Heute morgen und fuer immer - Roman
»Sicher, dass es süß genug ist? Hier steht sonst noch die Zuckerdose, damit der Wein besser klebt. Haste schon 'nen Zuckerrausch?«
Na ja, Rausch bestimmt, ob das ein Zuckerrausch war, ließ ich mal so stehen. Helene, die auch ein bisschen mehr getrunken als nur probiert hatte, kicherte albern, was Maxi sichtlich peinlich war.
»Mann, Mama, das ist ja Fremdschämen vom Feinsten, können wir jetzt los?«
Helene, die sonst immer reagierte, wenn ihr über alles geliebter Sohn einen Wunsch äußerte, war wohl schon zu beschwipst und außer Dienst, anders konnte ich mir ihren Kommentar - »Du bist doch nur sauer, weil du noch nicht mittrinken darfst!« - nicht erklären.
Valentin nahm sich Maxis an und fragte, ob er Lust auf eine Runde Billard zusammen mit Hubertus im Salon habe. So schnell konnten wir gar nicht schauen, wie Maxi aufstand und freudestrahlend mitging. Helene und ich halfen Luisa die Teller abzutragen und sparten nicht mit Komplimenten und Dank. Wenn sie so in Zukunft kochen würde, war das Waldhaus nicht nur gerettet, sondern saniert.
»Seit Valentin hier ist, habe ich das Gefühl, dass alles gut wird!«, hauchte Luisa begeistert und mit einem Glitzern in den Augen, das unschwer zu deuten war.
Helene stimmte in den Lobgesang ein und sah mich erwartungsvoll an.
»Mich müsst ihr nicht so anschauen, ich wusste, dass er richtig gut ist, sonst hätte ich seine Hilfe auch nicht angenommen!«
Beide sahen mich an und grinsten.
»Äh, dass Valentin eine Tochter und eine reuige Ehefrau hat, die zu ihm zurückgekehrt ist, habt ihr mitbekommen, ja? Auch, dass er der Bruder von Jasper ist, also dem Jasper, den ihr auch alle so mochtet und dem ich erst vor Kurzem das Herz gebrochen habe?«, stellte ich die Situation klar.
»Sonnenklar, aber wo die Liebe eben hinfällt, das sucht man sich nicht immer aus!«, seufzte Luisa bedeutungsschwer.
Tss, mir reichte es für heute mit Aufregungen, außerdem war ich müde und wollte ins Bett. Ich verabschiedete mich von den Mädels, ging am Billardzimmer vorbei und wünschte eine gute Nacht. Valentin sah kurz auf und mich einen Moment länger an als nötig. In seinem Blick lagen aber nicht Sehnsucht und Verlangen, sondern eine warme Verbundenheit und Vertrautheit, die sich sehr schön anfühlte.
»Nacht, Clara, und morgen schlagen wir wieder zurück! Die Macht sei mit dir ...«, alberte er und machte den Vulkanergruß. Max und Hubertus taten es ihm nach.
Kopfschüttelnd und lachend ging ich in mein Zimmer. Was für ein verrückter Tag. Trotz aller Aufregung und offenen Fragen machte mir mein Job im Waldhaus Spaß. Das Team rückte näher zusammen und zog an einem Strang. Das Gefühl, Verantwortung zu tragen, bedrückte mich nicht; die Freiheit und Gestaltungsmöglichkeit auf der anderen Seite beflügelten mich. Wenn wir jetzt noch das gestohlene Geld wiederbekamen und die neuen Pläne umsetzten, war das Waldhaus eine Goldgrube und unser Familienbetrieb gerettet. Und das verdankten wir zu großem Anteil Valentin! Wenn alles gut ging, würden wir ein Menü nach ihm benennen, überlegte ich im Halbschlaf und schlief erschöpft, aber zufrieden ein.
Kapitel 20
Hier spielt die Musik!
»Komm mit rein und lächele einfach, egal, was ich dir jetzt sage.«
War Evi vollkommen übergeschnappt? Es war Samstagabend, und ich war seit langem mal wieder auf eine Party eingeladen. Genauer gesagt auf Nathans Party. Nathan war ein gemeinsamer Studienfreund von Evi und mir, den es von jeher mehr in die Jazzrichtung zog und der inzwischen den legendären Jazzclub »dark and blue« führte. Da der Club im Glockenbachviertel so bombig lief, eröffnete er einen zweiten in Bogenhausen, etwas distinguierter, nicht ganz so fetzig, sondern ruhiger und vor allem hochpreisiger. Bevor sein neuer Jazzclub der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, gab er eine Vorabparty für Freunde, Bekannte, treue Gäste, die bunt gemischt aus der Münchner Kulturszene stammten. Das midnite lag im Keller eines herrschaftlichen Anwesens, in den oberen Etagen war eine große Anwaltskanzlei, was sich gut traf, denn spätabends und am Wochenende beschwerte sich niemand wegen Ruhestörung.
Evi und ich waren verabredet, nur leider hatte ich mich verspätet, weshalb sie schon vorgefahren war.
»Was ist denn los? Weshalb soll ich einfach lächeln?« Evi hatte mich am Eingang abgefangen und riss bei meiner Frage kurz die Augen auf, während sie stoisch weiterlächelte. Sie senkte ihre Stimme. »Weil es sein kann, dass
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