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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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auch, was es mit der Geschichte um seinen Vornamen für eine Bewandtnis hatte.
    »Du bist eine faszinierende, begehrenswerte Frau. Unter anderen Umständen wäre ich dir mit Haut und Haaren verfallen«, er fuhr Annemarie liebevoll über die Haare. »Aber es ist, wie es ist und da gibt es für uns keine Zukunft. Und für einen so genannten ›One night stand‹ bist du mir viel zu schade .«
    »Ich wünschte mir, mein Ex wäre so standhaft gewesen wie du es jetzt bist«, sinnierte sie. Sie schien zwar enttäuscht, aber nicht böse zu sein. »Glückliche Wilma, ich beneide sie sehr .«
    Palinski überlegte, ob er das der Frau, die er seit 24 Jahren nicht geheiratet hatte, bei Gelegenheit erzählen sollte. Fand dann aber, dass es wahrscheinlich keine sehr gute Idee war. Man musste Ehrlichkeit ja auch nicht übertreiben.
    »Ich will dich jetzt auch nicht mit dieser Floskel ›Vielleicht können wir Freunde bleiben‹ abspeisen«, fuhr er fort. »Auch wenn ich mir das wünschen würde.«
    »Weißt du was, vielleicht sollten wir das zumindest versuchen .« Sie lachte schon wieder. »Wir sind ja noch nicht zu weit gegangen für eine Freundschaft .« Sie küsste ihn auf die Wange und stand auf.
    Eine Stunde später lag Palinski schon im Bett in seinem Büro und sinnierte, ob es nicht doch vertretbar gewesen wäre, Annemarie gegenüber erst eine Stunde später so offen zu sein. Andererseits kam er langsam in ein Alter, in dem der bloße Gedanke, er hätte können, hätte er nur gewollt, auch schon seine Reize hatte.

     

5
    Der Parkplatz des in der warmen Jahreszeit besonders bei den jungen Leuten äußerst beliebten »Krapfenwaldbades« war im Winter naturgemäß ein plakatives Beispiel für gähnende Leere. Wie die meisten abgeschiedenen Plätze dieser Art hatte der Parkplatz Sommer wie Winter eine ungeheure Attraktivität für viele junge, motorisierte Paare, die ungestört schmusen oder eine rasche Nummer schieben wollten.
    So auch Werner T. (22) und Bettina F. (20), die nach einer feuchtfröhlichen Party mit Studienkollegen ihre eben erst gemachte Bekanntschaft weiter vertiefen wollten. Die beiden waren gegen 2 Uhr morgens in Werners altem Kombi angekommen und hatten sich die dunkelste Ecke des ohnehin nur schwach beleuchteten Areals als Abstellplatz ausgesucht. Doch das traute Tete-à-Tete der beiden hatte sich so gar nicht nach Bettinas Geschmack entwickelt. Denn alle drei, vier Minuten hatte Werners Handy mit einer polyphonen Version von Bizets »Auf in den Kampf, Torero« den Eingang eines weiteren Gespräches angekündigt.
    Und dieser total gestörte Telefonfreak Werner war nicht Manns genug gewesen, das Gerät einfach abzustellen. Obwohl es sich bei den bisherigen Anrufern jedes Mal um einen seiner Freunde gehandelt hatte. Die offenbar nur wissen wollten, ob er beim »Knacken der Nuss« schon erfolgreich gewesen war.
    »Wenn du das nächste Gespräch annimmst«, hatte sie ihn noch ausdrücklich gewarnt, »dann kannst du mich vergessen .« Werner hatte ihr nicht geglaubt und auf das nächste Klingeln wie auf alle bisherigen reagiert. Er hatte das Gespräch angenommen.
    Doch Bettina war eine ernstzunehmende junge Frau. Mit einem entschlossenen Griff hatte sie dem jungen Mann sein Lieblingsspielzeug weggenommen, die Wagentüre geöffnet und das Handy im hohen Bogen in die Natur befördert.
    »Bist du jetzt total verrückt geworden ?« , Werner hatte sich fürchterlich aufgeregt. Dann war er aus dem Wagen gesprungen und hatte sich auf die Suche gemacht. »Hilf mir wenigstens, du dumme Kuh«, hatte er sie aufgefordert, mit seiner charmanten Art, aber keinen Erfolg gehabt. So war er alleine durch die stockdunkle Natur gestolpert. Nur sein gelegentliches Fluchen hatte Bettina verraten, wo ungefähr sich ihr neuer Ex-Freund gerade aufhielt.
    Plötzlich war es still geworden, dann hatte sie einen unterdrückten Aufschrei gehört und Werner war schon wieder neben dem Auto gestanden.
    »Gibt mir Dein Handy«, hatte er sie atemlos aufgefordert.
    »Das kommt überhaupt nicht in Frage«, hatte sie keinen Zweifel an ihrer Einstellung aufkommen lassen.
    »Dann ruf du die Polizei an. Da hinten liegt ein Toter in einem Schlafsack .«
    Jetzt war es schon fast 5 Uhr früh und die Kriminalpolizei unter der Leitung von Martin Sandegger war schon mehr als eine Stunde am Werk. Der Fundort der Leiche war großräumig abgesperrt worden, die Spurensicherung hatte ihre Arbeit unmittelbar an der Leiche beendet und sie zum Abtransport ins

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