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Heuchler

Heuchler

Titel: Heuchler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Franley
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deine Schuhe ausziehen!«, holte Sjören sie aus ihren Gedanken und sie fragte irritiert: »Was muss ich?«
»Du musst deine Schuhe ausziehen!«, wiederholter er und schnürte bereits seine eigenen Turnschuhe auf. Dann zeigte er auf die Felskante und sagte: »Wir müssen da herum, aber keine Sorge, das Wasser ist nicht tief.« Dann wartete er nicht länger und ging voran.
»Wow!«, mehr brachte Katja nicht heraus. Tatsächlich war ihr das Wasser nur bis knapp über die Knöchel gegangen, aber der Lohn für die nassen Füße war gigantisch.
Vor ihr lag eine Bucht, wie man sie für Reiseführer fotografierte. Eingerahmt von fast glatten, zehn Meter hohen Felswänden lag ein unberührter Sandstrand.
Fast genau in der Mitte der U-förmigen Bucht hatten es drei kleine Bäume geschafft, sich anzusiedeln, was den Eindruck einer Oase vermittelte. Da der Blick nach links von der Felswand versperrt war, konnte man das schmale Ende des Sees, und damit auch Tonstad, nicht sehen. Nach rechts dagegen lag der See in seiner ganzen Länge vor ihnen und man hatte das Gefühl, allein auf der Welt zu sein.
»Das ist phantastisch!«, zeigte sich Katja begeistert, wobei Sjören sie lächelnd beobachtete. »Und hier kommt sonst keiner her?«, fragte sie ungläubig.
»Kaum. Und zu dieser Zeit überhaupt nicht«, erklärte Sören.
»Aber warum nicht?«, hakte Katja verwundert nach.
»Die Fischer fahren weiter bis an das andere Ende des Sees, weil es nur dort erlaubt ist, mit Netzen zu fangen, und für die Leihboote der Touristen ist es zu weit. Lass uns da rübergehen«, schlug Sjören vor und zeigte auf den Schatten der drei Bäume. Inzwischen war es 12 Uhr geworden und die Sonne entfaltete ihre ganze Kraft. Während Sjören seinen Rucksack vom Rücken nahm und das Strandtuch herauskramte, zog Katja ihre Klamotten aus und war froh den Bikini schon darunter zu haben. Denn eine Möglichkeit zum Umziehen gab es hier nicht. Dann rief sie: »Komm ins Wasser!«, und rannte auch schon los.
Sjören brauchte noch etwas, aber kurz darauf schwammen die beiden um die Wette und genossen die herrliche Erfrischung. Nachdem sie die hundert Meter hinaus und wieder zurück geschwommen waren, legten sie sich schwer atmend in das flache Wasser und blickten hinaus auf den See.
»Bleiben wir in Kontakt, wenn du wieder in Deutschland bist?« Die Frage kam völlig unvermittelt und versetzte Katja einen Stich. Dann sah sie Sjören von der Seite an und schaffte es nicht, die Träne zurückzuhalten. Er löste den Blick vom See und sah ihr in die Augen: »Tut mir leid, ich wollte dich nicht daran erinnern!« Seine Hand legte sich vorsichtig über ihre, und Katja genoss diese erste bewusste Berührung. Von den Jungs zu Hause war sie es gewöhnt, dass diese alles, und das möglichst schnell, wollten. Umso angenehmer war es mit Sjören, der sie während all der Tage nie zu etwas gedrängt hatte. »Ist nicht schlimm«, flüsterte sie, »ich möchte nur noch nicht darüber nachdenken.« Er deutete ein Nicken an und blickte wieder nach vorne. Katja beugte sich zu ihm rüber und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Doch er kam nicht mehr dazu, sich darüber zu freuen, denn Katja hatte sich eine vorbeischwimmende Alge geschnappt und ihm diese an den Rücken geklatscht.
»Hey!«, protestierte er, worauf das nächste schleimige Gewächs auf seinem Kopf landete. Er revanchierte sich mit einer satten Packung auf Katjas Bauch und kurz darauf jagten sie sich gegenseitig über den Strand.
Katja gab als Erste auf und stellte fest: »Ich habe riesigen Durst!«
»Oben im Rucksack habe ich eine kalte Cola.«
»Oh ja!«, stieß Katja aus und kurz darauf saßen sie unter der Baumgruppe und genossen das immer noch eiskalte Getränk. »Und jetzt?«, fragte Sjören, nachdem ihr Durst gestillt war.
»Lass uns eine kleine Pause machen, bevor ich dir eine Gesichtsmaske aus Algen auflege«, schlug Katja frech grinsend vor und legte sich auf den Rücken.

»Los, zeigt mir etwas Brauchbares«, sagte ER zu sich selbst und brachte seinen Apparat in Stellung. Es war heiß hier oben auf den Felsen, aber das störte ihn nicht. Genüsslich erschlug er ein Insekt nach dem anderen, und wartete beharrlich auf seine Gelegenheit.

Katja und Sjören lagen eine Weile schweigend nebeneinander und schauten durch das Blätterdach hinauf zum Himmel. Diesmal war es Katja, die ihre Hand in seine legte und selbst diese einfache Berührung genoss. Ein warmes Kribbeln durchzog ihren Körper, ein Gefühl, das sie so nicht

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