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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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beobachtet.
    »Er ist nicht mein Freund«, blaffe ich. Herrgott, was für ein Wichtigtuer!
    »Nein?« Er hebt eine Braue.
    »Nicht mehr, meine ich.« Ich fühle mich, als stünde ich in einer Ecke, aus der ich nicht mehr herauskomme. »Wir haben uns gerade getrennt.« Ich starre zu Boden und wünsche, er möge sich unter mir öffnen und mich verschlingen. Normalerweise denke ich nach, bevor ich den Mund aufmache, aber aus irgendeinem Grund habe ich mich scheinbar in mein jüngeres Ich zurückverwandelt, und mein Hirn hat sich von meinem Mund abgekoppelt.
    »Hey, tut mir leid.« Er senkt den Kopf und sieht mich besorgt an. »Und sind Sie so weit okay?«
    Ich begegne seinem Blick. Keine Ahnung, wieso, aber am liebsten würde ich diesem Wildfremden mein Herz ausschütten.
    Dabei ist er ja gar kein Wildfremder, oder?
    »Geht so.« Ich zucke die Achseln.
    Sein Mund verzieht sich zu einem Lächeln. »Ich bin ein ziemlich guter Zuhörer.Wenn man hinter der Bar arbeitet, bekommt man eine ganze Menge Geschichten erzählt und muss regelmäßig Ratschläge erteilen. Ich bin eine Art Kummerkastentante, wenn man so will.«
    Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen. »Es ist aber eine lange Geschichte.« Ich spüre, wie mein Unmut ein wenig nachlässt.
    »Tja, ich habe Zeit. Rein zufällig wollte ich gerade Pause machen und in den Park gehen, um ein bisschen frische Luft zu schnappen.« Er sieht mich fragend an. »Ich weiß ja nicht, ob Sie Lust haben …«
    Ich zögere, dann schüttle ich den Kopf. »Danke, aber ich sollte mich auf den Weg machen«, erkläre ich verlegen.
    »Klar.Verstehe - besseres Angebot.«
    »Nein, das ist nicht der Grund«, protestiere ich, ehe ich merke, dass er nur herumblödelt, und mich entspanne.
    In diesem Augenblick höre ich ein lautes Scharren an der Tür, und ein riesiger schwarzer Hund erscheint. Schwanzwedelnd und mit heraushängender Zunge kommt er auf mich zu und versucht, mich überall abzulecken.
    »Das ist Welly«, erklärt Oliver grinsend.
    »Hi,Welly. Ich bin Charlotte.« Lächelnd tätschle ich Wellys Kopf.
    »Sieht aus, als hätten Sie einen neuen Freund gefunden.« Oliver geht in die Hocke und befestigt die Leine an Wellys Halsband. »Lass die Lady in Ruhe, Bursche. Sie will nicht mit uns kommen.«
    Ich sehe den beiden zu und male mir aus, wie ich in meine leere Wohnung zurückfahre, Miles’ Sachen zusammenpacke und mich dann mit dem Trennungsratgeber aufs Sofa verziehe.Andererseits kann ich doch nicht mit einem Wildfremden spazieren gehen, oder?
    Aber in Wahrheit kenne ich ihn doch bereits, oder nicht?
    »Vielleicht würde mir ein bisschen frische Luft guttun.«
    Lächelnd drückt er mir die Leine in die Hand.
     

Kapitel 28
    Wir gehen in den Park, der nur einige Straßen entfernt liegt. Doch heute kommt mir der Weg endlos vor, wie diese ewig langen Straßenzüge in Amerika, wie man sie von Plattencovern kennt. Straßen, die mit Stimmen erfüllt werden müssen, denke ich und werfe Oliver einen Seitenblick zu, der schweigend auf dem schmalen Bürgersteig neben mir hergeht, die Hände tief in den Taschen seiner Jeans vergraben.
    Ich durchforste mein Gehirn nach etwas, worüber ich mit ihm reden soll. Offenbar erkennt er mich nicht als Lottie von vor zehn Jahren wieder, sonst hätte er längst etwas gesagt. Ah, jetzt weiß ich es. Wie wär’s mit: »Weißt du was? Gestern Abend war ich im Canal Club und bin deiner zehn Jahre jüngeren Version begegnet. Damals standest du ja auf mich, aber ich habe dich nie bemerkt, und als ich uns einander vorgestellt habe, bin ich überhaupt nicht auf dich eingegangen, sondern habe dich links liegen lassen.«
    Äh, Superidee, Charlotte. Oder vielleicht lieber nicht. Du willst schließlich ein harmloses Gespräch beginnen und nicht riskieren, dass du abgeholt und in die Zwangsjacke gesteckt wirst.
    »Tja, Welly, du bist mir ja ein hübscher Hund«, säusle ich und steuere damit sichereres Terrain an. Welly ignoriert mich und beschnüffelt stattdessen den Gehsteig. Offen gestanden ist mein Verhältnis zu Hunden nicht das allerbeste. Ich mag sie, aber ich bin nicht unbedingt das, was man als Naturtalent im Umgang mit ihnen bezeichnen würde. Ich bekomme dieses Schnalzen mit der Zunge nicht hin und kann einen Labrador nicht von einem Golden Dingsbums unterscheiden.
    »Oh, ja, doch, das bist du«, fahre ich fort, als hätte Welly meiner Einschätzung widersprochen.
    Oliver fängt meinen Blick auf, worauf ich lässig Wellys Kopf tätschle, als würde ich

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