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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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an, wodurch er sich genötigt fühlte, sich zu erklären: »Für euch mag es ja ganz entspannend sein, kreuz, und quer durch dieses Land zu fahren, aber gefühlt habe ich die letzten zwei Tage nur im Auto gesessen …« Dann fügte er noch hinzu: »… und bin hunderte Kilometer durch Einkaufspassagen gelaufen.« Alle lachten und die beiden Frauen der Familie konnten sich den unschuldigen Blick zu den an der Wand aufgereihten Einkaufstüten nicht verkneifen.
Dann schlug Mike vor: »Wie wäre es mit ein bisschen Baden, ein bisschen Essen und einfach mal nichts tun?«
»Nichts dagegen«, stimmte Petra zu.
»Kann ich dann etwas mit Sjören machen?«, fragte Katja und erntete ein Nicken, begleitet von einem unterdrückten Schmunzeln ihrer Eltern.
Nach dem ausgedehnten Frühstück ging Katja über die Wiese, bis sie knapp vor dem Waldrand endlich ein wenn auch schwaches Handynetz gefunden hatte. Zu ihrer Überraschung hob Sjören fast sofort ab und teilte ihr mit, dass einige Lehrer krank geworden sind, weshalb er schon frei hatte und in einer halben Stunde da sein könnte.

Als das Mofa vor dem Haus hielt, war der Rest der Familie gerade dabei hinunter zum See zu gehen. Katja versprach bis zum Abendessen wieder da zu sein, dann setzte sie sich hinter Sjören und sie fuhren los. Die Art, wie seine Tochter ihre Arme um den Jungen geschlungen hatte, versetzte Mike einen Stich, aber er wusste, dass er sich daran gewöhnen musste.
Kurz nach der ersten Kurve im Wald blieb Sjören stehen und stellte den Motor ab. »Was ist?«, fragte Katja, als sie ihren Helm abgenommen hatte. Sjören tat es ihr gleich, wirkte aber ziemlich nervös: »Fahren wir wieder zu der Strandbar …«, Katja wollte schon zustimmen, als er weiterredete, »oder wollen wir zu einem kleinen versteckten Strand, den ich vor Kurzem entdeckt habe?«
Katja musste nicht lange überlegen. Erstens wäre sie gerne einmal mit Sjören etwas alleine gewesen und zweitens hatte sie keine Lust, wieder dieser Hanna über den Weg zu laufen. Mit jedem anderen Jungen hätte sie es sich zweimal überlegt, zu einem abgelegenen Ort zu fahren, aber auch sie wollte Sjören etwas näherkommen. Außerdem hatte sie in der letzten Zeit lernen müssen, wie man Grenzen setzt, auch wenn sie es sich nicht vorstellen konnte, dass das bei ihm nötig war. Grinsend sah sie ihn an und sagte: »Na dann los, auf zu deinem Strand.« Der Versuch, sich die Freude über diese Entscheidung nicht anmerken zu lassen, missglückte ihm völlig. Darum zog er sich schnell den Helm über den Kopf und startete den Motor.

Keiner von beiden ahnte, dass das Motorengeräusch nicht nur Tiere aufgeschreckt hatte. Und die kurze Pause verhalf IHM zu einer Information, die er trotz seiner Technik nie bekommen hätte. Gerade als er im Begriff war, das alte Fahrrad aus einer mit Zweigen abgedeckten Mulde abseits der Straße zu holen, hörte er das Mofa zum zweiten Mal näher kommen. Er hatte nur wenige Sekunden, aber diese reichten, um sich hinter einen Busch zu ducken und die beiden passieren zu lassen. Doch genau, als sie sich auf seiner Höhe befanden, hielt der Junge seltsamerweise an und es war für ihn ein Leichtes, das Gespräch zu belauschen. Jetzt brauchte er ihnen nicht mehr direkt zu folgen. Es gab nur eine Bucht, die dieser Sjören meinen konnte und die kannte jeder, der hier aufgewachsen war. Er dankte seinem Dämon, wartete, bis die beiden weg waren, und fuhr dann gemütlich mit seinem Fahrrad zu dem Ort, an dem das Spiel beginnen würde.

Anders als auf der Seeseite, wo ihr Ferienhaus stand, war das Ufer hier steiler und an vielen Stellen so felsig, dass man nicht bis an das Wasser herankam. Als Sjören plötzlich von der Uferstraße abbog, dachte Katja zuerst, er hätte die Kontrolle verloren und sie würden abstürzen. Der schmale Pfad war von der Straße aus kaum zu erkennen und für das Mofa schon sehr grenzwertig. Aber irgendwie schafften sie es ohne Schrammen an den dicht stehenden Dornenbüschen und herumliegenden Felsbrocken vorbei bis fast direkt an den See. Als eine hohe Steinstufe die Weiterfahrt verhinderte, stiegen sie ab und kletterten die letzten Meter bis zum Ufer hinunter.
»Da entlang!«, sagte Sjören, noch bevor Katja sich über den wenig attraktiven Ort wundern konnte. Er deutete nach rechts und ging auch schon voran. Nach höchstens fünfzig Metern ragte eine mächtige Felskante bis ins Wasser hinein und Katja fragte sich erneut, was denn hier so toll sein sollte.
»Du musst

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