Herzüberkopf (German Edition)
Sekunden, bis er es registriert hatte und sich dementsprechend verhielt. Und so ging es weiter – auch in der Wohnung, als er die noch feuchten Badesachen aus dem Rucksack nahm und anstatt zu versorgen aufs Bett warf und sich später darüber wunderte, warum seine Bettdecke so feucht war. Louis bemerkte seine Zerstreutheit, lächelte darüber und genoss dieses Gefühl amüsiert. Louis bereitete sich einen Tee, setzte sich an den Küchentisch und sinnierte nur vor sich hin. Es war Zwei Uhr vorbei, als er zu Bett gehen wollte und feststellte, dass er den Tee unangerührt neben sich hatte stehen lassen. Wieder musste er lächeln und trank den indessen fast kalten Tee in wenigen Zügen rasch aus. Er stand später vor dem Spiegel im Bad und putzte die Zähne. Schon ausgezogen wollte er nach purer Gewohnheit zur Nacht duschen, besann sich aber, nahm noch immer Leas Duft an sich wahr und ging mit großem Vergnügen so zu Bett.
Erste Schritte im Licht
Nacht, die uns vor der Welt getrennt, lässt im Licht uns schutzlos stehen.
Werden wir uns halten,
wenn aller Augen uns so sehen?
Als Louis erwachte, wanderte die Uhr gegen zehn. Es war Montag und er hatte frei. An der Bettkante sitzend waren seine ersten Gedanken an Lea gerichtet. Soviel er sich erinnern konnte, musste sie ebenfalls nicht arbeiten. Sie hatten beide vergessen, etwas zu vereinbaren; vielmehr hatte Louis sehr wohl daran gedacht, es aber sein gelassen, danach zu fragen, weil es einfach nicht gepasst hätte, dieses wunderbare ‚jetzt‘ zu zerstören. Lea … sein Leben veränderte sich gerade in raschem Tempo. Jubel klang in seinem Herzen und zugleich kroch eine Frage ihm den Rücken hoch. Es war die Frage, die sich wohl jeder Verliebte fragt: ob das andere Herz wohl ebenso intensiv empfindet? Möglicherweise würde Lea es an diesem Morgen schon alles bereuen. Bunte Gefühle mit hellen Farben mischten sich mit düster gefärbten Befürchtungen und genauso kunterbunt hüpften seine Gefühle, einmal als Wonne und dann wieder als Angst in ihm auf und ab. Louis lenkte sich ab, rasierte sich und bereitete Frühstück. Im Zimmer nebenan vernahm er Morris, der wohl auch gerade aufgestanden war. Wenig später kam er in die Küche. Morris war allgemein morgens nicht sehr gesprächig, allerdings aber auch nicht schlechter Laune. Louis fragte ihn nach seinem Tagesplan und erfuhr, dass Morris bereits verabredet war. Morris erriet auch rasch, dass Louis wohl wieder an den See fahren würde, weil das Wetter dafür bestens stand und er in letzter Zeit ja ausschließlich dorthin zielte. Louis lächelte zu Morris’ Prognose und bejahte dessen Gedanken. Morris meinte noch, mit leicht tröstendem Unterton, er würde die nächsten Tage wie versprochen, sicher einmal mit an den See gehen. Louis sah ihn nur grinsend an und meinte, es wäre schon in Ordnung. Er wusste, dass Morris derzeit Wichtigeres im Sinn hatte und war auch speziell an diesem Tag nicht traurig darüber, dass er nicht mit kam. Und als hätte es groß am Küchenschrank geschrieben gestanden, fragte Morris daraufhin:
„Kommt deine neue Bekanntschaft, von der du neulich erzählt hattest, noch an den See?“
„Du meinst Lea?“
„Keine Ahnung, du hattest keinen Namen genannt“
„Ja, Lea heißt sie“, antwortete Louis und die Stimme versagte ihm beinahe.
„Ja, wir sahen uns schon ein paar Mal und gestern waren wir im Eiscafé zusammen.“
„Ist sie deine Freundin geworden?“, fragte Morris gerade so heraus und trank seine Tasse Milch aus. Louis war über diese Frage für einen Augenblick völlig irritiert; antwortete aber dann:
„Irgendwie ja; ich mag Lea sehr und mal sehen, was daraus wird.“ Louis fasste sich allmählich und hätte seinem Sohn gerne alles erzählt, doch es war einfach zu früh dafür. Er wusste ja selber nicht einmal, wie es mit Lea weitergehen sollte und ob sie überhaupt noch an einem weiteren Treffen interessiert war.
„Na, vielleicht sehe ich sie ja einmal“, sagte Morris und spülte die leere Tasse aus.
„Ja, vielleicht ergibt es sich“, antwortete Louis und sah Morris gedankenverloren nach, als er die Küche verließ.
Morris war später verschwunden und Louis begab sich ins Büro und erledigte die Geschäftspflichten, die unter der Woche bis zum darauffolgenden Montag meist liegen blieben. Als er die Post-, und Bankgeschäfte erledigt hatte, war es Mittag und Louis beschloss etwas zum Essen einzupacken und gleich zum See zu fahren. Als er am Seeufer
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