Heute morgen und fuer immer - Roman
gefragt!«
Zu gut konnte ich mir vorstellen, wie Susanne Seliger und ihr Alexander das Klatschthema Nummer eins im Haus abgaben.
»Wenn Sie öfter Frau Seligers Blumen gießen und den Briefkasten leeren, haben Sie denn dann auch einen Schlüssel zur Wohnung?«, fragte Valentin mit seinem gewinnendsten Lächeln.
Frau Kohler nickte.
Ding, ding, ding, Jackpot!
»Würden Sie uns den Schlüssel kurz leihen? Frau Seliger hat sich nämlich Arbeit mit nach Hause genommen, und wir brauchen dringend die Unterlagen fürs Finanzamt«, legte Valentin eins drauf.
Finanzamt zog immer, das verstand einfach jeder, auch Frau Kohler. Trotzdem schien sie zu überlegen, ob sie uns den Schlüssel geben sollte. Ihr Blick wanderte von Valentin zu mir und wieder zurück. »Ich versuche, Frau Seliger auf dem Handy zu erreichen, nur zur Sicherheit!«
Mist, was, wenn sie ranging und wir aufflogen?
»Ja, machen Sie nur. Das ist eine gute Idee.« Vertrauensvoll lächelte ich sie an, während mein Herz nervös pumpte.
Umständlich suchte sie nach Frau Seligers Nummer in ihrem Handy und drückte schließlich den Wahlknopf. Zum Glück sprang direkt die Mailbox an, auf die Frau Kohler unser Anliegen sprach. Super! Damit war Frau Seliger gewarnt.
Valentin nahm seinen seriösesten Gesichtsausdruck an und sprach auf Frau Kohler ein. »Wer weiß, wann Frau Seliger das abhört. Bestimmt hat ihr der Arzt geraten, das Handy mal auszulassen, um nicht gestresst zu werden. Leider nur wartet das Finanzamt nicht, und Sie haben Ihrer Pflicht Genüge getan und Frau Seliger informiert.« Das schien sie aus irgendeinem Grund zu überzeugen.
Bereitwillig gab Frau Kohler schließlich den Schlüssel heraus. Wir bedankten uns artig und versprachen, ihr den Schlüssel gleich wiederzubringen.
Valentin schloss die Tür zur Wohnung von Frau Seliger auf, die genauso aussah, wie ich sie mir im Geiste vorgestellt hatte: viel Nippes, Spitzendeckchen, eine Puppensammlung und überall Stechpalmen und Gummibäume. Ordentlich war die Wohnung, sehr ordentlich.
»Wonach suchen wir eigentlich?«, fragte ich Valentin, der zielstrebig auf ein Regal mit Unterlagen zuging. »Das Geld hat sie bestimmt nicht hiergelassen, wenn sie wirklich geflüchtet ist.«
»Konten, Korrespondenz, Geldanlagen, Kreditkartenauszüge, alles eben, was mit dem Geld zu tun hat, vor allem aber nach Reiseplänen. Sobald wir hier fertig sind, gehen wir zur Polizei, die müssen einen Haftbefehl aussprechen, einen internationalen.«
Vor meinem inneren Auge sah ich, wie sich die Seliger samt Freund gerade in der First Class nach Rio de Janeiro in ihren Sitz kuschelte, und bekam Panik. »Meinst du nicht, wir sollten sofort nach ihr suchen lassen?«
»Wenn sie heute Morgen zum Flughafen gefahren ist, dann ist sie längst in der Luft ... und ohne Anhaltspunkt findet die Polizei sie auch nicht. Die müssen dann sämtliche Fluglisten und Bahnhöfe überprüfen, das dauert. Wenn wir aber wissen, wohin die Reise gehen soll, können sie viel schneller handeln.«
Das leuchtete mir ein. Valentin sicherte alles, was er an Bankunterlagen finden konnte, ich machte ihren Laptop an, wo mich als Screensaver ein Bild von ihr und ihrem Alexander erwartete. Beide lächelnd in die Kamera, so als ob sie sagen würden: »Ätsch, bätsch, uns findet ihr ja doch nicht.«
Ich öffnete das Internet und schaute mir den Verlauf an und unter den Favoriten die gespeicherten Seiten. Auffällig oft waren Hotels in Liechtenstein und der Schweiz angeklickt worden, auch Zugverbindungen nach Liechtenstein. »Meinst du, sie hat ein Konto in der Schweiz oder eine Stiftung in Liechtenstein?«, rief ich Valentin zu.
»Kann durchaus sein, ich habe hier zwei Konten gefunden, eins in der Schweiz und eins in Liechtenstein. Und wie kommst du darauf?«
Als Antwort zeigte ich Valentin die aufgerufenen Seiten und Pfade im Netz. »Das passt. Lass uns zur Polizei fahren, ich glaube, wir haben genug Material.«
Während Valentin Frau Kohler den Schlüssel zurückbrachte, rief ich bei der Auskunft an, die uns an das Kriminalfachdezernat 7 für Wirtschaftskriminalität verwies.
Valentin gab die Adresse ins Navi ein, und los ging's.
Beim Kriminalfachdezernat wurden wir zu Herrn Huber verwiesen, einem freundlichen, sportlichen Beamten, der sehr vertrauenerweckend aussah.
»Sie wollen eine Anzeige erstatten?«, fragte er mit leicht bayerischer Einfärbung. Sofort sprudelte ich los und berichtete haarklein, was vorgefallen war. Valentin streute die
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