Herztod: Thriller (German Edition)
nach weiteren Ungereimtheiten, mit denen sie beim Geschäftsführer punkten konnte. Schließlich entdeckte sie zwei Konten, auf denen regelmäßig unspezifische Leistungen abgerechnet wurden sowie Überweisungen von einem Unternehmen eingingen, das zwar im Handelsregister eingetragen war, sich aber bei eingehenderen Recherchen als Briefkastenfirma herausstellte. Katja konnte nicht ausschließen, dass der Buchhalter in seine eigene Tasche wirtschaftete, möglicherweise gemeinsam mit ein, zwei anderen Kollegen, und entschied, ihn beim Chef anzuschwärzen, sobald sie genug eindeutiges Material zusammenhatte.
Sascha Biltner reagierte bemerkenswert, als sie ihm an einem Freitagabend nach einer Teamsitzung unter vier Augen die Ergebnisse ihrer Recherchen darlegte. Als sie geendet hatte und ihn abwartend ansah, sagte er sekundenlang kein einziges Wort. Dann nickte er plötzlich, ein flüchtiges Lächeln flog über sein kantiges Gesicht. »Sie sind sehr aufmerksam, Katja, und ziemlich pfiffig.«
»Danke.« Ein wohliges Gefühl durchströmte sie.
Dann stand er auf und trat ans Fenster, um den Blick über die Elbe zu genießen. »Verraten Sie mir doch mal, warum genau Sie nachgeforscht haben«, forderte er sie auf und drehte sich wieder zu ihr um. Das Lächeln war wie weggewischt, seine blauen Augen musterten sie scharf. »Und bitte – seien Sie ehrlich und verschonen Sie mich mit irgendwelchem Schmu, dass Ihnen das Wohl der Firma am Herzen läge oder Ähnliches.«
Katja dachte zuerst, sich verhört zu haben, dann errötete sie. »Ich verstehe nicht …«
»Sie verstehen sehr gut. Ihr Handeln hat einen Grund, und ich will wissen, welchen.«
Katja atmete tief ein. Ihr Herz klopfte stürmisch. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, mit ihren Erkenntnissen zu protzen. Möglicherweise waren der Chef und sein Buchhalter dicke Freunde und machten sogar gemeinsame Sache. Dann wäre der Schuss nach hinten losgegangen, und sie hätte jetzt ein großes Problem.
»Nur zu!«, schob er nach und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Ich wollte Ihnen beweisen, dass ich meinen Job ernst nehme.«
»Davon gehe ich aus, dafür bezahle ich Sie, und zwar gut. Das ist nicht der wahre Grund. Weiter!«
»Ich möchte zeigen, was ich kann.«
»Warum?«
»Um voranzukommen.«
»Aha.« Biltner nickte und setzte sich wieder hinter seinen Schreibtisch. »Damit kommen wir der Sache schon deutlich näher. Sie wollen vorankommen, Ihre Stärken zeigen, Karriere machen und so weiter. Und dafür sind Sie auch bereit, einen Kollegen oder Vorgesetzten, der möglicherweise Mist gebaut hat, auflaufen zu lassen, nicht wahr?«
»Wenn Sie es so ausdrücken, klingt es irgendwie …«
»Mies, richtig. Ich stimme Ihnen zu. Oder nach einem Wettbewerb, bei dem mit allen möglichen Mitteln gekämpft wird.« Er beugte sich über den Tisch und fixierte sie. »Ich sag Ihnen jetzt mal was, Katja – die Überprüfung einzelner Konten und Geschäftsvorfälle gehört nicht in Ihren Aufgabenbereich, es sei denn, ich fordere Sie ausdrücklich dazu auf, ein Auge darauf zu haben. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
»Natürlich.«
»Darüber hinaus können Sie jedoch davon ausgehen, dass ich Ihren Ehrgeiz honorieren werde, früher oder später.«
Keine Minute später erklärte er die Unterredung in kühlemTon für beendet, und Katja war davon überzeugt, dass sie einen großen Fehler gemacht hatte, womöglich den größten in ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn. Der Chefbuchhalter wird mich mobben, wenn er von der Sache erfährt, und früher oder später kann ich gehen.
Aber es kam anders. Biltner ließ sie zwei Wochen schmoren, dann erteilte er ihr im Rahmen eines kaufmännischen Gutachtens zu einer Firma, von der er Gesellschaftsanteile erwerben wollte, einen Sonderauftrag. Katja sollte sich die Gewinn- und Verlustrechnung ansehen, überprüfen und eine Bewertung schreiben. Biltner bezahlte sie hervorragend für einige Stunden Arbeit am Wochenende, und er lud sie zum Essen ein. Katja war hellauf begeistert – der Mann war ein charmanter Gastgeber mit vollendeten Manieren. Sie genoss jede Minute seiner Gegenwart und nutzte fortan in der Firma jede Chance, Zeit in seiner Nähe zu verbringen.
Es folgten weitere kleine Zusatzaufträge und Essenseinladungen. Biltner blieb bei aller Freundlichkeit höflich und zurückhaltend, fast spröde, obwohl Katja ihm mehrfach signalisierte, dass sie ihn mochte und auch nicht abgeneigt war, mit ihm ins Bett zu
Weitere Kostenlose Bücher