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Herzüberkopf (German Edition)

Herzüberkopf (German Edition)

Titel: Herzüberkopf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ludwig Kupka
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das Weite zu suchen. Er dachte an Lea und daran, dass sie die Theaterprobe hatte – musste grinsen, als er es sich vorstellte, wie Lea den Romeo spielte. Gleichsam war er heilfroh darüber, dass sie nicht die Julia spielte, denn wenn der Romeo …, aber genug! Morgen erst sahen sie sich wieder und da holte Louis sie zum ersten Mal nach St. Blasien. Mit jenem Gedanken, dass er am Abend ohnehin nicht zum See gefahren wäre, genoss er das Regenwetter ganz entspannt, trank seinen Milchkaffee aus, putzte sich danach die Zähne und huschte die Treppen zum Geschäft hinunter und startete den zweiten Teil seines Arbeitstages.
     
    Als Louis am Samstagmittag das Geschäft verließ, hatte er es eilig. Bevor er Lea abholte, wollte er noch einige Lebensmittel und vor allem Lakritze einkaufen. Noch niemals zuvor hatte er Lakritze gekauft, geschweige denn gegessen – durchaus gekostet, doch keinen Geschmack daran gefunden. Nun aber hatte er ganz nebenbei von Lea erfahren, dass sie Lakritze  zu naschen liebte. Damit wollte er sie überraschen. An der Haustür klingelte es und Louis überlegte sich schon, wie er diesen Irgendjemand am schnellsten abwimmeln konnte, damit er seinen Plan nicht verfehlte, doch es erwies sich, dass es zwei Freundinnen von Morris waren, die ihn besuchen wollten; jedoch war Morris noch gar nicht da und so wurden die auf später vertröstet. 
    „Na, sind Sie auf den Geschmack gekommen?“, fragte die Verkäuferin an der Kasse, die immer ein Wort extra übrig hatte, als sie zwei Beutel Lakritze einscannte.
    „Ja, durchaus“, antwortete Louis nur lächelnd.
    „Ich kann nicht genug davon kriegen“, fügte sie hinzu und Louis konnte schon erahnen, wie ihr das Wasser im Munde zusammenlief.
    „In gewisser Weise geht es mir ähnlich“, sagte er im Gehen und schmunzelte über die heitere Zweideutigkeit, als er den Supermarkt verließ. Jetzt hatte er noch gute dreißig Minuten Zeit, um die Sachen nach Hause zu bringen und um nach Schluchsee zu fahren. Zuletzt musste er sich doch noch sputen, die ganze Zeit über hatte er getrödelt und nun rannte die Zeit. Auf keinen Fall wollte er später als vereinbart eintreffen; das war alte Schule, die ihm sein Vater schon eingetrichtert hatte, als Louis noch ein kleiner Bursche gewesen war. Kurz vor der Abbiegung zum Wolfsgrund war Louis beruhigt – er war gerast und hatte noch zehn Minuten Zeit. Langsam rollte er über die enge Stahlbrücke, die über die Zugschienen führte und da stand Lea schon und wartete. Sie trug einen weinroten Rock mit romantischen Rüschen am Saum und ein rosafarbenes, eng geschnittenes Oberteil, welches ihre schlanke Figur wundervoll betonte. Ein passendes Strick-Jäckchen hielt sie über dem Arm und die Haare hatte sie lässig hochgesteckt. An den Konturen zeigten sich die romantischen Naturlocken, die sich kaum von den Klemmen und Haarnadeln im Zaum halten ließen. Lea strahlte und senkte aber gespielt den Kopf, als Louis ausstieg und ihr die Wagentüre öffnete und um sie zu begrüßen.
    „Ich warte schon eine Ewigkeit“, kam der gespielte Vorwurf und Louis stieg darauf ein und sagte:
    „Ich war so nervös und habe mich verfahren, … wusste nicht mehr, wo es lang geht …“
    „Das glaub ich sofort“, lachte Lea heraus und stieg ein. Louis vergaß schon wieder die Zeit und wollte an Ort und Stelle kurz turteln, doch Lea trieb ihn ungeduldig an.
    „Fahr jetzt endlich los; wir müssen dringend nach St. Blasien“, betonte Lea und zeigte ihre großen Augen, worauf Louis amüsiert sofort den Wagen startete und losfuhr. Unterwegs meinte sie, er solle nicht so rasen und auch nicht so eng auf die Vorausfahrenden auffahren, worauf Louis sie in die Seite zwickte und wie umgeschaltet ganz sachte weiterfuhr.
    „Haben deine Eltern sich noch einmal in Bezug auf uns geäußert, seit ich bei dir war?“, fragte Louis interessiert.
    „Meine Mutter denkt mal so und mal so darüber; kann vieles verstehen … will aber noch reden, irgendwann mal. Mein Stiefvater bringt da kein Verständnis dafür auf – mischt sich aber auch nicht ein. Es war gut dass du da warst; durchaus finden sie dich nett … es ist ein anderes Problem“, antwortete Lea daraufhin und während sie sprach, sah Louis sie von der Seite her immer wieder kurz an und bewunderte an ihr diese Sicherheit, welche sie ausstrahlte, obgleich Lea ihm anvertraut hatte, dass sie überhaupt nicht viel Sicherheit habe. Doch Louis sah und spürte von Anfang an eine Stärke in ihr, die er

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