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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Kupka
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Leben, mit dem Louis schon zu Zeiten seiner Ehe nichts anzufangen gewusst hatte. Er war nicht der Mann für Kneipen am Abend oder zum Frühschoppen in den Dörfern … das war er nie gewesen und als die Zeit der jungen Burschen bereits mit etwa 16 Jahren derart in den Provinzen die Spreu vom Weizen trennte, gehörte er bereits nicht mehr dazu. Institutionen wie: Musikverein, Fußballclub und Trachtentanzgruppen, zeigten die Verbindlichkeit zum Heimatort ganz deutlich. Nach kurzem Antasten dieser Welt, zog Louis sich schon früh daraus zurück, hatte die erste Freundin schon zu Zeiten, in denen die anderen Burschen des Dorfes sich über Mädchen scheu und ungelenk lustig machten; hinzu kam, dass seine Tante Luise ihm längst das Verständnis für Wohlklang in der  Musik, die Töne der Klassischen Musik in seine Seele gepflanzt hatte. Somit konnte er mit dem Typus ‚Volkstümlichkeit‘ nahezu nichts anfangen. Seine erste Freundin war mit ihren Eltern aus der Fremde nach Bernau gezogen.
     
    Als Tini die Tür öffnete begrüßte sie ihren Freund und stellte ihn sogleich Louis vor. Die beiden gaben sich die Hand und begegneten sich mit freundlichem Blick. Mike hatte dunkles naturgelocktes Haar, war braungebrannt und vermittelte den typischen Segler. Segeln und alles was damit zu tun hatte, war das Hauptthema, über welches Mike stundenlang diskutieren konnte. Auch er war aus dem Freiburger Raum und verbrachte Ferienzeit auf einem nahe gelegenen Campingplatz. Es dauerte nicht sehr lange und Tini begab sich mit Mike eine Treppe höher in ihr Zimmer. Zuvor verabschiedete sie sich von Louis überaus nett auf ‚ein andermal‘ und so blieben Lea und Louis alleine im Raum.
    „Und damit wären wir alleine“, flüsterte Louis heiter, „was machen wir daraus?“
    „Na … schmusen, was sonst!“, war Leas Antwort und schon saß sie auf Louis‘ Schoß.
     
    Es war tief in der Nacht, als Louis aufbrach und vor dem Haus den unbeleuchteten Weg betrat. Die kleine Gartentür quietschte in den Angeln und ihr Schrei drang durch die aufkommende Feuchtigkeit wie ein herabfallender Ast eines Baumes, der im Moosboden stecken bleibt. Louis war benebelt vom Tumult seiner Gefühle. Es war das erste Mal gewesen, dass Lea und er sich körperlich näher gekommen waren. Lea hatte ihn und er sie zärtlich ertastet und die Wogen beider Verlangen konnten ungehindert jeweils das andere Ufer erkunden. Saugend wurden diese aufgenommen und dem anwachsenden Sturm zurückgegeben, der sie um die eigene Achse drehte und neue Wellen daraus formte. Lea und Louis hatten kaum miteinander gesprochen – lediglich das Wichtigste, um sich gegenseitig aus gleicher Richtung zu begegnen, hatten sie geklärt. Danach ließen sie ihre Hände, Lippen und alle Sinne sprechen. Das war genug. Leas Duft benebelte noch immer seine Sinne und so schlug Louis die falsche Wegrichtung ein und merkte es erst, als er am Seeuferweg ankam. Er hätte die entgegengesetzte Richtung zu seinem Wagen nehmen sollen. Lächelnd setzte er sich auf die Mauer und sah auf das nachtschwarze Kleid des Sees hinaus. Nur manchmal warf eine leichte Welle, verursacht vielleicht, durch einen Fisch, den stumpfen Widerschein des Mondes, der in dieser Nacht sein ganzes Gesicht zeigte, zu Louis herauf. Als er zum Haus hinaufsah, ging im oberen Stock gerade das Licht aus. Lea war demnach zu Bett gegangen. Noch immer die Glut in sich spürend, wäre Louis beinahe zu dem Abenteuer bereit gewesen, Lea noch einmal zu rufen, ihr zu klopfen und sie herauszubitten, mit ihr sogar im schwarzen See zu schwimmen oder besser noch: sie am Strand zu lieben. Doch die Stille, welche diesen Fleck auf der Erde zur Stunde beherrschte, war mächtiger als Louis‘ Vorhaben. So brach er auf und schlenderte an dem dunklen, in stillen Schlaf gefallenen Haus, das seine aufgehende Liebe gerade mit unsichtbarer Hand behütete, vorüber zu seinem Auto.

Die Voraussicht
     
     
    Wie soll ich das Geheimnis hüten, wenn die Liebe ihre Sonne ins Herz gepflanzt hat und deren Feuerstrahl mein Inneres schmilzt?
     
     
    „Na, Sie braucht man nicht zu fragen, wie es Ihnen geht, so wie Sie strahlen“, war der erste Satz von Frau Brehmer, als sie einander im Treppenhaus am Dienstagmorgen begegneten. Frau Brehmer war eine herzhafte Hausbewohnerin aus Polen, über Louis‘ und Morris‘ Wohnung, die vor ihrer Pensions-Zeit als Krankenpflegerin in einer nahegelegenen Klinik gearbeitet hatte. Louis verstand sich prima mit Frau Brehmer;

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