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Heute Nacht brauche ich Liebe

Heute Nacht brauche ich Liebe

Titel: Heute Nacht brauche ich Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Carlisle
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einsanken. Deshalb zogen sie für den Weg zurück ins Blue Jay Schneeschuhe an und nahmen auch für die andern welche mit. Joan verfluchte die Tatsache, dass sich kein einziger Schneeanzug auftreiben ließ, doch zu dieser Jahreszeit hatten sie nicht oft draußen zu tun, weshalb kein einziger parat lag.
    Dann, nach über einer Stunde, begann der eigentliche Teil der Rettungsaktion. Lewis blieb zurück, um die Winde zu bedienen. Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis das erste Opfer endlich in Sicherheit war. Nur die wenigsten waren in der Lage, sich selbst am Seil festzuhalten. Maudie, Joan, Lewis, Red und Gilly arbeiteten abwechselnd an der Winde oder begleiteten die Verletzten auf ihrem gefährlichen Weg auf die andere Straßenseite. Dieser Wechsel in kurzen zeitlichen Abständen war nötig, um selbst keine Erfrierungen davonzutragen, nicht nur weil die Temperatur todbringend kalt war. In diesem unablässigen Kampf gegen Schnee und Wind verlor man allmählich jedes Gefühl für Zeit und Raum. Die Zeit schien stehen geblieben, erfroren wie alles andere.
    Die schlimmsten Ängste stand Joan jedes Mal aus, wenn die Trage mit einem der Schwerverletzten an den Seilen befestigt und auf die andere Straßenseite gezogen wurde. Und sie konnte erst aufatmen, wenn sie heil dort drüben angekommen war. Obwohl das Ganze ihre Konstruktion war, war sie sich deren Stabilität bei dieser Windstärke nicht sicher. Sie sah so zerbrechlich aus, wie sie im Wind hin und her wackelte, dass sie um das Leben all jener fürchtete, die darauf lagen. Es musste schrecklich sein, zu erfrieren. Es würde ewig dauern: Doch es funktionierte. Die Seile hielten der Belastung stand, die Transporte verliefen ohne Zwischenfälle. So wurde einer nach dem anderen in Sicherheit gebracht.
    Als der letzte auf die andere Straßenseite transportiert wurde, war es bereits stockdunkel, und in der Bar oder was einmal die Bar gewesen war ­ lag inzwischen eine knöchelhohe Schneedecke. Sie hatten es gerade noch rechtzeitig geschafft.
    Nach der Rettungsaktion waren alle Beteiligten vollkommen erschöpft.
    Mit steifen, eckigen Bewegungen zogen sie Jacken und Handschuhe aus und untersuchten sich gegenseitig auf. Erfrierungen. Joan bildete da keine Ausnahme, aber sie wusste, dass sie die eigentliche Arbeit noch vor sich hatten.
    Als erstes schickte sie Maudie in die kleine Küche neben dem Aufenthaltsraum, um warmes Wasser zu machen und die Decken zu trocknen. Lewis musste wieder seinen Platz vor dem Funkgerät einnehmen. Dann stieg sie in die Versorgungszentrale hinunter, um die Heizung etwas höher einzustellen. Die Räume im rückwärtigen Teil des Gebäudes koppelte sie von der Versorgung ab und leitete alle Energie in die vorderen Räume, einschließlich der Büros, die als Krankenzimmer dienen mussten.
    Nachdem alle Verletzten auf die Zimmer verteilt waren, sie auf Sofas, Sesseln und auf dem Boden ausgebreiteten Decken lagen, machte Joan noch einmal einen Rundgang, überprüfte den Gesundheitszustand der Männer und wechselte bei einigen den Verband.
    „An dir ist eine richtige Krankenschwester verlorengegangen. Ich wusste gar nicht, dass du das Zeug dazu hast”, stellte Red voller Bewunderung fest.
    Joan sah ihn an. Nicht zum ersten mal während dieses endlosen Nachmittags wurde ihr bewusst, wie tröstend es war, aufzublicken und zu wissen, dass er da war. Er hatte eine große blutige Schramme auf der Stirn und eine auf seinem Handrücken. Offenbar hatte er sich irgendwo gestoßen. Das bewies ihr nur, dass er genauso verletzbar war wie alle anderen. Doch allein ihn anzuschauen, sich seiner Gegenwart in einer Krise wie dieser bewusst zu sein, gab ihr Kraft.
    Sie drehte sich um, um eines der blutverschmierten Tücher in einer Schüssel mit warmen Wasser auszuwaschen. „Ist dir je aufgefallen, dass es immer Frauen sind, die mit der Dreckarbeit beauftragt werden?” fragte sie. „Wir könnten übrigens mehr Desinfektionsmittel gebrauchen und ein Leintuch, das wir in Stücke reißen können, um es als Verbandsmaterial zu benutzen.”
    „Ist denn nichts mehr im Lagerraum?”
    „Letzte Woche habe ich noch einen ganzen Kasten Äthylalkohol dort gesehen - und Wasserstoff. Geh einmal nachschauen, was du findest”, entgegnete Joan.
    „Ja Ma'am.” Red stand auf.
    „Wir brauchen auch dringend Schmerztabletten”, fügte Gilly hinzu. Aufgrund der Kälte waren die meisten noch wie betäubt, doch wenn sie sich einmal aufgewärmt hatten, würden alle mit

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