Heurigenpassion
Damit hamma nix zu tun ghabt .«
Sandegger ging nicht weiter auf dieses eigenartige Verständnis von Ursache und Wirkung und ihre strafrechtliche Relevanz ein. Damit sollten sich das Gericht und möglicherweise auch ein psychiatrischer Gutachter auseinander setzen.
»Damit wäre der Fall Elena Kalkonides soweit geklärt«, stellte er fest. »Jetzt kommen wir zu Alois Huntzinger .«
* * *
Das Taxi, in dem sich Palinski Richtung Waldviertel bewegte, hatte bereits die Ausfahrt Korneuburg passiert, als er sich erinnerte, vor dem Vortrag das Handy auf Mailbox geschaltet zu haben. Palinski stellte fest, dass vier Nachrichten eingegangen waren. Eine von Wilma, die ihm viel Glück für seinen Auftritt wünschte und drei von Helmut Wallner, der ihn dringend ersuchte, beim letzten Mal sogar fast anflehte, doch so rasch wie möglich zurück zu rufen.
»Gott sei Dank«, meldete sich der Inspektor statt des obligaten Grußes, »ich dachte schon, die versammelte Creme der europäischen Polizei hat dich mit nassen Handtüchern aus der Stadt gejagt .« Er lachte erleichtert auf und kam Palinskis Protest zuvor. »Schon gut, Schneckenburger hat mich schon von deinem erfolgreichen Auftritt informiert. Gratuliere .«
Dann informierte er den Freund über die durch das Interesse des Bundeskriminalamtes an Heribert Marinov nicht unbeträchtlich verkomplizierte Situation. »Der Kerl sitzt auf einem Vermögen in Industriediamanten und wird sie nicht los. Ich würde mich besser fühlen, wenn du nicht gerade in dieser Situation einen Kurzurlaub im Waldviertel machtest .«
Das konnte Palinski nur zu gut verstehen. Mit dem Wissen, das er jetzt hatte, würde er in Ottenschlag ohnehin keine ruhige Minute haben.
»Herr Wollner«, wies er den Fahrer an«, leider wird es nichts aus Ottenschlag. Bitte bringen Sie mich zurück nach Wien, auf die Hohe Warte, zum Kommissariat Döbling .«
Wallner hatte die Anweisung mitgehört und war erleichtert. »Wann kannst du hier sein ?« , wollte er wissen.
Palinski blickte zum Fenster hinaus und erkannte den Vorwegweiser zum Knotenpunkt Tulln/Krems. »Wenn uns der Verkehr keinen Streich spielt, sollte ich in einer halben Stunde da sein .«
»Übrigens wissen wir jetzt, wer die zweite Überwachung Marinovs veranlasst hat. Es war Glück, dass unser Beamter die Ablöse des ersten Privatdetektivs kannte. Er muss wohl etwas aus seiner Vergangenheit gewusst haben, was besser nicht bekannt werden soll«, berichtete Wallner und nannte einen Namen.
»Ich habe keine Ahnung, wer das ist. Sagt dir der Name etwas ?«
Das tat er in der Tat und Palinski war einigermaßen überrascht. Wie auch Wallner, nachdem er erfuhr, wer hinter dem Bewachungsauftrag stecken musste.
* * *
»So gegn zehn ist der Erpressa kommen und zu mein Auto gangen«, berichte Hans Schwarzenbach eben. »Ich hab schon vorher an starken Scheinwerfer und a Tonband im Straßgrabn vorbereitet und per Funk eingschaltn. Da hättens sehn solln, wie der Oasch gschaut hat, wie plötzlich des Licht angangn is und a Stimm ›Halt, Polizei‹ brüllt hat. Dann is er dagstanden wie a Simmandl und i hab ihm nur mehr zwa übers Häupl gebn müssn. Also ehrlich, des war do einwandfrei Notwehr« fand der mit seinen Rechtsansichten doch recht originelle junge Mann.
»Da würde ich mich nicht darauf verlassen«, entfuhr es dem alten Hasen Hellmer. Der schon viel erlebt hatte, so etwas aber noch nicht.
Damit konnten die Beamten zum letzten Akt des Dramas übergehen, in dem der »Held« sowohl Täter als auch Opfer sein sollte. Vater Schwarzenbach, dessen Intelligenz und kriminelle Energie ausgeprägter war als die seines Sohnes, hatte bald die Bedeutung der Bisswunde für die Aufklärung des Falles erkannt. Und war zu dem Schluss gekommen, dass sein eigener Anteil an dem grauslichen Geschehen nur durch die Aussage seines Sohnes bewiesen werden konnte. Also hatte er eins und eins zusammen gezählt und beschlossen, dass der Sohn verschwinden musste. Und das am besten für immer.
Hans Schwarzenbach wäre zwar lieber nach Südamerika untergetaucht, aber mit den geringen kurzfristig aufzutreiben gewesenen Geldmitteln würde er nicht weit kommen. Daher war er leicht für den Vorschlag seines Vaters zu gewinnen gewesen, sich zunächst im Keller zu verstecken und sich erst einige Tage später mit ausreichenden Mitteln versehen abzusetzen.
An das, was dann vor zwei Abenden geschehen war, hatte Hans Schwarzenbach umständehalber eine nur
Weitere Kostenlose Bücher