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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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getroffen. Ganz bestimmt. Wäre ich diesen Weg weitergegangen, stünde ich heute nicht da, wo ich stehe: kein Lunch in einem schicken Privatclub in Notting Hill, nur einen Schritt davon entfernt, einen wichtigen Kunden zu gewinnen, mit dessen Hilfe die Agentur den Sprung ins internationale Geschäft schafft. Larry Goldstein mustert mich nachdenklich.
    »Wissen Sie, ich erkenne mich selbst sehr stark in Ihnen wieder.«
    »Tatsächlich?« Ich bin mir nicht sicher, ob ich das als Kompliment auffassen soll oder nicht.
    »Sehr sogar.« Er nickt. »Und nachdem ich Sie kennen gelernt und so viel über Ihre Agentur erfahren habe, bin ich mir noch sicherer, dass Merryweather PR genau das ist, wonach ich suche.«
    Ich lächle bescheiden, der Inbegriff professioneller Selbstbeherrschung, obwohl ich am liebsten triumphierend die Faust recken würde. Ich wage es kaum zu glauben, aber es sieht ganz danach aus, als würden sich all die harte Arbeit und die endlosen Stunden, die ich vor dem Fernseher mit  seiner Sendung, Celebrity Smile Clinic, zugebracht habe, am Ende doch auszahlen.
    »Tja, wie gesagt, wir wären mehr als entzückt darüber, Sie hier in Großbritannien zu vertreten, Dr. Goldstein.« Gott, ich habe keine Ahnung, wie es mir gelingt, so ruhig zu klingen.
    Er hebt bescheiden die Hände.
    »Larry, meine ich.« Ich lächle.
    »Je länger ich darüber nachdenke, umso weniger sehe ich einen Grund, weshalb ich mir noch andere Agenturen ansehen sollte.« Er hebt eine Braue. »Sie?«
    Den Vertrag habe ich in der Tasche!, flammt es wie in Neon vor meinem geistigen Auge auf.
    »Nein … ich glaube nicht«, erwidere ich ebenso lässig, obwohl mich die Erregung zu übermannen droht.Wie gesagt, gefasst und mit kühler Professionalität.
    »Hervorragend, dann sind wir uns ja einig.« Er lächelt und greift unter dem Tisch nach seiner Serviette.
    Oh Gott, ich kann es kaum erwarten, Beatrice anzurufen und ihr zu erzählen, wie toll es gelaufen ist.
    In diesem Moment spüre ich, wie eine Hand über die Innenseite meines Schenkels fährt.
    »Was zum …«
    Ich fahre zusammen und sehe Larry Goldstein an, der unschuldig Spaghetti mit seiner Gabel aufrollt. Mit einer Mischung aus Zweifel und Ungläubigkeit starre ich ihn an. Habe ich mir das gerade eingebildet? Ist das nicht passiert? Mit hämmerndem Herzen verlagere ich mein Gewicht auf dem Stuhl, streiche meinen Rock glatt und schlage die Beine übereinander.
    »Alles in Ordnung?« Larry Goldstein sieht mich mit sorgenvoll gerunzelter Stirn an.
    »Äh … ja, alles bestens.« Ich nehme einen Schluck aus meinem Wasserglas.
    Was soll ich denn sonst sagen? Haben Sie gerade Ihre Hand unter meinen Rock geschoben?
    Andererseits - genau das hätte ich gesagt, als ich noch jünger war. Damals habe ich mir nie die Mühe gemacht, nachzudenken, bevor ich den Mund aufmachte, sondern habe genau das ausgesprochen, was mir durch den Kopf ging.
    Aber heute ist das anders. Ich bin anders. Ich bin nicht mehr die impulsive, unverfrorene Zwanzigerin, die nichts zu verlieren hat. Ich bin eine Frau in den Dreißigern, die alles zu verlieren hat. Meinen guten Ruf und einen wichtigen Kunden, sage ich mir. Ich kann nicht einfach jemandem Vorwürfe an den Kopf werfen und eine Szene machen. Die Folgen wären verheerend.
    Ich sitze kerzengerade da und mache ein paar tiefe Atemzüge, versuche mich zu fangen. Außerdem könnte es auch ein Irrtum sein. Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen, sage ich mir beim Gedanken an den Vorfall mit dem VW Käfer. Wahrscheinlich war es nur die Tischdecke, die mein Bein gestreift hat. Je länger ich darüber nachdenke, umso sicherer bin ich mir.
    »Wow, das Essen schmeckt wirklich vorzüglich, was?«
    Ich sehe Larry Goldstein an, der mich freundlich anlächelt.
    »Oh … äh … ja, wirklich köstlich.«
    Ich widme mich meinem Hauptgang, aber leider ist mir der Appetit vergangen, deshalb bin ich froh, als die Kellnerin nach ein paar Minuten auftaucht und die Teller abräumt.
    »Kaffee? Dessert?«, erkundigt sie sich.
    »Nein, für mich nicht, danke.« Ich schüttle den Kopf.Aus irgendeinem Grund ist meine Begeisterung über den neu gewonnenen Kunden ein wenig geschrumpft. Klar, natürlich sollte ich außer mir vor Freude sein, aber ich bekomme  den Gedanken an das, was gerade passiert ist, nicht aus dem Kopf. Oder was ich glaube, das gerade passiert ist.
    »Für mich auch nicht.« Er lehnt sich zurück und fixiert mich mit einem befriedigten Lächeln. »Kaffee ist

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