Herztod: Thriller (German Edition)
fassungslos und bin fast zusammengebrochen«, fuhr er fort. »Unmöglich, habe ich ihr gesagt – das kann ich nicht, und das werde ich nicht tun. Ich bin kein Krimineller! Du weißt nicht, mit wem du dich anlegst, hat sie erwidert, die machen ihre Gesetze selbst, und sie hat mich beschworen, ihren Anordnungen Folge zu leisten, um niemanden in Gefahr zu bringen. Ich bin für den Rest meines Lebens in Gefahr, wenn ich darauf eingehe, entgegnete ich ihr. So kann ich nicht leben. Daraufhin ist sie … ja, auf ihre kühle Art nahezu wütend geworden. Du gefährdest alles, hat sie gemeint.Ein merkwürdiger Satz, oder? Er ist mir stundenlang nachgegangen. Was bedeutet ›alles‹? Am nächsten Tag wird sie tot aufgefunden. Können Sie sich vorstellen, wie ich mich fühle? Und dann geraten meine Frau und ich zu allem Überfluss auch noch in den Verdacht, sie ermordet zu haben. Die machen mich und meine Familie fertig, wenn ich nicht spure, und dazu sind ihnen alle Mittel recht – das ist die unmissverständliche Botschaft.«
Hannah sah ihn unverwandt an.
»Was denken Sie?«, fragte er.
»Haben die Leute inzwischen noch einmal Kontakt mit Ihnen aufgenommen?«
»Nein. Im Moment herrscht absolute Sendepause, aber ich vermute, nein, ich spüre, dass ich beobachtet werde.« Er sah sie eindringlich an. »Und ich glaube nicht, dass meine Ängste übertrieben oder aus der Luft gegriffen sind, Frau Kommissarin.«
Er hat recht, dachte Hannah. Wir müssen Interpol einschalten und diese Familie schützen, aber wenn wir den Mörder schnappen und die Organisation aufbrechen wollen, muss das völlig unauffällig geschehen.
»Sie haben Caroline erstochen«, fuhr Schade leise fort, und seine Stimme zitterte. »Ein Dolch steckte in ihrem Herzen. Ich kann das immer noch nicht glauben. Wie skrupellos muss man sein, um so etwas zu tun? Sie hat ihnen nichts getan …«
Hannah beugte sich über den Tisch vor. »Dr. Schade, es kristallisiert sich immer stärker heraus, dass Ihre Geliebte für diese Leute arbeitete.«
Schades Augen weiteten sich entsetzt. »Was? Aber …«
»Sie hat Sie und Ihr gesamtes Umfeld ausspioniert, und vielleicht sind Sie nicht mal der Einzige. Es war ihr Auftrag, einen geeigneten Mediziner ausfindig zu machen und eine Beziehung mit ihm einzugehen.«
»Woher wollen Sie …«
»Sie wurde fürstlich entlohnt, das wissen wir inzwischensehr genau. Caroline hat keine Erbschaft gemacht, wie sie Ihnen weismachte, sie hat Schwarzgeld gebunkert, sehr viel Schwarzgeld«, berichtete Hannah weiter. »Und sie musste vielleicht sterben, weil der Plan nicht aufgegangen war, Sie mit der Entführungsnummer kleinzukriegen, sprich: davon zu überzeugen, weitere Aufträge widerspruchslos anzunehmen und zukünftig regelmäßig Transplantationen durchzuführen, idealerweise, ohne sich um ethische und juristische Fragen zu kümmern. Carolines wütende Reaktion auf Ihr Nein zu weiteren OPs würde dazu passen. Damit war ein stärkeres Druckmittel nötig. Möglicherweise hat sie aber auch einen gravierenden Fehler gemacht, und man nutzte die Gelegenheit, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Caroline loszuwerden, auch als Zeugin, und Ihnen unmissverständlich vor Augen zu führen, dass diesen Leuten jedes Mittel recht ist, um ihren Willen durchzusetzen und Sie für ihre Zwecke einzuspannen. Auch Ihre Frau erhielt einen USB-Stick und geriet sogar unter Mordverdacht, nachdem ein Sexvideo von Ihnen und Caroline auf ihrem PC nachgewiesen werden konnte.«
Doktor Schade schwieg.
»Caroline Meisner kennt Sascha Biltner«, fuhr Hannah nach kurzem Überlegen fort. »Bislang spricht jedoch nur ein einziges, noch dazu schwaches Indiz für diese Annahme – ein weiterer Beweis dafür, dass wir es in der Tat mit Profis zu tun haben, die sehr genau wissen, was sie tun. Mit den üblichen Mitteln werden wir ihnen nicht beikommen.« Und voreilige Vernehmungen dürften eher Schaden anrichten, setzte sie im Stillen ihre Überlegungen fort.
»Das ist ja unglaublich. Sie hat mir die ganze Zeit etwas vorgespielt, um …«, flüsterte der Arzt. »Was werden Sie tun?«
»Sie und Ihre Familie erhalten Personenschutz – durch absolute Profis. Niemand wird etwas bemerken. Ich setze mich sofort morgen früh dafür ein«, versprach Hannah. Sie sah auf die Uhr. »Heute früh, meine ich natürlich. Telefonieren Sie nicht mit Ihrem Handy oder über Ihr Festnetztelefon, wennSie mit der Polizei Kontakt aufnehmen. Fällt Ihnen noch etwas ein, was für die
Weitere Kostenlose Bücher