Heute morgen und fuer immer - Roman
heute noch viel zu tun, gleich kommt ein befreundeter Architekt, der ein paar Vorschläge für den Spabereich und das Gartenhäuschen machen wird.«
»Können wir uns das denn leisten?« Ich knickte für einen kurzen Moment wieder ein.
»Er macht das umsonst, ist mir noch einen Gefallen schuldig, und das sind nur Vorschläge. Aber ich möchte, dass wir so gut wie möglich vorbereitet sind, sobald deine Omi und Helene bereit sind, sich alles anzuhören und anzusehen.«
Hach, Valentin war einfach ein guter Typ und wurde von Tag zu Tag menschlicher, was ihm sehr gut stand. Mir war klar, dass er diese Doppelbelastung zwischen Brauerei und Waldhaus nicht lange leisten konnte, bereits jetzt schob er bis spät in die Nacht Überstunden, um alles unter ein Dach zu bekommen.
Luisa, der man ansah, dass sie immer noch unter Schock stand, verkündete tapfer: »So, ich koche wie geplant, das erste Menü serviere ich um sieben. Das Beste bei so viel Aufregung ist, was Gutes in den Magen zu bekommen!«
Wenn das Leben so einfach wäre. Jeder ging zurück an seine Arbeit, ich rief endlich Helene an, die im ersten Moment dachte, ich würde mir einen schlechten Scherz mit ihr erlauben, um sie von der Misere mit ihrem Theo abzulenken.
»So viel kriminelle Energie hätte ich der Seliger niemals zugetraut. Wetten, da steckt ihr Freund dahinter? Der wird bestimmt schon als Heiratsschwindler und Witwentröster deutschlandweit gesucht! Hast du es Omi gesagt? Ich denke, wir sollten es erst sagen, wenn wir wissen, was mit der Seliger und dem Geld ist. Sie erholt sich gerade so gut im Allgäu!«
Das tat sie allerdings, wenn uns nicht alles täuschte, hatte sie sogar einen Kurschatten, zumindest gab es Andeutungen ihrerseits, die darauf schließen ließen, auch die strikte Ansage, ja nichts davon Hubertus zu sagen, als ob den das interessieren würde ...
Gegen sieben roch es bereits verführerisch aus der Küche. Luisa deckte für uns im privaten Bereich und war sichtlich aufgeregt. Auch Helene war mit Maxi zum Testessen eingetrudelt. Das beherrschende Thema war immer noch die Seliger, aber das neue Menü würde uns ein bisschen ablenken.
Bevor es losging, nahm Helene mich zur Seite. »Theo hat vorhin angerufen. Zwar ist er immer noch sauer auf mich, aber er will Maxi treffen. Und er will bei Gelegenheit ausführlich und in Ruhe mit mir sprechen, wenn sich die ersten Wogen bei ihm gelegt haben.« Sie sah so erleichtert aus, dass mir ebenfalls ein Stein vom Herzen fiel. Wenigstens ein Problem, dessen Lösung in Sichtweite war.
»So, als ersten Gang hätten wir eine selbst gemachte Erbsenconsomme mit Flusskrebsen und dazu frisch gebackenes Holzofenbrot mit leicht gesalzener Butter!«, verkündete Luisa stolz.
Andächtig probierten alle die Suppe und waren schlichtweg hingerissen. Ein einfaches Essen, verfeinert und neu interpretiert, so hatte ich es mir vorgestellt. Hubertus, ebenfalls ganz in seinem Element, schenkte drei mögliche Weine zur Vorspeise ein und ließ uns alle kosten. Einhellig fiel die Wahl auf einen leichten Riesling aus Valentins Kelterei. Weiter ging es mit Rahmgulasch an Brezenknödeln und Blaukraut mit Apfelstückchen. Das war zwar eher traditionelle Küche und auch nicht verfeinert, aber die Qualität war so gut, dass man nichts, aber auch gar nichts daran ändern mochte. Ein schwerer Bordeaux dazu war die einhellige Wahl. Machte richtig Spaß, dieses Testessen. Luisa hatte die Portionen zum Glück nicht zu groß gemacht und wunderschön angerichtet, lauter Kunstwerke auf Porzellan.
Nach einer kleinen Pause ging es weiter mit dem Nachtisch.
»Hier haben wir ein Kaiserschmarrn-Parfait an Bourbonvanillesoße und kandierten Äpfeln, zudem ein Topfenmousse mit weißer Schokolade!«
Mir lief das Wasser im Munde zusammen, zumal Hubertus mit Valentins Dessertweinauswahl kam. Dessertweine waren meine absolute Leidenschaft, wenn es nach mir ginge, gäbe es die in großen Kelchen und nicht nur in diesen Minigläsern. Für mich konnte es nicht süß genug sein, auch wenn alle Welt immer trocken, trocken und noch mal trocken trank. Man durfte es ja nicht laut sagen, aber als älterer Teenager schmeckten mir am besten Bailey's und Lambrusco.
Die Dessertweine waren allesamt ein Traum, es gab einen Portwein, einen roten Dessertwein und einen Muskateller aus Südtirol, der sofort mein neuer Lieblingswein wurde und von dem ich mir gleich nachschenken ließ.
Valentin amüsierte sich sichtlich darüber und zog mich auf.
Weitere Kostenlose Bücher