Heute morgen und fuer immer - Roman
Jahr auf. Sonst wird das zu viel«, überlegte Valentin laut, und es hörte sich vernünftig an.
Die neue Speisekarte stand, das neue Design ebenfalls, modern und leicht romantisch, aber ohne kitschig zu sein, es hatte alles Hand und Fuß. Alle waren restlos begeistert.
Für den neuen Spabereich wollte Valentin demnächst den Businessplan entwerfen. Die Pläne waren fertig. Gebaut und umgesetzt würde er, wie gesagt, allerdings erst im nächsten Jahr. Das Spa würde ein Traum werden, eine Oase aus hellen Natursandsteinen mit einem Pool, der sich wirklich Pool nennen durfte und der nicht so eine Pfütze war, wie man sie sonst gern in Hotels kannte. Zwei Behandlungskabinen, eine finnische und eine Biosauna rundeten das Angebot ab. Im Garten würden wir übernächstes Jahr ein kleines Becken einlassen, in dem man abends draußen in einem Kräuterbad liegen und dabei die Sterne anschauen konnte. Überhaupt hatten wir uns entschieden, unserer Linie treu zu bleiben und nur Produkte aus der Umgebung zu verwenden, Zirbelholzduft und Bergkräuter als Aromatherapie, Kräuterölmassagen - und alles aus den bayerischen Alpen. Auch die anderen Produkte, Cremes und Lotionen, wurden in einer kleinen Heimfabrik im Allgäu hergestellt. Alles beste Qualität, ohne Zusatzstoffe oder Tierversuche, nach herkömmlichen Rezepturen. Der Gartenpavillon würde das Glanzstück für Verliebte werden und ideal für Hochzeitspaare, überhaupt bot sich das Waldhaus mit seiner idyllischen Lage, dem wunderschönen alten Park und den wenigen Zimmern ideal für Hochzeitsfeiern an. Das war das nächste Standbein in Phase zwei, das wir aufbauen wollten. Die Frage, die dabei immer im Raum stand und bislang nicht offen ausgesprochen wurde, lag auf der Hand. Wer sollte all die Vorhaben managen? Omi war zum Glück wieder fit und tatkräftig, aber realistisch gesehen war uns allen klar, dass sie es alleine nicht schaffen konnte und das auch kein Modell für die Zukunft war, denn eigentlich hatte sie klar gesagt, dass sie kürzertreten wollte und auch musste. Hubertus war zwar eine treue Seele und gehörte zur Familie ebenso wie Luisa, aber die Leitung trauten wir beiden nicht zu. Wir mussten sobald wie möglich den Familienrat einberufen und gemeinsam nach einer Lösung suchen. Jemanden von außerhalb für die Leitung einzustellen war eine abwegige Vorstellung, Helene kam nicht in Frage dafür, sie war mit Leib und Seele Krankenschwester, eigentlich blieb nur ich übrig. Da ich bislang nie ernsthaft gezwungen war, mich mit dieser Vorstellung auseinanderzusetzen, hatte ich so gelebt, als ob Omi erstens unverwundbar war und zweitens unsterblich. Jetzt, da ich darüber nachdenken musste, merkte ich, dass ich tatsächlich Spaß am Waldhaus fand und sogar eine gewisse Begabung mitbrachte. Ich sprach gern mit den Gästen, liebte das Waldhaus über alles, und auch mit dem Team kam ich bestens zurecht. Na ja, noch musste ich nichts entscheiden, außerdem traf ich das Gremium des Konservatoriums übermorgen, ein Treffen, das mir jedes Mal Bauchschmerzen verursachte, wenn ich nur daran dachte. Zwar hatte ich bereits mit Professor Bruckner telefonieren und mich, so weit es ging, erklären können, aber das Gremium wollte mich geschlossen sprechen und dann über meine Zukunft entscheiden.
»Für die Klavierabende habe ich mir noch etwas ausgedacht. Wir könnten das Menü jeweils auf den Komponisten abstimmen und kochen, was er gerne gegessen hat, oder wir tischen Spezialitäten aus dessen Heimatland oder Region auf. Das schreiben wir in die Menükarten, und der Abend ist schön rund!«
Valentin hätte auch vorschlagen können, einen Perückenpuder-Wettbewerb auszuloben, um zu sehen, welche mehr staubt, die von Bach oder die von Haydn, ich fand seine Ideen schlichtweg brillant. Natürlich war mir klar, was psychologisch bei mir ablief, ich hatte in einer Krise gesteckt, um mich herum war alles eingebrochen, und da war plötzlich der Held, der wusste, wie es weiterging. Mein Retter. Als hätte er mich aus einer langjährigen Geiselhaft befreit. Sogar wissenschaftlich unterstützte Untersuchungen gab es dazu. Da verdrängte ich lieber die Tatsache, dass er mit Jutta sein Glück versuchte, obwohl es nicht danach aussah, als ob das so richtig klappte. Gern vergaß ich auch, dass er Jaspers Bruder war und sich so gar nicht brüderlich an dessen Freundin, äh, inzwischen Exfreundin rangemacht hatte.
Omi, die sich auch im Alter die Begeisterungsfähigkeit bewahrt hatte und
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