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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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habe …«
    Ich greife nach dem Hörer, doch es ist zu spät.
    »… 114 Portobello, London W11 69P«, höre ich Beatrice und Oliver wie aus einem Munde sagen.
    Verdammt!
    »So, jetzt muss ich Schluss machen. Heute Abend ist wieder mal Salsa-Time!«
    Sie legt auf. Stille breitet sich im Raum aus. Wie erstarrt stehe ich mit dem Hörer in der Hand da, während sich meine Gedanken überschlagen. Langsam drehe ich mich um. Oliver steht im Türrahmen und sieht mich nur an, blass vor Entsetzen.
    »Ich kann das erklären«, sage ich.
    »Du?«, stößt er ungläubig hervor. »Das warst du?« Vollkommen fassungslos starrt er mich an. »Mein Großvater  meinte, er hätte dich heute Nachmittag im Laden erkannt. Ein Mädchen. Blond. Ich dachte, er sei nur durcheinander wegen …« Seine Stimme verklingt im Raum.
    »Ja, das war wirklich ich«, gestehe ich leise.
    »Du bist der Grund, weshalb mein Großvater seinen Laden verliert?«
    Seine Stimme ist gedämpft, doch der Vorwurf darin schmerzt mich sehr. »Nein, so ist es nicht«, erwidere ich eilig.
    »Wie ist es dann?« Mittlerweile hat sich eine unüberhörbare Schärfe in seine Stimme geschlichen.
    »Ich arbeite in der PR-Branche und vertrete einen Kunden.«
    »Aber es war deine Idee.«
    »Mag sein, dass ich Vorschläge zur Location gemacht habe, aber keinesfalls spezifische.«
    »Und wer ist dein Kunde?«, will er wissen, und ich spüre, wie schnell sein anfänglicher Schock der Wut weicht. »Nein, sag es mir nicht. Es ist eine dieser Kaffeeketten«, stößt er angewidert hervor, ehe ich etwas erwidern kann.
    »Nein, ein kosmetischer Zahnarzt. Er will seine erste Praxis in Großbritannien eröffnen. Star Smile.« Mit einem Mal hören sich die Worte selbst aus meinem Mund lächerlich an.
    Oliver mustert mich ungläubig. »Der Antiquitätenladen meines Großvaters - halt, Moment, Ramschladen …«, stößt er hervor, worauf ich tiefrot anlaufe. Dieses Wort habe ich niemals in den Mund genommen, sondern Larry Goldstein, aber mittlerweile scheine ich genauso vor Gericht zu stehen wie er. »Das wird die Praxis eines beschissenen Schönheitszahnarztes?«
    »Kosmetischer Zahnarzt«, korrigiere ich, wünschte jedoch, ich hätte es nicht getan, als ich seinen Blick sehe. »Ich wollte es dir ja sagen«, beginne ich.
    »Wann genau?«
    »Ich … ich weiß nicht …«
    »Bevor oder nachdem du den Nachmittag bei meinem Großvater verbracht hattest?«, erklärt er eisig.
    Ein Schauder überläuft mich, und mit einem Mal bin ich mir meiner offenen Bluse und der heruntergezogenen BH-Träger bewusst. Eilig schiebe ich sie hoch. Ich komme mir wie eine Idiotin vor.Verletzlich.
    »Ich weiß es selbst erst seit heute. Ich habe es vorhin erfahren. Bitte, es tut mir leid.« Ich strecke die Hand aus, um sie ihm auf den Arm zu legen, aber er weicht zurück.
    »Ja, darauf wette ich«, stößt er mit eisiger Miene hervor. »Unendlich leid, dass du einen solchen Reibach damit machst.«
    »Das ist nicht fair«, rufe ich. »Das ist wirklich unfair von dir!«
    »Ich bin nicht fair?«, stößt er verbittert hervor.
    »Immerhin habe ich niemanden umgebracht oder so etwas«, gebe ich mit einem Anflug von Ungeduld zurück.
    »Das hättest du aber beinahe. Das Leben meines Großvaters hängt nämlich an seinem Laden.«
    Mit einem Mal spüre ich Wut in mir aufsteigen. Ich brauche seine Vorwürfe nicht, denn meine Gewissensbisse sind auch so schon gewaltig genug. »Wie kannst du es wagen, dich hier aufzubauen und mich an den Pranger zu stellen? Du hast doch keine Ahnung«, platze ich aufgebracht heraus. »Du hast keine Ahnung, unter welchem Druck ich stehe, wie schlimm die Situation für mich ist! Ich wollte nicht, dass das passiert. Ich habe all das nicht geplant, aber bei einem wichtigen Kunden steht nun mal eine Menge auf dem Spiel. Es geht nicht mehr nur um mich. Ich muss meine Arbeit machen, ein Geschäft führen, muss das Gehalt einer Assistentin bezahlen!«
    »Bitte erspar mir diese rührselige Nummer«, ätzt er.
    Das reicht. Meine Wut wächst ins Unermessliche. »Aber klar, wie dumm von mir!« Meine Stimme wird laut, schrill. »Woher sollst du auch wissen, wie man ein Geschäft führt?«
    Zorn lodert in seinen Augen auf. »Was soll das denn bedeuten?«
    »Wie solltest du auch?«, stoße ich hervor. »Du hast doch nie etwas aus deinem Leben gemacht. Du bist auch heute nicht mehr als Barkeeper.«
    Kaum sind die Worte aus meinem Mund gesprudelt, würde ich am liebsten die Zeit zurückdrehen, sie ungesagt

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