Heute schon geträumt
aber ich entscheide mich für eine cremefarbene Hose und ein strahlend weißes Baumwoll-Shirt. Gut. Sehr gut sogar.
Motiviert und bester Stimmung trudle ich im Büro ein.
»Morgen, Bea«, begrüße ich sie strahlend, nehme meinen Kaffee entgegen und trete an meinen Schreibtisch.
»Meine Güte, du hast ja vielleicht gute Laune.« Auch sie strahlt übers ganze Gesicht, was ziemlich beeindruckend ist, wenn man bedenkt, dass sie trotz eines Feiertags ebenfalls arbeiten muss. Andererseits wollte sie unbedingt kommen, schließlich weiß sie, wie wichtig die Pressekonferenz morgen ist. »Und? Schönes Wochenende gehabt?«
Für den Bruchteil einer Sekunde überlege ich, ob ich ihr von Miles und mir erzählen soll, doch dann sehe ich ihre leuchtenden Augen und stelle fest, dass ich es nicht über mich bringe. Für Beatrice sind wir das perfekte Paar. Ich kann ihr die Wahrheit nicht sagen. Das wäre so, als würde man einem kleinen Kind klarmachen, dass der Weihnachtsmann nicht existiert.
»Viel zu tun«, antworte ich ausweichend. Und das ist noch nicht einmal gelogen. Ich habe den halben Abend damit zugebracht, Miles’ Immobilienzeitungssammlung zusammenzupacken, die er akribisch aufbewahrt, um die Preisentwicklung im Auge zu behalten. Er hat sogar ein Diagramm gezeichnet und es an seinen Kühlschrank geheftet. »Und du? Was hast du gemacht?«
»Oh, nicht viel.« Sie zuckt die Achseln und kreuzt die Arme über ihren üppigen Brüsten. »Am Samstag habe ich mir ein Polospiel angesehen.Toby, mein ältester Bruder, hat gespielt. Am Samstagabend war ich mit meiner Freundin Maddy in der Oper. Stell dir vor: Wir hatten Logenplätze. Am Sonntag waren alle zu Omas Geburtstag im Dorchester zum Dinner eingeladen.«
»Ah. Ja. Ein ganz normales Wochenende eben«, ziehe ich sie grinsend auf. Ich liebe Beas Schilderungen ihrer Wochenenden. Es ist, als würde man die Gesellschaftsseiten des Tatler lesen. Sie lebt in einer völlig anderen Welt als die meisten anderen Menschen, was ich jedoch so an ihr liebe, ist die Tatsache, dass sie sich dessen nicht im Mindesten bewusst ist und es für völlig normal - »schrecklich gewöhnlich«, um bei ihren Worten zu bleiben - hält.
»Ach ja, übrigens habe ich deinen Freund im Dorchester gesehen.«
Ich nippe an meinem Kaffee und gehe die Post durch. »Wen?«, murmle ich abwesend.
»Du weißt schon, den Mann deiner Freundin. Den vom Foto.«
Ich halte inne und sehe abrupt auf. »Du meinst Julian?«
»Ja, genau. Der, den ich so sexy fand, wenn er nur Single und nicht in jeder Art, Form und Weise unwiederbringlich verheiratet wäre …«
»Bea!«
»… nicht mal, wenn es mit einer dieser Zeremonien wäre, die in England nicht anerkannt werden. So wie eine Großcousine von mir, die bei irgendeinem Pygmäenstamm im Regenwald im Amazonas getraut wurde.«
»Beatrice!«
»Die arme Tante Fi war so außer sich, obwohl sie ihr einen wunderschönen Teppich für die Eingangshalle mitgebracht haben …«
»BEATRICE!«
Sie sieht mich verblüfft an, als hätte sie gerade gemerkt, dass ich noch da bin. »Entschuldige.Was sagtest du gerade?«
»Nein, du sagtest gerade, du hättest Julian im Dorchester gesehen«, sage ich und fixiere sie.
»Ach, herrje, habe ich jetzt etwas Falsches gesagt?« Besorgt packt sie ihre Perlen, als böten sie ihr auf wundersame Weise Schutz.
»Nein, natürlich nicht«, beruhige ich sie eilig. »Aber bist du sicher, dass er es war?«
Sie mustert mich argwöhnisch.
»Beatrice, das ist sehr wichtig.«
»Definitiv«, sagt sie. »Ich vergesse niemals ein Gesicht.«
Meine Gedanken überschlagen sich. Ich muss wieder an den kurzen Disput zwischen Julian und Vanessa bei meinem Geburtstag denken. Er sagte, er müsse arbeiten und könne nicht mit ihr und den Kindern ins Aquarium fahren. Was hatte er dann im Dorchester zu suchen?
Geschäftlich, sage ich mir.Wahrscheinlich ein Termin mit einem seiner steinreichen Mandanten. Bei mir gehört so etwas zur Tagesordnung. Ich bin ständig in irgendwelchen Hotels.
»Um wie viel Uhr war das?«
»Äh, lass mich nachdenken …« Sie legt den Kopf schief. »Meine Güte, es war, nachdem wir die Petit Fours gegessen hatten, die übrigens köstlich waren. Normalerweise habe ich nicht allzu viel für Petit Fours übrig - zu mickrig, ich müsste gleich hundert nacheinander essen, um satt zu werden -, aber die waren einfach köst-« Sie sieht mein Gesicht und unterbricht sich eilig. »Jedenfalls … Es war nach den Petit Fours, und
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