Herzüberkopf (German Edition)
sich an den Händen und tauschten, von den Anwesenden unbemerkt, Zärtlichkeit aus. Monia lenkte irgendwann das Gesprächsthema auf Mode und Haare. Das war ohnehin Louis‘ Berufswelt und dadurch wurde er als aktiver Kenner dieses Metiers zu allem Möglichen befragt. Blicke, die er zwischendurch mit Lea tauschte, zeigten ihm, dass es ihr gefiel, wie er aufgenommen wurde. Der Abend war gelungen und Louis fühlte sich wahrlich wohl in Leas Freundeskreis. Oft genug steht die Meinung wie ein Dogma, bei fünfzehn-, bis zwanzig Jahre älteren Leuten, dass in dementsprechend jungen Gesellschaftskreisen über völlig unwichtige Sachen geredet würde; Louis wurde eines besseren belehrt und stellte fest, dass vielfach sogar umgekehrt war. Es gab in seinem Jahrgang deutlich mehr Besserwisser, als bei Leas Jahrgang. Namentlich mochte es sein, dass es diesbezüglich eine ganz normale Entwicklung eines jeden sein mochte. Louis und Lea hatten Monia dazu eingeladen, sie nach Hause zu fahren. Monia wohnte in der Nähe und es lag auf halbem Weg zu Leas Elternhaus. Beim Verabschieden sagte Monia, dass sie es schön gefunden hatte, Louis kennen zu lernen; so drückten sie sich die Hände und noch ehe die Wagentür geschlossen wurde, sagte Monia noch zu Lea:
„Wir sehen uns ja übermorgen zur Besprechung wegen Korfu. Tschüss dann mal“.
Ausgerechnet schon am kommenden Samstag verreiste Lea für zwei Wochen. Beide fanden das nun schade, dass sie sich nicht sehen konnten. Natürlich gönnte Louis ihr die Freude der Reise. Es war lediglich die Zeit, in der sie sich einfach nicht hatten; gerade jetzt, da ihre Liebe so jung und der Sommer so schön war.
„Am Samstag ist es ja schon so weit“, sagte Lea fast bedrückt, als sie in Richtung Windenreute auf die dunkle Landstraße einbogen.
„Ja“, sagte Louis.
„Ich weiß jetzt schon, ich werde dich sehr vermissen in den zwei Wochen.“ Am Parkplatz, vor der elterlichen Wohnung angekommen, legte Lea sich schräg zu ihm mit dem Kopf auf seinen Schoß und Louis hielt sie zärtlich fest.
„Und ich werde dich ganz sicher ebenso vermissen“, flüsterte sie.
„Kannst du am Donnerstag wieder kommen? – Nein, du musst kommen, ich will es, dass du zu mir kommst, weil ich nicht mehr zum See hochfahren kann und am Samstag geht’s los. Also musst du kommen, so einfach ist das!“, sagte Lea entschlossen und zog Louis, beide Arme um seinen Nacken gelegt, zu sich herunter. Louis amüsierte sich über ihre Art, ihn einzuwickeln; genau damit konnte sie ihn zu allen Taten ermuntern, obgleich er ohnehin dazu bereit gewesen wäre. Louis‘ Herz stand zu der Zeit bereits weit mehr in Flammen, als er es sich je ersonnen hätte.
Spät nach Mitternacht kam Louis zu Hause in St. Blasien an. In Morris‘ Zimmer war es still und so schlich Louis auf leisen Sohlen in die Küche und richtete sich ein Brot mit etwas Käse dazu. Dann kam Morris doch dazu. Durst plagte ihn – er hatte bereits geschlafen. Er setzte sich zu Louis und erzählte ein wenig darüber, was er mit seinen Freunden am Nachmittag unternommen hatte. Louis erzählte im Gegenzug von der Umgebung, die er durch Lea neu kennen gelernt hatte.
In dem Gespräch erwähnte Morris, dass er Lea sehr nett fand und er sich darüber freute, dass sie Louis‘ Freundin sei. Oh wie gut diese Worte taten und Louis stimmte Morris kopfnickend zu, mit leuchtender Freude im Innern.
Als Louis diesmal in Begleitung von Morris bei strahlendem Sonnenschein zum See fuhr, hätte er Morris gerne das Häuschen gezeigt, welches zu Leas Familie gehörte; allzu gerne hätte er es gehabt, wenn Lea überhaupt da gewesen wäre, jetzt, da er schon einmal in Begleitung seines Sohnes zum See kam. Doch Lea war nicht da, soviel wusste Louis und so beschlossen die beiden, an einem anderen Abschnitt des Sees zu lagern, weil sie zudem später ein kleines Lagerfeuer entzünden wollten. Das wäre am Strandabschnitt bei Leas Umgebung nicht möglich gewesen. Gerne hätte Louis es gehabt, wenn Kira wieder einmal dabei hätte sein wollen, so wie früher, doch er hatte sie im Laufe des Montags so kurzfristig nicht mehr erreicht. Die Geschwister verstanden sich gut; ganz besonders, seit Kira nicht mehr Tür an Tür mit ihrem Bruder in derselben Wohnung wohnte. Früher war das schwieriger gewesen; eine wohl allübliche Entwicklung unter Geschwistern dieser Altersgruppe. Der Nachmittag tat sowohl Louis als auch Morris gut. Sie hatten Zeit zum Plaudern; dabei wurden eher
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