Heurigenpassion
bis heute 9 Uhr mit ihr zusammen gewesen war.
»Aba Josefa, von sieben bis Mitternacht warst doch bei die Seniorn«, rief ihr der Gendarm in Erinnerung.
»Des stimmt schon«, räumte die Ferrari ein ,« aba da Blacky is die ganze Zeit hinten im Saal gsessen.«
»Könnten Sie vor Gericht beschwören, dass Sie Hans Schwarzenbach den ganzen Abend über gesehen haben ?« , wollte Wallner sie festlegen.
»Na ja, beschwören kann ich des natürlich net«, räumte die nachdenklich gewordene Frau ein. »Weil ich hab ja a Menge zu tuan ghabt, auf und auch hinter da Bühne .«
»Sie können also nicht ausschließen, dass Herr Schwarzenbach, sagen wir, zwischen 8 und 11 Uhr den Saal verlassen hat, ohne dass es Ihnen aufgefallen wäre ?« , legte Palinski noch einmal nach.
Sie überlegte kurz, dann schüttelte sie ihre prachtvolle rote Mähne. »Also ausschließen kann ichs net, aba ich bin sicha, er is die ganze Zeit da gwesn .«
Zehn Minuten später waren Wallner und Palinski schon wieder unterwegs nach Wien. Sie nahmen ganz bewusst den Umweg über den Parkplatz beim »Krapfenwaldbad« auf sich, den sie trotz nur mäßigen Tempos in 25 Minuten erreichten.
»Das Alibi Schwarzenbachs ist nicht sehr viel wert«, sprach Wallner aus, was Palinski dachte. »Wenn unsere Leute morgen bei der Befragung der Bewohner des Altersheimes niemanden finden, der ›Blackys‹ Alibi zweifelsfrei bestätigen kann, bekommen wir unseren Durchsuchungsbefehl .«
»Apropos ›Blacky‹«, brachte sich jetzt auch Palinski ein. »Wie es aussieht, ist die Verwendung des Spitznamens doch nicht auf die Schulzeit beschränkt .«
Während der Weiterfahrt zur Hohen Warte meldete sich Wallners Mobiltelefon. Es war Sandegger mit neuen Ergebnissen. Der Inspektor hörte aufmerksam zu, dankte und meinte abschließend noch, dass er in Kürze im Büro sein würde.
»Der rote Fleck an der Mauer im Hof des Kutscherhauses stammt definitiv vom Blut der Elena Kalkonides. Damit steht jetzt auch der Tatort eindeutig fest«, gab er sein neugewonnes Wissen an Palinski weiter. »Das haben wir aber bereits angenommen. Noch interessanter ist, was Hellmer und Bartinek in der Wohnung Huntzingers entdeckt haben .«
Offenbar war der arbeitslose Bürokaufmann ein begeisterter Hobbyfotograf gewesen. In der Wohnung hatten die Beamten neben mehreren Kameras, zahlreichen belichteten Filmen und hunderten Schwarz-Weiß Fotos auch eine richtig altmodische Dunkelkammer gefunden. Auf einigen offenbar mit einem äußerst lichtempfindlichen Material aufgenommen Bildern war jemand zu sehen, der etwas vor sich herschob. Zusammen mit einigen weiteren Fotos ergab das eine Sequenz, die jemanden zeigte, der einen Müllcontainer schob. Leider war nicht zu erkennen, um wenn es sich dabei handelte.
»Hellmer hat auch den Film gefunden. Und jetzt kommt das Beste .« Der Inspektor machte es wieder richtig spannend. »Von den 32 Negativen, die sich auf dem Film befinden müssten, sind aber lediglich 28 vorhanden. Was können wir daraus schließen ?«
Palinski schätze den Inspektor sehr und mochte ihn wirklich. Bloß diese gelegentlich zur Schau getragene Oberlehrermanier des Freundes ging ihm echt auf den Wecker.
»Du meinst, wenn wir Glück haben, finden wir die 4 Negative auch noch. Und auf einem davon wird der Mann zu erkennen sein .«
»Bingo«, freute sich Wallner. »Und es ist ein starkes Indiz dafür, dass Huntzinger den Täter erkannt hat und erpressen wollte .«
»Und dass der darüber sehr zornig geworden ist, nicht lange überlegt und wieder zugeschlagen hat«, rundete Palinski die Schlussfolgerung ab.
»Am liebsten würde ich sofort zu den Schwarzenbachs fahren und die Sache zu Ende bringen«, meinte Wallner. »Aber wir sollten die Überprüfung des Alibis abwarten. Für alle Fälle stellen wir das Haus unter ständige Beobachtung. Sicher ist sicher .«
* * *
Dr. Annemarie Sumser und Gerichtsvollzieher Waldemar Zwettler saßen im Café im Ankunftsbereich des Flughafens Wien Schwechat. Es war kurz nach 21.15 Uhr und sie hatten ihr »Hauptquartier« schon vor mehr als drei Stunden hier aufgeschlagen. Die Angelegenheit war der Anwältin zu wichtig, um irgendwelche Risiken einzugehen. Daher hatten sie und Zwettler schon alle früheren, für eine Rückkehr Marinovs in Frage kommenden Ankünfte überwacht. Die direkten Maschinen und auch andere Flüge, die einen mit einem Zwischenstopp aus Zürich nach Wien bringen konnten. Die Anwältin hatte der Polizei und der
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