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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Kupka
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geahnt, nachdem ich regelmäßig bis zur Nacht nicht zurückgekommen bin.
    „Und du hast ihr alles über uns erzählt?“, fragte Louis weiter, blieb stehen und schaute Lea ungläubig an.
    „Ja … alles! Mütter und Töchter haben keine Geheimnisse“, antwortete Lea und sah Louis tief in seine Augen und fügte grinsend hinzu:
    „Fast alles!“ Dabei hakte Lea sich bei Louis unter und sie gingen weiter.
    „Und was meinte sie dazu? Sie kennt mich doch gar nicht und ich sie ebenfalls nicht.“
    „Vom Sehen weiß sie, wer du bist. Als ich ihr von unserem Altersunterschied erzählte und wie es sonst steht, mit deiner Welt, hat sie schon geschluckt. Sie ist natürlich nicht begeistert, will dich aber kennen lernen und reden mit dir. Ich müsste am Donnerstagabend runter fahren, weil ich am Freitag eine Theaterprobe habe. Wie wär´s? Ich nehme dich mit und du fährst.“ Louis musste das alles zuerst verdauen, lächelte, als Lea ihn grinsend ansah, schwieg aber noch einige Schritte. Dann sagte er:
    „Du spielst Theater?“
    „Ja, ich habe es auch schon einmal erwähnt, als wir da unten saßen und du vorgelesen hast.“
    „Stimmt, du sprachst über das Theaterstück ‚Romeo und Julia, von Shakespeare‘, wo du den Romeo darstellen wirst. Wann findet die Aufführung statt?“, fragte Louis wahrhaft interessiert, da er die Musik aus der Oper gleichen Namens sehr gut kannte.
    „In einer Woche, am Dienstagnachmittag.“
    „Oh, da muss ich wohl arbeiten. Das ist schade.“
    „Und wie ist’s nun am Donnerstagabend?“, hakte Lea noch einmal nach und Louis war noch eine Antwort schuldig.
    „Na klar fahr ich mit dir runter. Und am Samstag fahren wir zu mir nach St. Blasien. Bleibt es dabei?“
    „Ja, das tun wir“, erwiderte Lea heiter und so gingen sie Arm in Arm zum See.
     
    Nachdem Louis und Lea vom Schwimmen aus dem See wateten und über größere Steine balancierten, welche den Strand säumten, um zum vertrauten Platz am Stein zu gelangen, waren sie sehr ausgelassen und vergaßen völlig die Welt um sie her. Es war niemand am Seeufer zu sehen; lediglich die feinen Wellen plätscherten gluckernd zwischen den Steinen und irgendwo in den Bäumen schnatterten Elstern und scheuchten andere Vögel dabei auf. Zärtlich betastete Louis Leas Hände; zwischendurch trafen sich ihre Blicke; sie küssten sich leidenschaftlich – Louis liebte es, Leas Lippen zu spüren und dieses unsagbare Blau ihrer Augen davor oder danach aus nächster Nähe zu erhaschen. In diesem Blau versank stets seine ganze Seele, die am liebsten laut hinausgeschrien hätte, dass er restlos in Lea verliebt war. Später, als es wieder einmal dunkel war und sie sich verabschiedeten, fragte Louis:
    „Arbeitest du eigentlich die ganzen Ferien über durch?“
    „Am Donnerstag in einer Woche das letzte Mal. Ich habe es dir noch gar nicht erzählt – alles geht auch so schnell – ich fahre mit einer Gruppe aus der Schule für zwei Wochen zur Insel Korfu. Das ist schon lange Zeit gebucht. Am Samstag in einer Woche geht’s los“, antwortete Lea mit plötzlich ernster Miene und einem kleinen gezogen Fältchen an der Nasenwurzel.
    „Aber … freust du dich denn nicht darauf?  Es soll  dort sehr schön sein. Odysseus traf der Sage nach in der griechischen Odyssee am Strand von Korfu Nausikaa, die schöne Tochter des Phäakenkönigs Alkinoos“, sagte Louis aufmunternd, obgleich diese Botschaft ihm sehr wohl einen Stich im Herzen versetzt hatte.
    „Na ja, König hin oder her, da sehen wir uns erst einmal für zwei Wochen nicht. Ich weiß nicht, ob das so toll ist. Es hat ja keiner wissen können …“
    „Psst,  nicht dran denken jetzt. Noch ist es nicht soweit und zu ändern ist es nun mal nicht. Korfu wird sicher schön für dich und ich werde auf dich warten und  sicher ständig an dich denken“, versuchte Louis sie zu trösten und bevor sie auseinander gingen, schmiegte Lea sich noch einmal eng an ihn. Als er durch die Dunkelheit zum Wagen ging, war ihm tatsächlich schwer zumute. ‚Liebe ist nur Leid‘, flüsterte ihm die Voraussicht. ‚Liebe bringt nur Schmerz‘, flüsterte ihm die Angst. Doch Louis fühlte dennoch diese wunderbare, nach allen Seiten ausstrahlende Wärme in seinem Herzen und verdrängte das imaginäre Geflüster, indem er glücklich lächelnd zum Sternenhimmel sah.
     
    Der Donnerstag kam und Louis wurde nervös. Es fühlte sich für ihn an, als müsste er zu einer Prüfung, die es zu bestehen galt und die über seine

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