Heute morgen und fuer immer - Roman
Schuhe anzog, fing er vor Begeisterung an zu fiepen, war ja auch das Mindeste, wenn ich mit ihm um halb acht durch den Englischen Garten lief, obwohl ich sonst nie vor acht aufstand. Da ich ein ausgemachter Morgenmuffel war, zählte jede Minute! Warm eingepackt und Eddie an der Leine, ging ich an ein paar Gästen vorbei, die gerade in den Frühstücksraum wollten. Eddie wurde von ihnen bewundert und getätschelt, was er freudig hinnahm. Daran musste ich mich erst noch gewöhnen, dass Eddie mir viele neue Freunde verschaffte und Kommunikator schlechthin war, was aber auch an seinem putzigen Wesen lag. Zwar wohnte er erst ein paar Tage bei mir, aber ich war jetzt schon so verliebt in ihn, dass ich ihn nie wieder hergegeben wollte! Im Englischen Garten waren bereits tapfere Jogger unterwegs, denen ich respektvolle Blicke zuwarf. Meine Leidensgenossen, die ihren Hund Gassi führten, trugen fast alle eine Plastiktüte für den Hundehaufen in der Hand. Die meisten Hunde liefen frei herum, tollten ausgelassen mit den anderen Vierbeinern, beschnupperten sich gegenseitig und verteilten Liebkosungen oder Abneigungsbekundungen untereinander. Die ersten beiden Tage hatte ich Eddie an der Leine gelassen, am dritten tat er mir so leid, wie er mich mit seinem Dackelblick leidend ansah, sodass ich ein »Na gut« gebrummelt und ihn losgemacht hatte. So schnell konnte ich gar nicht schauen, wie er weg war, ein dunkelbrauner Blitz, und das war's mit meiner Karriere als Hundebesitzerin gewesen, dachte ich im ersten Moment. Eddie, der aber anscheinend dankbar war, dass ich ihn aus dem Tierheim geholt hatte, kam immer wieder brav zurück und hörte aufs Wort, wenn ich rief. So machte das wirklich Spaß! Gestern brachte Valentin Nele mit, die mit Eddie fast den ganzen Nachmittag im Englischen Garten unterwegs gewesen war und mit blaugefrorenen Lippen im Waldhaus wieder auftauchte und von Luisa erst mal mit einer heißen Schokolade aufgetaut wurde. Eddie war völlig glücklich, aber erschöpft vor dem Kamin gelegen und hatte sich nur noch gerührt, um sich auf den Rücken zu rollen und mit allen vier Pfoten in die Luft gestreckt von jedem, der an ihm vorbeiging, den Bauch kraulen zu lassen. Ja, es ging ihm wirklich gut bei uns. Valentin und ich waren wieder zum Alltag übergegangen, ohne noch einmal über den Zwischenfall zu reden.
»Sie sind die Neue mit dem lustigen Dackel! Wie heißt er denn?«, rief mir ein älterer Herr zu, der seinen betagten Boxer ausführte.
»Eddie, ich hab ihn vor ein paar Tagen aus dem Tierheim zu mir genommen! Und ihr Hund?«
Der Herr strahlte voller Stolz, und seine blauen Augen blitzten. »Das ist Bruno! Ich habe ihn vor vielen Jahren aus Tschechien mitgebracht. Jemand hatte ihn ausgesetzt, und er irrte am Rastplatz ganz verstört herum. Das war vielleicht was! Aber solche Hunde sind die besten, die vergessen einem nie, was man für sie getan hat. Ich hoffe, er hat noch ein paar gute Jahre, der Jüngste ist er ja nicht mehr!«
Nach einem kurzen Small Talk gingen wir weiter. Eins war sicher, mit einem Hund war man nie wieder allein, wenn man nicht wollte. Durch die klare frische Luft und den Sonnenschein war ich wach und gut gelaunt, was Luisa sofort bemerkte.
»Der Eddie tut dir gut, Morgenstund hat Gold im Mund!«, sagte sie zur Begrüßung, als ich mit Eddie ins Hotel kam.
»Du meinst wohl, Morgenhund hat Gold im Mund!«, lachte ich, woraufhin sie gespielt kopfschüttelnd reagierte.
Luisa kramte, wie sie dachte, unbemerkt in ihrer Schürzentasche und steckte Eddie eine Wiener zu.
»Luisa, was haben wir vereinbart? Eddie bekommt sein normales Futter und zum Geburtstag, Weihnachten und an anderen hohen Feiertagen darfst du ihm geben, was aus der Küche an Fleisch übrig ist, seinen Knochen bekommt er auch so. Aber das haben die mir im Tierheim ausdrücklich gesagt, dass wir ihm nicht ständig Extrawürste geben sollen. Vor allem wird er jetzt belohnt und weiß gar nicht wofür, du pfuschst quasi voll in die Erziehung rein.«
»Aber«, protestierte Luisa. »Wenn er einen doch so anschaut, wie kann man denn da Nein sagen?«
So scharf wie möglich sah ich Luisa an. »Indem du dich daran erinnerst, dass ich dich sonst so anschaue!«
Leider machte das keinen Eindruck, denn Luisa prustete los und rief belustigt: »Dann bekommt er jeden Tag was von mir, den Blick will ich noch mal sehen!«
Tss, also an meinem Auftreten als Respektsperson musste ich wahrlich noch feilen! In der Küche machte ich mir einen
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