Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
das Handy, das in der Waschmaschine schwimmen gelernt hat?“ Peter goss einen starken Kaffee in Wolfs Tasse und hätte ihn beim Lachen fast verbrüht.
„Halt die Klappe, wenn du heute wieder bei mir essen willst!“
„Apropos essen. Ich hab Nadja gefragt.“ Kruse machte ein stolzes Gesicht.
„Echt? Und für wann?“
„Wie für wann?“
„Ja, ihr werdet doch einen Termin ausgemacht haben.“
„Nein.“
„Du machst Scherze.“
„Nein, ich habe sie erst mal gefragt, ob sie überhaupt Lust hat. Ich wollte doch nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen und sie zu einem festen Termin verpflichten.“
„Dann bist du doch keinen Schritt weitergekommen.“
„Doch. Ich weiß jetzt, dass ich sie irgendwann einladen kann.“
„Das verstehe ich nicht, ich glaube, ihr seid echt eine andere Generation. Wenn ich mich mit einer Frau verabreden möchte, mache ich gleich Nägel mit Köpfen.
Und dann warte ich auch nicht noch lange ab. Sie könnte es sich doch sonst wieder anders überlegen.“ Peter lächelte vielsagend.
„Der Herr Hauptkommissar gibt kluge Ratschläge, weil er selbst so ein versierter Charmeur ist und die Frauen bei ihm vor der Tür Schlange stehen.“
„Ach, du bist doch bekloppt, Kruse! Mach doch, was du willst.“
„Mach ich auch, und ich mach’s auch wie ich will!“
„Hauptsache, du kochst später bei euch keinen Kaffee!“, lachte Wolf und spuckte das Gebräu in die Tasse zurück. „Pfui, der ist ja so was von ekelig. Da steht doch der Löffel drin.“
Der Tag hätte schön werden können, aber es waren Kräfte am Werk, die dafür sorgten, dass er den beiden Kommissaren nicht in guter Erinnerung bleiben würde.
Hausbesuch
„Pack mir doch mal bitte ein paar sterile Platten, Betaisodona, eine elastische Binde und Leukosilk ein, ach, und vergiss die Thrombosespritzen nicht. Die kann sich Marie-Sophie dann ja über’s Wochenende selbst spritzen.“
Anke stutzte und sah Heiner an.
„Willst du wirklich zu ihr rausfahren? Sie kann sich doch herbringen lassen.“
„Ich habe vorhin mit Frau Schulze telefoniert. Ihr Mann kommt erst morgen nach Hause und sie hat niemanden, der sie fahren kann.“
„Soll ich sie holen, dann kannst du dir den Weg sparen?“
„Nein, nein, kein Problem, ich muss sowieso noch bei Erna Koch vorbeischauen. Das ist ganz um die Ecke.“
„Wenn du meinst, mehr als anbieten kann ich es dir nicht.“ Anke schmollte.
„Das ist ja lieb von dir, aber ich komme praktisch direkt bei ihr vorbei.“
„Meinst du wirklich, dass sie unbedingt Thrombosespritzen braucht? Sie wird nicht nur herumsitzen.
Ich halte das für überflüssig.“ Anke wurde unruhig.
Wie sollte Heiner auch ahnen, warum sie verhindern wollte, dass Marie-Sophies Blut verdünnt wurde.
„Wir werden sehen. Dazu kann ich mehr sagen, wenn ich weiß, ob der Fuß weiter angeschwollen ist und wie lange sie immobil ist. Es ist sicherer, denke ich. Ich glaube auch nicht, dass sie am Montag schon wieder arbeiten kann.“
„Ich komme schon alleine klar. Ist zwar etwas stressig, aber du weißt ja, dass ich hart im Nehmen bin.“ Heiner nickte und ging zurück in sein Sprechzimmer, um seine Tasche zu holen.
Anke hatte inzwischen eine kleine Tüte für ihn zusammengepackt.
„Ich hab noch zwei Binden und ein paar sterile Platten mehr reingetan, damit sie sich am Wochenende selbst versorgen kann“, sagte sie und gab ihm den Beutel in die Hand. Dabei streifte sie ihn leicht mit ihrer Brust.
„Das war eine gute Idee.“
„Ich habe immer gute Ideen.“ Sie lächelte mehrdeutig. „Das mit den Thrombosespritzen solltest du dir wirklich noch mal überlegen!“, sagte sie. Doch Heiner war in Gedanken schon bei seinen Hausbesuchen und bemerkte weder ihre Nähe noch ihre Unruhe.
Er steckte noch kurz den Kopf ins Labor und wünschte Leslie einen schönen Abend, die ihn bat, Marie-Sophie herzlich zu grüßen und ihr gute Besserung zu wünschen.
„Ach, genau“, fügte Anke hinzu, „das hätte ich fast vergessen. Von mir natürlich auch.“ Mit sehnsüchtigem Blick sah sie Heiner nach, der mit wehendem Trench den Flur hinunterging.
Schatten
Der Schatten, der Marie-Sophie in der Nacht verfolgt hatte, war auch am nächsten Tag wieder da gewesen.
Dezent hielt er sich im Hintergrund, ohne jemals in Erscheinung zu treten. Er beobachtete und lernte, studierte Gewohnheiten oder Vorlieben. Niemand hätte ihn als das erkannt, was er wirklich war. Er hatte die Gabe sich zu verbergen, indem er anwesend
Weitere Kostenlose Bücher