Heurigenpassion
aber ist jeder der beiden zu Tode beleidigt, wenn wir den anderen nehmen und nicht ihn. Fällt uns sonst niemand ein ?«
Während Schneckenburger noch grübelte, schien dem großen Mann eine Idee zu kommen. »Wir haben doch auch jemanden im ›Talon‹, von dem keiner so genau weiß, was er tut, der aber schon gute Leistungen erbracht hat .«
Der Ministerialrat hatte keine Ahnung, an wen sein Chef dachte. Und das war schlecht, denn der Minister liebte es, wenn seine Leute mitdachten und das auch beweisen konnten.
»Sie meinen doch nicht ...«, Schneckenburger versuchte es mit einem Bluff. Das hatte schon einige Male funktioniert.
»Ja, genau den«, der Minister freute sich über seinen cleveren Mitarbeiter. »Wenn Sie den für ein Referat gewinnen können, würde ich mir das sogar anhören. Vielleicht kapiere ich dann endlich, was er unter Krimilieteratonie oder wie das Zeug heißt, versteht .«
Schneckenburger war gleichermaßen erleichtert wie verblüfft. Der Alte wollte tatsächlich Palinski als Referent haben. »Ich hoffe, der Mann ist in Wien und hat am Freitag Zeit .«
»Sagen Sie meinem Freund Mario«, der Minister blickte seinem Ministerialrat tief ins Auge, »dass ihn sein Freund Josef um diesen Gefallen bittet .«
Miki Schneckenburger glaubte zu träumen. »Und das soll ich genau so sagen ?«
»Jawohl, Schneckenburger«, bestätigte der Minister, »Lapinski und ich sind seit der Ansbichler-Geschichte per du. Aber nur im privaten Bereich natürlich.«
»Palinski, Herr Minister«, warf Schneckenburger ein.
»Was meinen Sie ?«
»Ihr Freund heißt Palinski, Herr Minister, und nicht Lapinski .«
»Ach, Lapinski oder Palinski, das ist doch egal. Hauptsache, mein Freund Mario hält dieses blöde Referat .«
* * *
»Bei dem Toten handelt es sich um den 47-jährigen Alois Huntzinger, der in der Himmelstraße 32 gewohnt hat .« Martin Sandegger informierte Inspektor Helmut Wallner über die Ereignisse am frühen Morgen. »Das ist das Haus, vor dem der Container mit der Leiche der armen Elena Kalkonides gefunden worden ist. In diesem Zusammenhang ist auch interessant, dass der Körper Huntzingers einige Hämatome aufweist, die auf Fußtritte schließen lassen. Da war jemand ganz schön zornig. Schon wieder einmal.«
Spätestens jetzt war Wallner hellwach. »Du meinst, so zornig wie der Totschläger von Elena ?«
»Genau so«, bestätigte Sandegger. »Hellmer und Witzmann sind schon in der Wohnung Huntzingers. Vielleicht finden sie etwas, was eine noch deutlichere Verbindung zu Elena herstellt .«
Inzwischen hatte auch Palinski den Raum betreten und die beiden Beamten begrüßt. Sandegger wiederholte für den Neuangekommenen kurz das bisher Gesagte. »Wenn wir jetzt noch das Auto mit dem abweichenden Reifenprofil links vorne finden, ist der Fall so gut wie gelöst«, gab sich Sandegger optimistisch. »Wir sollten gleich einmal die Fahrzeuge der Schwarzenbachs kontrollieren .«
»In diesem Zusammenhang wird es euch interessieren, dass Schwarzenbach senior unten beim Diensthabenden ist und eben einen Autodiebstahl anzeigt«, auch Palinski konnte etwas Neues zu diesem Gespräch beitragen.
»Na, diese Gelegenheit sollten wir gleich nutzen«, meinte Wallner nach einer Schrecksekunde und griff zum Hörer. Fünf Minuten später nahm Karl Schwarzenbach auf dem Sessel vor Wallners Schreibtisch Platz.
Wie Schwarzenbach angab, war der alte, auf seinen Vater zugelassene Mazda heute nicht mehr auf dem üblichen Abstellplatz vor dem Haus gestanden. Ja, der Wagen hatte vor einigen Tagen einen Patschen links vorne und das Reserverad Sommerbereifung gehabt.
Nein, er hatte keine Ahnung, wo der Wagen jetzt sein konnte. Und einen Alois Huntzinger kannte er auch nicht. Letzte Nacht war er zu Hause gewesen und sein Sohn hatte bei einer Freundin in Tulln übernachtet. Ihren Namen gab er mit Lisa Ferrari an.
»Tut ma leid, die Herrn, dass ich ihnen net höffn hab können«, bedauerte Schwarzenbach mit einem leichten Anflug von Häme in der Stimme. Dann stand er auf und verließ den Raum.
»Ich wette, der Sohn war’s und der Vater hat ihm geholfen«, mutmaßte Palinski und keiner widersprach ihm. Bloß mit echten Beweisen sah es noch etwas schlecht aus. »Es reicht nicht einmal für einen Hausdurchsuchungsbefehl«, wusste Wallner.
»Die Freundin in Tulln klingt aber sehr nach Künstlernamen«, warf Palinski ein. »Die Frau sollten wir uns näher ansehen .«
Ein Anruf des Inspektors in Tulln bestätigte den
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