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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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Ausdruck permanenten Erstaunens.
    »Weil es ein Prozess ist«, antworte ich geduldig.
    »Schwachsinn«, kontert sie.
    Ich starre sie entsetzt an.
    »Das ist doch kompletter Schwachsinn.Wieso sollte man einen bescheuerten Prozess durchleben, nur weil er mit irgendeiner blöden Schnepfe herummacht?«, explodiert sie.
    »Du bist offenbar in der Wutphase«, sage ich, als Versuch, sie zu beschwichtigen.
    »Aber er hat gesagt, er hätte sich in mich verliebt!«, heult sie.
    Ich hebe eine Braue.Wenn es eines gibt, was ich mit zunehmendem Alter gelernt habe, dann die Tatsache, dass man niemals einem Mann glauben darf, wenn er behauptet, er hätte sich in einen verliebt, während er einen gerade ins Bett zerrt.
    »Dieser Kerl ist so ein elender Lügner«, zetert sie wütend.
    »Hey, das ist gut. Lass es raus. Es ist wichtig, seine Wut rauszulassen!« Ich nicke ermutigend. »All diese Stadien sind wirklich wichtig, um über so etwas hinwegzukommen. Zuerst kommt der Schock, dann die Depression, dann die Wut.« Ich versuche, mir die Stadien in Erinnerung zu rufen.
    »Ich war nur ein One-Night-Stand für ihn, und mir einzubilden …« Sie stößt ein zorniges Heulen aus. »Ich könnte ihn umbringen!« Sie bricht ab und zieht an ihrer Zigarette, während sie in die Ferne blickt.
    »Akzeptanz ist das letzte Stadium. Wenn du das erst mal erreicht hast, kommst du mit allem klar, was dir das Leben in den Weg stellt.« Ich halte inne und denke an mein eigenes Leben; daran, was in den letzten zehn Jahren passiert ist, und einen Moment lang ist es, als würde ich mit mir selbst reden. »Du wirst fähig sein, dein Leben in die Hand zu nehmen, dich weiterzuentwickeln.«
    »Ich fühle mich jetzt schon besser.«
    »Wirklich?«, frage ich begeistert.
    »Viel besser sogar.«
    »Wow, das ist ja toll.« Ich lächle zufrieden. Obwohl ich davon ausgegangen bin, dass es ein wenig länger als ein paar Minuten dauern würde, die Stadien zu durchleben, aber offenbar konnte ich ihr wirklich helfen. »Und in absehbarer Zeit hast du das Gefühl, wieder so weit zu sein, eine neue Beziehung einzugehen.«
    »Mmm. Ja.« Sie nickt abwesend.
    »Und du brauchst dir auch keine Gedanken zu machen, wenn du anfangs noch ein bisschen nervös bist.«
    »Hmm …«
    Moment mal. Hört sie mir überhaupt zu? »Hast du mitbekommen, was ich gerade gesagt habe?«
    »Gott, er ist so heiß.«
    »Wer? Billy Romani?«, frage ich irritiert.
    »Billy wer?«, fragt sie betont spitz. »Nein. Der da.« Sie nickt in Richtung eines Joggers, der allem Anschein nach ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Der Kerl, mit entblößtem Oberkörper und einem Traumkörper, ist auf der anderen Straßenseite stehen geblieben und beginnt, seine Muskeln zu dehnen. »Meine Güte, der ist ja unglaublich«, seufzt sie sehnsüchtig.
    »Lottie, hast du mir denn nicht zugehört?«, frage ich mit wachsender Verärgerung.
    »Tut mir leid … äh.« Sie wendet sich zu mir, grinsend und mit leuchtenden Augen. Die Tränen sind wie durch ein Wunder getrocknet, und ihre Wangen glühen rosig. »Es ging um irgendwelche Stadien, richtig?«, sagt sie vage.
    »Ja, und das ist sehr wichtig«, erkläre ich.
    »Tja, tut mir leid, aber diesen Quatsch kannst du getrost für dich behalten«, erwidert sie und sieht wieder zu dem Jogger hinüber. »Denn soll ich dir mal mein Spezialrezept verraten, wie man am schnellsten über einen Kerl hinwegkommt?«
    Ich sehe sie fragend an, dann wieder zu dem Jogger, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie er herüberlächelt und sie das Lächeln aufreizend erwidert. Jeder Gedanke an Billy Romani scheint schlagartig vergessen zu sein.
    »Such dir so schnell wie möglich einen neuen.«
     

Kapitel 31
    Leider findet sich auch in meinem alten Zimmer meine Uhr nicht, was die Vermutung nahelegt, ich könnte sie tatsächlich im Canal Club verloren haben. Ich überlasse Lottie ihrem Flirt mit Mr. Nackter Oberkörper und mache mich auf den Weg nach Hause. Ich überlege zwar kurz, ob ich bei Oliver im Pub vorbeisehen soll, verwerfe den Gedanken aber sofort wieder.Was bilde ich mir ein? Bestimmt wollte er nur nett sein.
    Aber das kann ich doch auch, sage ich mir trotzig.
    Am Ende bleibe ich zu Hause und verbringe den Abend damit, Miles’ Sachen zusammenzupacken, was meine Stimmung noch düsterer werden lässt. Obwohl ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war, kann ich nicht leugnen, dass  mich das Ganze ein wenig deprimiert. Ich tröste mich damit, dass wir ja trotzdem Freunde

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