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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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heute lange unterwegs.«
    »Hast du eigentlich Geschwister?« Katja stellte gerade fest, dass sie im Grund nichts über Sjörens sonstiges Leben wusste.
»Nein, ich bin Einzelkind.« Dann hob er den Finger: »Aber kein verwöhntes.« Beide lachten und nachdem Katja seinem Vorschlag zugestimmt hatte, schoben sie das Mofa bis hinauf zur Straße und fuhren zu ihm nach Hause.

Sjören wohnte mit seinen Eltern am Ortsrand, in einem einfachen, aber gemütlichen Holzhaus mit einem großen Garten, der direkt in ein angrenzendes Feld überging. Als die beiden ankamen, dauerte es keine zehn Sekunden, bis eine Frau mittleren Alters um die Hausecke gelaufen kam und schon von Weitem winkte.
»Das ist meine Mutter!«, stellte Sjören mit leicht genervtem Unterton fest. Doch die Erklärung war eigentlich überflüssig, da er ihr wie aus dem Gesicht geschnitten war.
»Herzlich willkommen! Du musst Katja sein, mein Sohn hat schon viel von dir erzählt«, wurde Katja in gebrochenem Deutsch, dafür aber mit überschwänglichem Händeschütteln begrüßt. Und hätte Sjören ihr nicht etwas auf Finnisch zugeraunt, Katja wäre um eine Umarmung nicht herumgekommen. Sie mochte diese etwas hagere Frau auf Anhieb. Durch die vielen Lachfalten und ihre herzliche Art konnte man gar nicht anders, als sich sofort akzeptiert zu fühlen.
Trotz Sjörens Versuchen, sie davon abzubringen, mussten sie zuerst mit seiner Mutter Kuchen essen und eine Tasse Tee trinken, bevor sie hinauf in sein Zimmer gehen durften. Dass sich das alles nicht noch mehr in die Länge zog, hatten sie nur dem Umstand zu verdanken, dass seine Mutter noch einen Termin in der nächstgrößeren Stadt hatte und irgendwann los musste.
»Sie ist sehr nett!«, stellte Katja fest, als sie endlich alleine waren.
»Ja, aber sie kann auch nerven!«, erwiderte Sjören und Katja lachte: »Das können sie alle.«
»Komm, wir gehen rauf in mein Zimmer.« Katja nickte und folgte ihm hinauf in den ersten Stock des Hauses. Doch statt, wie erwartet, eine der beiden Türen zu öffnen, zog Sjören einen Vorhang zur Seite, hinter dem sich eine weitere Treppe versteckte. Man hatte ihm das gesamte Dachgeschoss zur Verfügung gestellt, was ein riesiges Zimmer und sogar ein kleines Bad beherbergte. Fast schon ehrfürchtig trat Katja in Sjörens Reich. Irgendwie hatte sie das Gefühl, ein intimes Detail vom ihm gezeigt zu bekommen.
»Wow, nicht schlecht«, stellte sie fest, als sie sich etwas umgesehen hatte. Vor einem riesigen Fenster, das in Richtung des Feldes zeigte, stand ein großer, aber unaufgeräumter Schreibtisch mit einem kleinen Laptop darauf. In die schrägen Wände hatte man einige Schränke und Regale eingepasst und am hinteren Ende des Raumes stand, etwas durch den Treppenaufgang versteckt, ein großes Doppelschlafsofa. Fast so wie jeder andere Teenager hielt auch Sjören nicht allzu viel von Ordnung. Das Bettzeug lag wild zerwühlt auf dem Bett und einige Klamotten waren unachtsam auf einen kleinen Sessel geworfen worden, der in der Ecke stand.
»Schön, dass es dir gefällt«, sagte Sjören und wirkte dabei etwas unschlüssig, was er jetzt tun sollte. Auch Katja stand einfach nur herum und wollte gerade zu dem großen Fenster gehen, als der kleine Laptop die Situation rettete. Sjören hatte den gleichen Hinweiston für neue Facebook-Nachrichten eingestellt wie Katja auch.
»Schau ruhig!«, motivierte sie ihn, da er aussah, als traute er sich nicht, die Nachricht anzusehen. »Ist bestimmt nichts Wichtiges«, erwiderte er, setzte sich aber trotzdem an den Schreibtisch und klappte das Gerät auf. »Schon wieder Hanna. Die geht mir so was von auf den Geist«, stellte er hörbar genervt fest.
»Die Kellnerin am Strand sagte, ihr hattet einmal was miteinander«, ging Katja, ohne jeden Vorwurf in der Stimme, darauf ein. »Ja, und es dauerte genau eine Woche«, stellte er abwertend fest und redete dann weiter, »Hanna ist dumm und so was von eifersüchtig, dass sie nie jemanden finden wird, der es mit ihr aushält. Und wie du siehst, hört ihre Eifersucht auch danach nicht auf! Ich weiß langsam wirklich nicht mehr, was ich machen soll.«
Ohne auf den Monitor zu blicken, ging Katja zu Sjören und nahm ihn von hinten in den Arm. Dann sagte sie leise: »Lass dich nicht ärgern und gehe am besten auf nichts mehr von ihr ein. Eine Freundin von mir hatte das gleiche Problem, und als sie ihren Ex konsequent ignorierte, hörte er nach einer Woche damit auf, ihr hinterher zu spionieren.«
»Danke!«,

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