Heute morgen und fuer immer - Roman
Milchkaffee und ging damit nach oben Richtung Bad. Aufgehübscht war ich schließlich um neun im Büro, Omi schlief noch und genoss es sichtlich, dass ich mich im Moment zusammen mit Valentin um alles kümmerte. Im Keller wurden die beiden Behandlungskabinen eingebaut, die nächstes Jahr zu einem kompletten Spabereich erweitert werden sollten. Zum Glück waren das alles Arbeiten, die innen und nicht außen gemacht werden mussten. Valentin kannte wirklich jeden Handwerker in München und hatte einen guten Draht, denn so schnell, wie alles klappte, war das alles andere als selbstverständlich.
»Was springt eigentlich dabei für dich raus, außer 'nem Haufen voll Arbeit?«, hatte ich ihn kürzlich gefragt.
»Das Bundesverdienstkreuz, ein Angebot als Schuldnerberater bei RTL und der Eintritt zum Himmel, wieso?«, war wie üblich seine nicht wirklich ernst gemeinte Antwort gewesen, aber dann hatte er noch hinzugefügt: »Na ja, zuerst einmal will ich dir und deiner Familie helfen, dann finde ich, dass das Waldhaus zu München gehört und Tradition hat, die unbedingt fortgesetzt werden muss, und außerdem glaube ich an das neue Konzept und dass wir gemeinsam mit unseren Weinen ein gutes Geschäft machen können, also ist es für mein Unternehmen auch gut, eine Win-Win-Situation!«
Ein wenig erleichterte mich das, denn Valentin fuhr seit Wochen Doppelschichten, es war bereits Ende Januar, und bis Anfang März zur Neueröffnung war noch einiges zu tun! Wir verstanden uns besser denn je, allerdings knisterte es leider auch mehr denn je. Sobald er zur Tür hereinkam, war ich nervös, wenn wir gemeinsam über Pläne schauten, er neben mir stand und unsere Arme oder Hände sich aus Versehen berührten, zuckte ich zusammen, denn leider wusste ich ja, wie gut sie sich anfühlten und wozu sie in der Lage waren. Seine Blicke waren eindeutig, aber keiner von uns wagte auch nur eine Annäherung, zu groß war die Angst, dass der Funke wieder zum Großbrand wurde, und an die Konsequenzen mochte ich erst gar nicht denken. Immer wieder musste ich mich daran erinnern, dass er es mit Jutta ernst meinte und plante, mit ihr zusammen zu bleiben. Wenn ich darüber nachdachte, wurde ich sauer, denn ich war mir sicher, dass er Jutta nicht liebte. Diese Rationalität und Kälte konnte ich nicht begreifen. Okay, sie war die Mutter seines Kindes, und vielleicht war sie im Bett 'ne Granate, aber wie konnte man mit einer Frau zusammen sein, die man nicht liebte und deren Verhalten man nicht wirklich für gut befand?
Im Waldhaus waren wir zum Glück in unserer eigenen Welt, in der Jutta so gar keine Rolle spielte. Das Allerschlimmste war nicht einmal die Anziehung, die zwischen uns herrschte. Viel schlimmer war, dass ich, je mehr ich ihn kennenlernte, merkte, wie gut wir uns ergänzten und zusammenpassen würden. Das Einzige, worüber er hartnäckig schwieg, war seine Narbe am Arm, ich hatte es ein, zwei Mal noch angesprochen. Valentin wollte partout nicht darüber sprechen, und so blieb das eben sein Geheimnis. Um nicht weiter in Gedanken abzuschweifen, holte ich meine Unterlagen und begann zu arbeiten. Gegen zehn tauchte Valentin auf, steckte den Kopf durch die Tür, schenkte mir ein strahlendes »Guten Morgen!« und fuhr energiegeladen fort: »Wollen wir gegen elf, wenn das Frühstück unten abgewickelt ist, alle zusammentrommeln und das neue Konzept besprechen?«
Ich nickte und strahlte freudig zurück, wie immer, wenn er hier war, und machte beflügelt weiter.
Das Treffen fand in der großen Wohnküche statt, alle nahmen um den großen Tisch Platz, auch Omi war inzwischen munter und bester Laune. Wir begannen, die neuen Menükarten durchzugehen, den Veranstaltungskalender mit den verschiedenen Veranstaltungsvorschlägen bis zum Herbst. Klavierabende, Jazzkonzerte am Kamin, Lesungen, einen kleinen Ball für den Tanz in den Mai, Nachtwanderungen mit einem Biologen durch den Englischen Garten und anschließender Verkostung im Waldhaus, einen Tanz-Tee-Nachmittag mit Swing, Weinproben mit den Weinen aus Valentins Weinberg und einen bayerischen Abend mit Tracht für alle, die nicht immer nur bis zur Wiesn warten wollten. Allein beim Durchlesen der Liste bekam ich Lust darauf, jede einzelne Veranstaltung auszurichten.
»Wir werden das nicht alles sofort umsetzen können. Ich würde vorschlagen, wir beginnen mit den Klavier- und Jazzabenden. Wenn die gut laufen, nehmen wir eine Lesung dazu. Die anderen Vorschläge sparen wir uns für nächstes
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