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Heurigenpassion

Heurigenpassion

Titel: Heurigenpassion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Emme
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Amelia allerdings klar machen sollte, dass er sie unmittelbar nach ihrer Befreiung schon wieder verlassen musste, um seine Alte nicht misstrauisch zu machen, war ihm noch nicht klar. Aber eines nach dem anderen. Es würde ihm schon etwas einfallen. Bisher war ihm immer noch etwas eingefallen.
    Dieser Scheiß Ferenc hatte sich noch immer nicht gemeldet. Falls es gar nicht anders ging, konnte er die Diamanten vielleicht als Sicherheit für einen Bankkredit anbieten. Das war zwar höchst riskant wegen der Masseverwalterin, die alle seine Handlungen zweifellos weiterhin mit Argusaugen verfolgte. Aber sobald er das Geld und Amelia frei bekommen hatte, war ihm alles andere eigentlich egal. Sollte die gute Frau doch schaun, wie sie dem Erpresser das Geld wieder abnehmen konnte.
    Der Gedanke, sein Problem mit einem Bankkredit zu lösen, war angesichts seiner wirtschaftlichen Situation eigentlich frech, ja kühn. Er passte gut zu dem Image, das zu haben er glaubte. Und er stimmte ihn optimistisch. Die Sache würde schon laufen, wie sie noch immer für ihn gelaufen war.
    Er musste nur darauf achten, dass ihm niemand zu dem kleinen Appartement im 8. Bezirk folgte, in dem er sich mit seinen Damen zu treffen pflegte. Zuletzt nur mehr mit Amelia. Und in dem er das versteckt hatte, was er verniedlichend seine »Altersvorsorge« nannte. Industriediamanten im Wert von etwas mehr als 500.000 Euro.

     
    * * *

     
    Palinski war eindeutig nicht ausgeschlafen. Angesichts der Alternativen »Noch zwei Stunden büseln und zu spät zur Familie kommen« oder gleich zu fahren, hatte er sich für Zweiteres entschieden. Jetzt war es 9.30 Uhr und er wollte zu Mittag in Ottenschlag sein. Die Beschaffung des Leihwagens würde mindestens eine Stunde in Anspruch nehmen. Damit wurde die Zeit schon wieder knapp. Verdammt knapp.
    Also entschloss er sich zu einer etwas teureren, aber auch erheblich angenehmeren Variante.
    Er bestellte sich ein Taxi und handelte mit dem Fahrer einen Pauschalpreis von 300 Euro für die Fahrt inklusive Wartezeit aus. Dann nahm er im Fond des Wagens Platz und schlief, bis ihn die vertraute Silhouette des Ottenschlager Schlosses am Horizont willkommen hieß.
    Um 11.45 Uhr erreichte das Taxi den etwas außerhalb des Ortes gelegenen Hof Onkel Alois’, wo er schon erwartet wurde.

     
    * * *

     
    Während sich Palinski an einem köstlichen Schweinsbraten mit, wie könnte es in dieser Gegend anders sein, Waldviertler Knödeln und warmem Krautsalat gütlich tat, erhielt Wallner den Anruf des diensthabenden Pathologen im gerichtsmedizinischen Institut. Der Inspektor kannte Dr. Nußwald als ruhigen, besonnenen Mann von großer fachlicher Kompetenz. So außer sich wie heute hatte er den Mann noch nie zuvor erlebt.
    »Wallner«, platzte Dr. Nußwald heraus, »ich habe mir gedacht, Sie schon einmal telefonisch über das zu informieren, was wir hier gefunden haben .«
    »Das muss ja etwas Außergewöhnliches sein, wenn Sie so aufgeregt sind, Doktor .«
    »Das kann man wohl sagen. Ernst Schwarzenbach ist an einer Überdosis Insulin gestorben .« Der Doktor holte tief Luft. »Und es sieht alles danach aus, als ob man ihm diese vorsätzlich injiziert hätte .«
    Wallner hatte mit einigem gerechnet, aber damit nicht. »Und ein Irrtum ist ausgeschlossen? Dass ihm jemand versehentlich eine zweite Dosis verpasst hat? Weil er nicht wusste, dass er die reguläre Spritze schon erhalten hat ?«
    »Wenn Sie meinen, dass man jemandem irrtümlich Insulin in die linke Achselhöhle spritzt, wo der Einstich unter dem Haar kaum auffällt«, entgegnete der Mediziner, »dann mögen Sie recht haben. Ich schließe ein Versehen aber zu 99 Prozent aus .«
    Das war aber noch nicht alles. Das Beste kam noch.
    »Der Biss in den linken Unterarm war sehr kräftig und hat die Haut ziemlich schwer verletzt. Die Wunde hätte ziemlich stark bluten müssen. Hat sie aber nicht, überhaupt nicht .«
    »Das heißt doch ...«, setzte Wallner an.
    »Richtig«, fuhr der Arzt dazwischen, »Ernst Schwarzenbach war schon tot, als er gebissen worden ist .«
    »Bitte machen Sie unbedingt einen Abdruck der Bisswunde«, ersuchte Wallner, aber das hatte der gewissenhafte Gerichtsmediziner ohnehin bereits veranlasst.
    Die neue Situation bedeutete dringenden Handlungsbedarf für die Polizei. Wallner rief Sandegger an und informierte ihn kurz. Die beiden wollten sich in fünf Minuten am Fahrzeug treffen, um nach Grinzing zu fahren. Wo sie Herrn oder Frau Schwarzenbach oder auch beide

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