Heute morgen und fuer immer - Roman
voll und ganz alles mittrug, hatte nur eine Frage und unterbrach meinen Gedankenstrom.
»Können wir uns das denn auch alles leisten? Das sind schon eine Menge Investitionen, und ich will nicht, dass wir unsere Preise so sehr erhöhen, dass wir nur noch Schickimickigäste haben. Meine Stammgäste sollen das bezahlen, was sie immer bezahlt haben. Geht das?«
Valentin lachte und zwinkerte mir zu, was meinerseits dazu führte, dass mein Knie unkontrolliert gegen das Tischbein donnerte, was zum Glück niemandem auffiel.
»Ja, das können wir uns leisten. Das Geld, das Frau Seliger veruntreut hat, bekommen wir in ein paar Wochen wieder, und das Waldhaus war ja bereits mit euren alten Preisen profitabel. Wenn ihr wollt, bezahlen eure Stammgäste denselben Preis und neue Gäste etwas mehr. Wir werden aber vor allem durch unsere neuen Abende und Veranstaltungen wie Hochzeiten zusätzlich Geld einnehmen, sodass das Waldhaus eine wahre Goldgrube sein wird, denn das Wichtigste ist, dass euch das Waldhaus gehört, und das allein ist in dieser Lage mehrere Millionen wert, wenn ihr es verkaufen würdet, was ihr ja auf keinen Fall mehr müsst!«
Oma war glücklich und zufrieden; seit sie nicht mehr das Gefühl hatte, das Waldhaus in den Abgrund gewirtschaftet zu haben, schaute sie viel seltener besorgt, was aber auch an ihrem Kurschatten liegen konnte, der sie, seit sie wieder in München war, bereits zweimal besucht hatte. Ein sehr distinguierter Witwer aus Augsburg, alte Schule, sehr gut aussehend und würdevoll für sein Alter. Omi war mehr als zufrieden mit Valentins Antwort und befasste sich weiter mit den Plänen und deren Umsetzung.
Valentin und ich mussten los, uns mit dem Architekten treffen, um noch ein paar Dinge für das Spa und den Gästepavillon final zu entscheiden, Eddie blieb bei Omi, die auch schon ganz vernarrt in ihn war. Unglaublich, was es alles zu entscheiden gab. Wo Steckdosen hinkamen, welche Wände man rausnahm, wo man das Bad unterbrachte bis hin zu isolierten Fenstern und Fußbodenheizungen. Der Architekt wohnte am Ammersee, hatte sich ein Bein beim Skifahren gebrochen, was ihn vom Autofahren, aber nicht vom Planen abhielt, sodass wir zu ihm rausfuhren. Valentin hielt mir die Tür zu seinem Range Rover auf, ohne großes Tamtam oder Aufheben, Manieren kamen bei ihm komplett natürlich rüber. Die einstündige Autofahrt zum Ammersee glich einem Ausflug in eine Wintermärchenlandschaft. So verträumt, verschneit und von der Sonne bestrahlt, dass es nur so glitzerte und funkelte. Eine wahre Pracht! Da Dienstag und damit ein normaler Werktag war, hielt sich der Verkehr raus aus München um diese Zeit in Grenzen. Wir waren fast allein auf der Welt, zumindest fühlte es sich so an.
»Hast du nicht auch das Gefühl, in so 'nem nordischen Märchen gelandet zu sein und hinter jeder Ecke einen Troll oder eine Waldfee zu sehen?«, fragte ich Valentin vergnügt, der als Antwort eine Augenbraue hochzog und trocken antwortete: »Du sollst den Schnee nur ansehen, nicht essen oder rauchen, okay?«
Dafür hatte ich nur ein verächtliches »Tss« übrig, stieß ihn ein wenig in die Seite und erwiderte: »Klar, dass dir als nüchterner und unromantischer Brocken die Vorstellungskraft dafür fehlt!«, woraufhin er konterte: »Ja, aber sie reicht dazu aus, mir vorzustellen, was passiert, wenn du mich weiter während der Fahrt in die Seite rammst!«
Wieso hatte er eigentlich immer das letzte Wort und meistens noch die besseren Sprüche?
Unser Architekt, Herr Schwarz, lebte am Ammersee auf einem Grundstück mit Seezugang! Ich wollte nicht wissen, wie man an so ein Filetstück rankam und was das wohl kostete ... Das Haus war, wie man es erwartete, schnörkellos mit klaren Formen und Linien gebaut. Frau Schwarz öffnete uns die Tür, ihr Mann saß bereits über den Plänen in seinem Arbeitsbereich, die Krücken an den Tisch gelehnt.
»Sie verzeihen, wenn ich sitzen bleibe«, spaßte er, was er zuvor noch nie getan hatte. Anscheinend bekam er gute Schmerztabletten. Frau Schwarz brachte uns Kaffee, das heißt mir einen Tee, Valentin einen Cappuccino, und schon ging es los mit der Arbeit ... bei einem unfassbar schönen Blick auf den Ammersee.
Nach gut drei bis vier Stunden waren wir durch, hatten so weit alles entschieden und waren erschöpft, aber auch zufrieden. Es begann bereits zu dämmern, als wir uns auf den Rückweg machten. Valentin schloss seinen iPod an, und Jeff Buckley ertönte. Eine entspannte, nachdenkliche
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