Sie schüttelte den Kopf. Ben war genauso alt und machte sein freiwilliges soziales Jahr in Brasilien.
Grismann stand auf und ging zur Tür. »Ich melde mich, sobald es etwas zu berichten gibt. Auf gute Zusammenarbeit.« Er sah Florian Decker an und warf dann Schaubert einen fragenden Blick zu. »Ich könnte Verstärkung gebrauchen.«
»Hm, gut, warum nicht? Haben wir auch gleich jemanden, der zwischen unseren Abteilungen koordiniert. Flo?«
Decker stand sofort auf. »Gern.«
Als sich die Tür hinter den beiden geschlossen hatte, setzte Pochna ein breites Grinsen auf. »Die Entwicklung des Falls geht dem Grismann aber so richtig auf die Klötze, oder?«
Schaubert zuckte die Achseln. »Sein Problem.«
»Das finde ich auch.« Pochna kraulte Kotti die Ohren und behielt sein Grinsen bei.
Hannah war zufrieden, dass die Dinge
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