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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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sich Sorgen um mich, selbst jetzt noch und selbst wenn sie eine etwas seltsame Art hat, es zu zeigen. So ist sie eben.
    »Aber egal.Wo waren wir stehen geblieben?« Lottie sieht mich erwartungsvoll an.
    »Oh … ähm.« Es gibt so vieles, was ich ihr gern sagen würde, dennoch werde ich den Verdacht nicht los, dass es bereits zu spät ist. Der Moment ist verstrichen, deshalb beschließe ich, ihr lieber den Rat zu erteilen, den ich zuvor in der Buchzusammenfassung bei Amazon gelesen habe.
    »Als Erstes durchlebt man die Phase der Ungläubigkeit  und des Schocks«, erkläre ich. »Aber das ist völlig normal nach einer Trennung. Oder kurzen Begegnung«, füge ich taktvoll hinzu.
    »Sagt wer?«, fragt sie mit leicht mürrischem Unterton.
    »Das habe ich in einem wirklich guten Buch über Trennungen gelesen«, antworte ich. »Eigentlich wollte ich es mir ja heute besorgen, aber es kam etwas dazwischen.«
    »Wieso wolltest du dir dieses Buch kaufen?« Sie runzelt die Stirn.
    Ich zögere. Eigentlich will ich nicht darüber reden. Andererseits … was soll’s. »Weil ich mich gerade von meinem Freund getrennt habe.« Nun bin ich diejenige, die die Arme um die Knie schlingt und zu Boden starrt.
    »Du hast einen Freund?« Sie klingt schockiert.
    »Hatte«, korrigiere ich.
    »Wow.« Sie scheint völlig von den Socken zu sein. »Ich meine … ich dachte nur, du bist vielleicht geschieden, weil du ein bisschen älter bist …«
    »Geschieden?«, japse ich. Ich fand es schon schlimm, dass meine Mutter mich unbedingt unter der Haube haben wollte, aber auch noch für geschieden gehalten zu werden … Andererseits hatte ich schon immer eine große Klappe, die ich zum Einsatz gebracht habe, ohne vorher nachzudenken.
    »Na ja, du trägst keinen Ehering«, erklärt sie und sieht mich reumütig an.
    »Nein, ich bin nicht geschieden. Und auch nicht verheiratet«, füge ich zur Sicherheit hinzu. »Ich bin Single.«
    Die Ironie der Situation entgeht mir nicht. Hier sitzen wir also, Seite an Seite, zehn Jahre auseinander, beide Single, und unterhalten uns über Männer.
    Besser gesagt, den Mangel daran.
    Manche Dinge ändern sich wohl nie, was? Abgesehen davon, dass ich mittlerweile älter und reifer bin und Ratgeber  lese, um zu wissen, wie ich mit diesen Dingen am besten umgehen soll. Ich bin heilfroh, dass ich nicht mehr dieses schluchzende Elendsbündel von damals bin.
    »Herrje, das tut mir wirklich leid«, sagt Lottie. »Und was wirst du jetzt tun?«
    Ich denke wieder an die Zusammenfassung. »Es ist wichtig, dass das Ende der Beziehung betrauert und verarbeitet wird, denn nur so ist es möglich, sein Leben wieder selbst in die Hand zu nehmen«, zitiere ich aus dem Kopf.
    Lottie schiebt sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Was soll das denn heißen?«
    »Dass man mit einer Sache abschließen muss«, erkläre ich. Darüber habe ich eine Menge gelesen. Dieses Thema wird in meinen Ratgebern ganz besonders großgeschrieben.
    »Abschließen?«, wiederholt Lottie, als hätte sie das Wort noch nie zuvor gehört.
    Was wahrscheinlich auch so ist, denke ich. Schließlich hat man mit 22 noch keine Ahnung von all diesen Dingen. Nicht wie heute, denke ich, voller Stolz darüber, wie sehr ich gewachsen bin. Persönliches Wachstum. Das ist auch ein ganz wesentliches Thema in diesen Büchern.
    »Du musst eine gewisse Zeit lang versuchen, das Geschehene zu verarbeiten«, erkläre ich. »Aber so etwas braucht seine Zeit, deshalb muss man in dieser Phase auf sich achten, sich verwöhnen, Zeit mit guten Freunden verbringen.« Ich rede von Vanessa. Selbst heute, nach zehn Jahren, ist sie immer für mich da. So wie damals. Ich erinnere mich daran, wie ich auf meinem Futon gesessen und mir die Augen aus dem Kopf geheult habe, während sie mir übers Haar strich. Sie musste noch nicht einmal etwas sagen.Allein ihre Anwesenheit genügte. »Aber dabei darf man nicht vergessen, dass man diesen wichtigen Heilungsprozess nicht beschleunigen kann«, fahre ich fort. Meine Güte, ich klinge wirklich schon  wie ein Fernsehpsychologe, oder? Aber wenigstens kann ich ein klein bisschen helfen und einen Rat geben.
    »Wieso nicht?«, fragt sie mit erhobenen Brauen.
    Brauen, die, wie ich erst jetzt bemerke, zu einer Linie von gerade mal zwei Millimeter Dicke gezupft wurden. Offenbar hat die Pinzette, die ich ihr geschenkt habe, ganze Arbeit geleistet.Vielleicht war es ja doch keine ganz so gute Idee. Ich hatte eher etwas im Stil von Jessica Alba im Kopf und keinen

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