Herztod: Thriller (German Edition)
»Sie haben in der Buchhaltung gearbeitet, wenn ich richtig informiert bin.«
»Sind Sie.«
»Warum muss eine Buchhalterin gehen?«
»Ich musste nicht gehen, ich wollte, und er hat gut bezahlt«, widersprach sie energisch.
Also doch ein aktiver Ausstieg. »Damit Sie den Mund halten?«
Katja Wohle setzte sich ruckartig auf und blickte von Hannah zu Decker und wieder zurück. »Sagen Sie mal, worüber reden wir hier eigentlich? Sie müssen schon etwas konkreter werden.«
»Wir reden über den Geschäftsführer Sascha Biltner. Erzählen Sie uns von ihm. Was ist er für ein Typ?«, fragte Hannah.
»Ein Macher, ein Gewinner, einer, der sich durchsetzt.« Sie zögerte einen Moment. »Na schön … Ich habe Unregelmäßigkeitenbei einigen Geschäftsvorgängen festgestellt, denen ich nachzugehen beabsichtigte. Das wollte er aber nicht. Daraufhin haben wir uns geeinigt, meinen Arbeitsvertrag zum Ende letzten Jahres aufzulösen – in gegenseitigem Einvernehmen. Es gab eine passable Abfindung, mittlerweile arbeite ich als Buchhalterin in Pinneberg, und alles läuft bestens.«
»Was für Unregelmäßigkeiten?«
»Lassen Sie es mich bitte so ausdrücken: Es gab Geschäftsvorfälle, die nicht zu den gebuchten Veranstaltungen passten.«
»Das ist aber mehr als allgemein ausgedrückt«, bemerkte Decker.
»Konkreter möchte ich nicht werden ohne …«
»Was genau hat Sie eigentlich dazu bewogen, einer Unterredung mit uns zuzustimmen?«, fiel Hannah ihr ins Wort.
»Ich bin von Natur aus neugierig.«
»Haben Sie Angst?«
»Ich sprach von Neugier!«, betonte Wohle energisch.
»Und zugleich bestehen Sie auf Diskretion?«
»Ich möchte nicht hinterhertreten – wie gesagt, ich bin großzügig abgefunden worden und …«
Hannah stand abrupt auf. »Gut, lassen wir das. So kommen wir nicht weiter. Ihre Neugier mag ich nicht befriedigen, und unter Diskrektion verstehe ich jedenfalls etwas anderes. Aber einen Versuch war es wert. Wir brauchen zumindest dezente Hinweise, um weiterzukommen. Ich denke, Sie wissen sehr genau, dass in der Firma etwas im Argen liegt, trauen sich aber nicht, deutlicher zu werden, oder spielen mit uns – in der Hoffnung, mehr über ihren Exchef zu erfahren. Dafür ist mir meine Zeit aber entschieden zu schade.« Damit drehte sie sich um und ging mit eiligen Schritten zur Tür, gefolgt von Kotti und dem verblüfften Decker. Sie streckte die Hand zur Klinke aus.
»Warten Sie!«, rief Wohle von weitem und folgte ihnen in die Diele. »Es gab Fake-Buchungen zu Veranstaltungen, die gar nicht stattgefunden hatten«, sagte sie. »Ich bin mehrfachdarüber gestolpert. Er meinte, ich solle mich nicht darum kümmern, und war ziemlich sauer, als ich mich nicht daran hielt, sondern immer wieder nachfragte.«
»Das war alles?«
»Nein.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Bei einer Tagung in Helsinki vor knapp einem Jahr wurde ich Zeugin einer Schlägerei, besser gesagt: Sascha hat sich auf eine Prügelei eingelassen. Ein junger Mediziner aus Stuttgart hat ihn provoziert und …« Sie stockte und wandte das Gesicht ab. »Sascha hat ihn niedergeschlagen und unter Umständen tödlich verletzt.«
Hannah atmete scharf ein. »Wie bitte?«
»Das haben Sie nicht von mir«, fuhr Katja Wohle fort. »Halten Sie da meinen Namen unbedingt heraus.« Sie war bleich, und von ihrer Selbstsicherheit war kaum noch etwas übrig geblieben. »Ich würde diese Aussage nicht vor Gericht wiederholen.«
»Gab es eine Untersuchung?«
»Nein. Jemand hat die Leiche wohl verschwinden lassen, und ich dachte eigentlich, Sie würden deswegen …«
»Jemand?«
»Sascha beauftragte jemanden und …«
»Wollen wir uns nicht wieder hineinsetzen?«, schlug Decker vor, und sie gingen zurück in den Wohnraum, um ihre Plätze einzunehmen.
Katja Wohle sah auf ihre Hände und schwieg eine ganze Weile. »Sascha hat früher regelmäßig bei Ultimate-Fighting-Kämpfen mitgemacht«, begann sie stockend zu berichten. »Ein höchst umstrittener Kampfsport, bei dem es kaum Regeln gibt und die Kämpfer mit fast allen Mitteln aufeinander eindreschen, treten, stoßen, bis einer aufgibt, bewusstlos wird …«
»Oder stirbt?«, wandte Hannah ein.
»Ja. Das passiert selten, zumindest bei offiziellen Kämpfen, aber es passiert natürlich«, erzählte Katja Wohle. »Sascha meinte mal, dass er bei einigen dieser Veranstaltungen hochinteressante und wichtige Leute kennengelernt hätte. In denletzten Jahren ist er selbst nicht mehr in den Ring gestiegen, hat
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