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Herztod: Thriller (German Edition)

Herztod: Thriller (German Edition)

Titel: Herztod: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Peters
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Wahrheit anrennen oder sich vor ihr verstecken zu müssen.
    Den Auftrag, den Boris ihr am frühen Morgen erteilte, als ihr Team längst unterwegs war, sollte sie als Chance begreifen. So ähnlich äußerte sich Boris jedenfalls, aber sie nahm diesenHinweis nicht mehr ernst, weil er ihn im Verlauf eines Jahres ungefähr ein Dutzend Mal anbrachte. Außerdem war sie davon überzeugt, dass ohnehin niemand sonst für die Aufgabe in Frage kam, verdeckt in dem Kinderheim zu ermitteln: Sie war eine Frau, nicht mehr jung, höchst unscheinbar, und sie konnte kochen und putzen und würde als Aushilfe nicht auffallen. Dass sie wehrhafter war als manch männlicher Kollege, wusste nur Boris, der miterlebt hatte, als Irina vor zwei Jahren bei einem Sondereinsatzkommando, ohne mit der Wimper zu zucken, zwei bullige Typen niedergestreckt hatte, die mit Messern auf sie losgehen wollten. Einem hatte sie mit einem gezielten Tritt das Schienbein gebrochen, der andere dürfte noch sechs Monate nach der Begegnung mit ihrer Faust Kieferprobleme gehabt haben. Wahrscheinlich bestand Boris deswegen darauf, dass sie in seinem Team blieb, auch wenn es schwierig mit ihr war – niemand war so vielseitig einsetzbar wie Irina.
    Eine Anfrage aus Deutschland, Hamburg. Kinder, die angeblich adoptiert worden waren, sollten als Organspender missbraucht worden sein. Die Klinik befand sich irgendwo in Sankt Petersburg, niemand wusste wo, und das war das Problem. Es gab nichts, was es nicht gab. Irina wusste von Obdachlosen und Straßenkindern, die getötet wurden, um ihre Organe zu verkaufen. Skrupel gab es nicht, wenn es um Geld ging – die einen hatten zu wenig, die anderen zu viel, Letztere meinten, sich alles dafür kaufen zu dürfen, und der Markt bot ihnen genau das an. Wer immer der Markt war oder unter welchem Namen er gerade agierte. So einfach war das.
    Sie band sich Kopftuch und Schürze um, bevor sie sich, wie verabredet, bei der Köchin meldete.

17
    Sascha Biltner reagierte bemerkenswert souverän, nachdem es seiner Sekretärin nicht gelungen war, die Kommissare mit den  üblichen Ausreden abzuwimmeln. Er stand plötzlich in der offenen Tür und lächelte einladend.
    »Natürlich habe ich ein paar Minuten Zeit«, beschwichtigte er seine Mitarbeiterin und nickte ihr beruhigend zu. »Treten Sie doch bitte ein.«
    »Danke für Ihr Verständnis«, erwiderte Hannah und ging an ihm vorbei in sein Büro.
    Der Blick auf die Elbe war hinreißend. Sie setzte sich dennoch mit dem Rücken zum Fenster, nachdem Sascha Biltner sie nach kurzer Vorstellungsrunde aufgefordert hatte, in der Sitzecke vor dem Panoramafenster Platz zu nehmen. Er selbst blieb stehen und bot Getränke an, aber sowohl Decker als auch Hannah lehnten ab. Biltner konnte als attraktiv bezeichnet werden, und er machte eine gute Figur im Anzug, doch für einen Kampfsportler hätte Hannah ihn keineswegs gehalten. Er geht nicht damit hausieren, dachte sie, Ultimate-Fighting galt ja auch nicht unbedingt als salonfähiger Sport.
    Biltner goss sich ein Glas Wasser ein, trank einen Schluck und setzte sich zu ihnen. »Was kann ich für Sie tun?«
    Hannah fing seinen Blick ein. »Es geht um eine Tagung oder einen Kongress, den Sie beziehungsweise Ihre Firma im letzten Herbst in Helsinki ausgerichtet haben. Seinerzeit ist ein junger Arzt, der die Veranstaltung besuchte, spurlos verschwunden. Vielleicht erinnern Sie sich daran.«
    Biltner nickte sofort. »Ja, natürlich – Möller hieß der Mann, nicht wahr?«
    »Richtig. Dr. Paul Möller, ein Hautarzt aus Stuttgart.«
    »Die Behörden haben mich in dem Zusammenhang bereits befragt, aber ich konnte leider keine Hinweise geben.« Er hob mit bedauernder Geste die Hände. Sein Blick war abwartend, aber offen, und er wirkte entspannt. Falls er irritiert oderbeunruhigt war, verstand er es perfekt, seine Gefühlsregung zu verstecken.
    »Das ist uns bekannt. Ihre Aussage dazu liegt vor. Die Stuttgarter Kollegen haben uns in der Zwischenzeit um Amtshilfe gebeten, da sich herausgestellt hat, dass Möllers private Situation in mehrfacher Hinsicht angespannt war«, erläuterte Hannah in beiläufigem Ton, während Decker mit ernster Miene nickte und die Beine übereinanderschlug. »Der Arzt wird darüber hinaus als nicht besonders umgänglicher Typ beschrieben, er galt wohl als streitlustig. Angehörige haben eine entsprechende Aussage nachgereicht, und nun ist es an uns, den Fall zu überprüfen.«
    Biltner hatte aufmerksam zugehört, er hob wieder die

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