Heute morgen und fuer immer - Roman
feststeht, aber wenn, dann nur, weil du vertrauliche Informationen gepetzt hast, dein Verlobter ist 'ne Strafe für jeden, der ein halbwegs musikalisches Gehör und sein Augenlicht nicht verloren hat. Was ich dich schon die ganze Zeit fragen wollte: Wäschst und fönst du eigentlich sein Toupet, oder macht er das selber?«
Jutta schnappte nach Luft, aber Amelie blieb locker.
»Warum fragst du ihn das nicht gleich selber, er müsste jede Minute hier sein. Aber Juttas Mann würdest du schon gerne die Haare waschen und legen, richtig?« Amelie taxierte mich und wartete darauf, dass ich einknickte.
Stattdessen nahm ich mir einen neuen Drink von einem der vollen Tabletts, die die Servicekräfte herumtrugen, prostete den beiden zu und sagte: »Also ich bin heute gekommen, um zu feiern, und genau das werde ich jetzt tun! Einen schönen Abend noch, und viel Spaß beim Blutgruppenaustauschen. Die Info werdet ihr brauchen, denn ich kenne niemanden, der euch im Notfall Blut spenden würde.«
Evi, die die gesamte Zeit über den Atem angehalten hatte, verdrückte sich, so schnell sie konnte, mit mir und ließ laut schnaubend Luft raus. »Auweia! Das war 'ne Kriegserklärung, das ist dir klar? Das bedeutet Kampf, und zwar bewaffneten Kampf. Clara, ich weiß nicht, ob das so schlau war ...«
Sie hatte recht, warum hatte ich nicht den Mund gehalten, den beiden ihren Triumph gegönnt und gehofft, dass es schnell vorbeigeht? Vielleicht, weil ich im Moment eben nicht mehr viel zu verlieren hatte, außer meinen Stolz, und den wollte ich nicht runterdrücken, den nicht!
Der Abend war jedoch gelaufen, zumal wir im Vorbeigehen und aus den Augenwinkeln beobachten durften, wie Amelie Jutta in die Münchner Kunstszene einführte und jedem vorstellte, der mit Theater, Fernsehen oder Film zu tun hatte. Das war eine Allianz, die Bestand haben würde. Jutta lieferte alles an Informationen, was sie über Valentin, Nele, Ulrike und Georg mitbekam, und Amelie stellte ihr im Gegenzug die Wichtigen der Film- und Fernsehbranche vor. Wie war eigentlich Jutta auf diese Party gekommen? Nathan, den ich mir schnappte und befragte, war überrascht.
»Jutta ist doch, seit sie aus Berlin nach München gezogen ist, total viel unterwegs abends. Sie feiert regelmäßig mit und gehört zu einer Clique von Schauspielern.«
Seltsam, ich dachte, ihre oberste Mission war es, Valentin zurückzuerobern und die gute Mutter für Nele zu spielen. Wie ging das, wenn man regelmäßig feierte, und das bestimmt nicht nur ein halbes Stündchen?
»Hat sie Valentin denn nie dabei?«, wollte ich wissen.
Nathan sah mich verständnislos an. »Wer ist denn Valentin?«
Nun war es an mir, dumm aus der Wäsche zu schauen. »Ihr Mann!«
Nathan runzelte die Augenbrauen. »Jutta ist verheiratet?«
Ich nickte heftig. »Ja, sie waren zwar getrennt, aber wegen ihm ist sie in München, für die zweite Chance und wegen ihrer Tochter Nele.«
»Jutta hat eine Tochter?«
Würde das Ratespiel endlos weitergehen? Nathan berichtete, dass Jutta vor allem durch eines auf sich aufmerksam machte, nämlich durch heftiges Geflirte und Feiern, als ob es kein Morgen, aber zumindest keinen Mann und keine Tochter gäbe. Interessant, durchaus interessant!
Mir war die Lust am Feiern vergangen, Evi sowieso. »Bist du böse, wenn wir unseren Heute-holen-wir-unsere-Pubertät-nach-Abend auf ein anderes Mal verschieben?«, fragte ich Evi, die dankbar die Vorlage annahm.
»Nee, für heute reicht's dicke! Nichts wie nach Hause, raus aus dem Vipernnest!« Da Evi und ich fast denselben Weg hatten, nahm ich sie mit dem Taxi mit und ließ den Fahrer zuerst bei ihr zu Hause anhalten.
Nachdenklich betrachtete ich durch die Fensterscheibe den friedlich fallenden Schnee. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass der heutige Abend ein böses Nachspiel haben würde.
Kapitel 21
Auf das Karma ist immer Verlass
»Sie haben die Seliger und ihren Freund geschnappt! Ha, jetzt wird's spannend!« Aufgeregt von einem Bein aufs andere hüpfend, trommelte ich alle zusammen. Zum Glück waren im Moment keine Gäste im Waldhaus, bis zur Neueröffnung dauerte es noch ein paar Wochen. Von überall her kamen sie angerannt, um mitzuhören. Hauptkommissar Huber von der Kripo, Abteilung Wirtschaft, war in den letzten Tagen fast schon ein Freund geworden und hatte sich bestens gekümmert. Sich regelmäßig gemeldet, mir erklärt, wie die Abläufe waren, welche Möglichkeiten es gab: von Konto einfrieren über Durchsuchungsbefehl für
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