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Heute morgen und fuer immer - Roman

Heute morgen und fuer immer - Roman

Titel: Heute morgen und fuer immer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anke Greifeneder
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das im »Tatort« immer so. »Wer weiß, ob die Seliger den Braten nicht längst gerochen hat, wahrscheinlich ist sie gar nicht krank, sondern will sich aus dem Staub machen.« Hoffentlich ist sie nicht bewaffnet?, schoss es mir noch durch den Kopf, oder gingen jetzt die Pferde mit mir durch? »Okay, wir rufen die Polizei an, versprochen.«
    »Jetzt aber mal los, Derrick!«, trieb mich Valentin an. »Ich hol schon mal den Wagen.«
    Im Auto rief ich Andy an und berichtete von dem Vorfall. Andy kam aus dem Staunen gar nicht mehr raus. »Nee, also der Seliger hätte ich zugetraut, dass sie in ihrer Freizeit im Altersheim ehrenamtlich Bücher vorliest, aber doch nicht, dass sie euch übers Ohr haut! In ihren Mailaccount komm ich locker rein. Ihre privaten Mails kann ich legal nicht knacken, und wenn ich das illegal mache, bin ich meinen Job los. Da müsst ihr die Bullen rufen!«
    Mist, genau das hatte ich befürchtet.
    »Okay, dann schau mal, was du in ihrer E-Post vom Hotel findest. Wir brauchen irgendwas, was wir der Polizei liefern können, außer den getürkten Bilanzen und Rechnungen.«
    Andy versprach, sein Bestes zu geben.
    »Glaubst du, ihr Freund hat was mit der Sache zu tun?«, überlegte Valentin laut.
    »Daran habe ich auch schon gedacht. Dieser Alexander ist vielleicht ein Heiratsschwindler oder Betrüger und hat unsere Frau Seliger angestiftet? Von solchen Fällen liest man ja oft genug.«
    Valentin fuhr langsamer, wir waren in Giesing angekommen, wo Frau Seliger in einem Mehrfamilienhaus wohnte.
    »Fahr nicht bis vor die Haustür, halte da vorne an.«
    Valentin bremste den Wagen und parkte drei Häuser entfernt am Straßenrand. »Und was machen wir jetzt, Sherlock?«, fragte er.
    »Wir klingeln, wir tun so, als ob es sich um einen Krankenbesuch handelt, und wenn wir drin sind, sagen wir ihr, dass sie aufgeflogen ist, und rufen die Polizei.«
    Valentin sah mich skeptisch an, hatte aber auch keine bessere Idee.
    Zweimal klingelte ich, in kurzen Abständen. Nichts rührte sich. Noch einmal drückte ich die Klingel, jetzt etwas länger. Wieder passierte nichts.
    »In welchem Stock wohnt sie denn? Nicht, dass sie uns am Ende gesehen hat und über den Balkon auf der Rückseite türmt?« Valentin sah an der Fassade hoch.
    »Ich meine im zweiten Stock, aber wenn du mich fragst, ist sie nicht da ... obwohl sie doch offiziell krankgeschrieben ist. Das bedeutet nichts Gutes ...« Entnervt läutete ich Sturm, was zur Folge hatte, dass eine Nachbarin zum Fenster rausschaute.
    »Zu wem wollen Sie denn so dringend?«, rief die ältere Dame herunter.
    »Zu Frau Seliger. Die Arme ist krankgeschrieben, und wir machen uns Sorgen und wollten nach ihr sehen. Sie arbeitet bei uns im Waldhaus«, flunkerte ich, was das Zeug hielt, und versuchte, trotz Wut besorgt und mitfühlend zu klingen.
    »Also krank kann sie nicht sein«, gab die Nachbarin zurück. »Es sei denn, die musste zur Kur, denn heute Morgen ist sie mit vollem Gepäck von ihrem Freund in einem Taxi abgeholt worden. Für mich sah das nach einem Urlaub aus, aber jetzt, wo Sie es sagen, könnte es natürlich auch ein Kuraufenthalt sein. Ich hab mich noch gewundert, weil sie mir diesmal gar nicht Bescheid gegeben hat, ich kümmere mich sonst immer um die Blumen und leere den Briefkasten. Aber das hat sie jetzt vor lauter Aufregung wohl vergessen. Was hat sie denn, die Arme?«
    Die Nachbarin klang trotz ihrer Neugierde besorgt. Ich witterte eine Chance. »Das möchte ich auf der Straße nicht laut herumposaunen. Dürfen wir kurz hochkommen?«
    Die Neugierde siegte über mögliches Misstrauen, außerdem sahen Valentin und ich seriös aus.
    Bei Frau Kohler angekommen, zeigte ich ihr sofort meinen Ausweis. Sie kannte meinen Namen und wusste, dass die Familie Herbst Frau Seligers Arbeitgeber war.
    Verschwörerisch nahm ich Frau Kohlers Hand und sah sie besorgt an. »Im Vertrauen sage ich Ihnen jetzt, worum es geht, ich kann auf Ihre Diskretion hoffen, oder?«
    Frau Kohler bejahte nachdrücklich.
    »Frau Seliger leidet unter psychischen Problemen, die Nerven ...«, machte ich bedeutungsschwanger eine Pause und ließ den Satz wirken. Frau Kohler schien zu verstehen und nickte wissend. »Wir glauben, dass sie ihrem Freund hörig ist und sich zu Sachen hinreißen lässt, die nicht gut für sie sind.«
    »Wenn Sie mich fragen, hab ich mir das schon immer gedacht!«, platzte die Nachbarin heraus. »Was will denn der gut aussehende Mann mit der Susanne. Das haben wir uns alle

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