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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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überzog, Mütze und Handschuhe schnappte, Valentins Geschenk mit dem Hinweis, es später auszupacken, in den Flur stellte und bereitstand.
    »Wo gehen wir denn hin?«, fragte ich erneut, aber eigentlich war es auch egal, alles, was mich ablenkte heute Abend, war gut, und dass Valentin mich ablenkte ... Wenn ich ehrlich war, freute ich mich riesig, dass Valentin gekommen war. Heute war ich viel zu schwach und emotional zu labil, um ihn abzublocken. Brav trottete ich neben Valentin durch den leuchtenden Schnee. Wir sprachen nicht viel, auf den Straßen war so gut wie nichts los. Schließlich bogen wir in die Kaiserstraße ein und liefen direkt auf die Sankt Ursula Kirche zu. Valentin sah meinen erstaunten Blick.
    »Nein, ich bin nicht vom Saulus zum Paulus mutiert, und ich möchte auch nicht, dass du mich Pater Ralf nennst, aber an Heiligabend muss man unter Menschen sein!«
    Sprach's, öffnete das schwere Kirchenportal und schob mich in das beleuchtete Kirchenschiff, das in warmes Kerzenlicht getaucht war. In der Kirche roch es nicht nur nach Weihrauch, sondern der Weihrauch waberte in dicken Nebelschwaden durch die Kirchenbänke. Ein Chor sang Weihnachtslieder, und der Pfarrer hielt eine Predigt über Liebe und Hoffnung. Die Kirche war brechend voll, in den Seitengängen zündeten Menschen Kerzen an und blieben betend stehen. Ob man wollte oder nicht, es wärmte einem das Herz, und auch wenn ich es nie gedacht hätte, strömte ein Gemeinschaftsgefühl durch die Kirche und gab einem das Gefühl, nicht allein zu sein. Wieso waren wir nie auf die Idee gekommen, Heiligabend in die Kirche zu gehen, statt zu Hause zu sitzen und auf traurige Gedanken zu kommen?
    Beseelt und aufgeräumt ging ich mit Valentin nach dem Spätgottesdienst auf die Straße, überall grüßten sich fremde Menschen freundlich. Valentin sah auf die Uhr: »So, das Gute am Spätgottesdienst ist, dass es jetzt bereits nach Mitternacht ist, das heißt, du hast Heiligabend hinter dir!« Tatsächlich! So hatte ich das noch gar nicht gesehen, aber er hatte recht. Langsam und ohne Eile schlenderten wir wieder zum Waldhaus, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Vor der Tür blieben wir stehen.
    »Magst du noch mit reinkommen?«, fragte ich.
    »Ja, du musst doch dein Geschenk öffnen und, wenn es dir nicht gefällt, gleich umtauschen!«, witzelte er.
    »Ich hab jetzt leider nichts für dich, aber ich konnte ja auch wirklich nicht ahnen, dass du hier auftauchst.«
    Valentin sah mich zärtlich an.
    »Dass du mitgekommen bist und mir nicht gleich die Tür vor der Nase zugeschlagen hast, war Geschenk genug!«
    Leise gingen wir in die Küche, falls die anderen noch im Wohnzimmer waren, wollte ich nicht einfach mit Valentin reinplatzen. Er setzte sich an den Tisch, ich drehte das Radio auf, zündete ein paar Kerzen an und goss uns beiden ein Glas selbst gemachten Egg-Nogg ein, eine Art Eierlikör, aber ohne Alkohol.
    »Magst du etwas essen? Wir haben genug übrig von vorhin!«
    Er wollte. Gab es etwas Gemütlicheres, als Reste spätnachts in der Küche zu essen und dabei leise Musik zu hören? Während Valentin zufrieden und unter »mmh, aaah, lecker« sein warm gemachtes Essen verspachtelte, packte ich vorsichtig mein in Seidenpapier geschlagenes Geschenk aus. Zum Vorschein kam ein Weinkarton. Wie originell, er schenkte mir eine Flasche Wein? Hatte er sich zu Hause schnell einen Karton geschnappt? Im nächsten Moment bereute ich meine ersten Gedanken, denn als ich mir die Flasche genauer anschaute, traute ich meinen Augen kaum. In stilvollem Design stand »Waldhaus Jahrgang 2010« darauf, und eine Zeichnung des Waldhauses schmückte das hübsche Etikett! Valentin verfolgte gespannt meine Reaktion und klärte mich auf.
    »Also falls du denkst, ich hab mir einfach nur ein Etikett drucken lassen und auf einen beliebigen Wein geklebt, täuschst du dich. Das hier ist ein Riesling, aus unserem Weinberg in Franken, den ich 2010, einem Ausnahmejahrgang, gekeltert habe. Es gibt nicht viele Flaschen, gerade mal einhundert haben wir insgesamt abgefüllt. Bislang lag er immer unausgezeichnet im Lager, weil ich noch nicht wusste, was wir damit machen sollen, aber ich denke, ich habe eine gute Verwendung gefunden.«
    Sprachlos, einfach nur sprachlos war ich.
    »Heißt das, du schenkst uns diese Weinkreation?«
    Valentin nickte und schien sich über meine Reaktion zu freuen. Zufrieden sprach er weiter, während er kurze Pausen einlegte, um weiterzuessen.
    »Weißt du, damit

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