Hetzer & Kruse 03 - Schattengift
weiteres Wort beendeten sie die erste Mahlzeit des Tages, aber das Schweigen war angenehm. Es war kein belastendes Schweigen, sondern ein vertrauensvolles, das nur in einer Atmosphäre der Geborgenheit möglich war, wie es sie zwischen Freunden gab.
Er war froh, dass Moni ein Gespür dafür hatte, wann er denken musste und nicht sprechen konnte. Und sie wusste, dass er ihr erzählen würde, was ihn bewegte, wenn die Zeit dafür reif war.
„Tschüss, Moni“, sagte er zum Abschied, „kommst du klar mit den zwei Hunden? Ich versuche, zwischendurch vorbeizukommen. Mal sehen, was wir mit Aisha machen. Möglicherweise kommt ihr Besitzer nach Hause.“
„Mach dir keine Gedanken, ich habe nichts vor und kann das Hundesitting in beiden Fällen übernehmen.
Ich will sie nur nicht so gerne zusammenlassen. Du weißt ja, wie Hündinnen untereinander sein können.“
„Nee, das lass auch mal lieber. Das können wir höchstens zusammen versuchen, aber vielleicht ist das gar nicht nötig. Wir werden sehen.“ Er winkte zum Abschied, stieg in seinen Wagen und fuhr los.
Moni blickte ihm nach. In ihr bebte noch die Erinnerung an die gemeinsame Nacht, in der sie sich an ihn geschmiegt und gespürt hatte, dass sie ihn begehrte.
Heimfahrt
Der schreckliche Regen hatte endlich aufgehört. Thomas Schulze war froh, denn auf der A7 war für einen Samstagmorgen viel Betrieb.
Er dachte auf der linken Spur über sein Leben nach, über Sven, über Marie-Sophie und wie er weitermachen sollte.
Sein Problem war, dass er sie beide liebte. Er hätte sich gut eine Beziehung zu dritt vorstellen können, aber das war weder mit Marie noch mit Sven möglich.
Sie wollten ihn nicht teilen. Und irgendwo konnte er sie auch verstehen. Wenn er überlegte, dass er einen von beiden mit jemand anderem teilen sollte, sträubten sich ihm ebenfalls die Nackenhaare. Das war das Verrückte an der Situation. Sie war aus dem einen Blickwinkel verständlich und aus dem anderen verwerflich.
Er lebte in Parallelwelten. Im Grunde betrog er weder seine Frau noch seinen Freund. Sein Lieben existierte gleichwertig. Er liebte zwei Menschen. Herrgott, das war doch auch bei Eltern möglich. Sie liebten mehrere Kinder, die Kinder liebten beide Eltern. Scheiterte das Lieben unterschiedlicher Personen zur gleichen Zeit daran, dass es auch um Sex ging? Oder daran, dass man sich des anderen nicht unverbrüchlich sicher war?
Sven hatte zwar verstanden, dass er sich Sorgen um seine Frau machte, aber ihm war sie egal. Was wäre, überlegte er, wenn sich die beiden auch liebten, also jeder jeden. Wäre dann eine Dreierbeziehung machbar und möglich?
Ein Wagen zog auf seine Spur, er musste stark abbremsen. Das riss ihn kurz aus seinen Gedanken.
Würde er denn mit Frau und Freund gleichzeitig ins Bett gehen wollen, fragte er sich? Wollte er, dass der jeweils andere miterlebte, was er mit dem einen teilte?
Oder dass er sah, was sie miteinander trieben?
Er stellte sich vor, wie sie alle nackt waren auf einem großen Bett. Er sah ihre Brüste wippen und streichelte in Gedanken ihren Po mit der linken Hand. Mit der rechten fühlte er Svens Rundungen vom Bein bis hinauf zum Rücken. Er verglich die beiden Gesäße unter seiner Hand und fügte sie zu einem Ganzen zusammen. Gleiches machte er mit ihrer beider Brüste. Die eine weich und warm, die andere fest und muskulös.
Er fühlte, wie die Erregung in ihm aufstieg und sich ausbreitete. Nein, es störte ihn nicht, wenn sie miteinander schliefen. Im Geiste sah er sie und massierte sich dabei.
Was, so dachte er, wäre das Vollkommene? Ein Rausch zu dritt. Sich an Sven zu reiben und mit ihm gemeinsam in ihr zu kommen.
Er war ganz erfüllt von diesem Gefühl allumfassender Lust, die in seinem Kopf explodierte. Nur Lust und Genuss spürte er in seiner Sterbesekunde, als sei dies der einzig wahre Höhepunkt. Danach war nichts.
Nichts als Blech und Blut.
Der nächste Morgen
Als Wolf Hetzer an der Haustür seines Kollegen klingelte, rührte sich nichts. Hetzer stöhnte. Kruse würde doch nicht verschlafen haben? Sie wollten sich um neun Uhr im Wald mit Holger Pinell treffen. Der Regen hatte endlich aufgehört. Sie wollten die bessere Witterung und das Tageslicht nutzen, um die Gegend rund um den Tatort noch einmal abzugehen.
Er klingelte Sturm und zog gleichzeitig sein Handy aus der Tasche. Wechselweise rief er auf Peters Festnetz und seinem Mobiltelefon an, bis endlich ein spärlicher, aber wüster Haarschopf, der Nadjas
Weitere Kostenlose Bücher