Heute schon geträumt
aufgefrischt habe, finde ich Beatrice bei ihrem dritten Glas Champagner beim angeregten Plausch mit einem Journalisten. Wie immer besteht die Eröffnungsgästeliste aus Journalisten und Branchenkollegen, gemixt mit der einen oder anderen Vertreterin der C-Prominenz mit falschen Brüsten und blonden Extensions, die im hauseigenen weißen Bademantel für die Kameras posiert.
»Oh, hallo, Charlotte.« Beatrice wendet sich mir zu, als sie mich kommen sieht. »Das ist Patrick.« In einer »Ta-da«-Geste streckt sie die Hand aus und sieht mich mit glitzernden Augen an.
Ich kenne diesen Blick. Sie steht auf ihn. Und sie hat einen leichten Schwips.
Oder ist »leicht angeschickert«, wie Beatrice es ausdrücken würde.
Patrick und ich begrüßen einander freundlich. Er trägt einen Blazer und ein Karohemd, unter dem sich die Umrisse eines weißen Unterhemds abzeichnen.
»Er ist Redakteur bei Golfing Weekly«, informiert sie mich strahlend und spielt an ihrer Perlenkette herum, wie es viele Frauen mit einer Haarsträhne tun. »Ist das nicht aufregend?«, fügt sie mit einem Lächeln in Patricks Richtung hinzu.
Patrick gibt ein geschmeicheltes Lachen von sich.
»Dann sind Sie bestimmt leidenschaftlicher Golfer?«, sage ich.
»Mein Handicap ist bei sieben«, erwidert er.
»Wow, das ist ja Wahnsinn«, säuselt Beatrice und versucht, sich möglichst unauffällig neben ihn zu schieben, scheitert jedoch kläglich. Raffinesse ist nicht unbedingt Beatrice’ Stärke. Inzwischen hängt sie an seinem Ärmel und sieht ihm in sein rosa glänzendes Gesicht.
»Meine Frau hat fünf, deshalb machen wir ziemlich oft Golfurlaube. Die Algarve ist unser Lieblingsziel.«
»Frau?«, wiederholt Beatrice, während ihr die Kinnlade herunterfällt.
»Ja. Sie ist Semiprofi«, fügt er stolz hinzu.
Stille.
»Tut mir leid, aber wenn die Damen mich jetzt entschuldigen würden.« Patrick lächelt höflich. »Ich habe gerade einen Kollegen entdeckt.« Er verschwindet in der Menge.
Beatrice sieht ihm niedergeschmettert nach.
»Ach, na ja«, sagt sie und zwingt sich zu einem Lächeln. »Nicht so schlimm.«
Ich weiß, dass sie zutiefst betroffen ist, aber das würde sie niemals zugeben. Sie wissen schon, Haltung bewahren und all das. Würde Beatrice aus einem Flugzeug in zehntausend Meter Höhe abstürzen und inmitten blutrünstiger Haie landen, würde sie wahrscheinlich noch »Ach, na ja, nicht so schlimm« sagen.
Sie kippt ihren Champagner hinunter und nimmt sich ein weiteres Glas vom Tablett eines vorbeischwebenden Kellners. »Also, wie war die Gesichtsbehandlung?«, erkundigt sie sich, um eine fröhliche Miene bemüht.
Zutiefst besorgniserregend, hätte ich am liebsten geantwortet, begnüge mich aber mit einem »Sehr lehrreich« und reiche ihr die Tüte, die Suki mir gegeben hat. »Hier, ich habe ein paar Gratisproben bekommen«, sage ich, um sie ein wenig aufzumuntern.
»Für mich?« Sie legt sich die Hand auf die Brust und sieht mich an, als hätte ich ihr gerade einen Brillantring an den Finger gesteckt. »Ooooh, Charlotte, das wäre doch nicht nötig gewesen!«
»Beatrice, sie waren umsonst«, erinnere ich sie. »Wie das bei Gratisproben so üblich ist.«
»Ja, ich weiß, aber trotzdem …« Sie stellt ihr Glas ab und beginnt in der Tüte zu kramen. »Eine Bodylotion … Fußpeeling... Feuchtigkeitscreme. Juhu, genau das brauche ich sowieso. DenTiegel Pond’s, den Oma mir geschenkt hat, habe ich gerade aufgebraucht.« Sie liest das schwarze Etikett. »Drehen Sie die Zeit zurück. Dank unserer patentierten Formel glättet dieser Luxus-Feuchtigkeitsspender kleine Fältchen und Linien und schenkt ein strahlendes Hautbild, das Sie zehn Jahre jünger wirken lässt.« Sie schnaubt. »Blödsinn.«
»Mmm, ja, ich weiß«, murmle ich geistesabwesend. Diese Gesichtsbehandlung geht mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.
»Es gibt keine Feuchtigkeitscreme, die dich zehn Jahre jünger aussehen lässt. Das ist unmöglich.«
»Stimmt.« Ich krame meine Puderdose heraus und inspiziere meine Haut. Eigentlich sieht sie gar nicht so übel aus. Aber trotzdem.
Eilig pudre ich mir Wangen und Stirn.
»… es gibt nur eins, was mir hilft, wieder wie 21 auszusehen, und das ist eine Zeitreise.«
Ein merkwürdiges Gefühl überfällt mich. »Was hast du gerade gesagt?« Abrupt klappe ich meine Puderdose zu.
»Es ist mir egal, ob das Zeug aus zermahlenen Perlen aus der Adria hergestellt wird -«
»Nein, das meine ich nicht.«
Beatrice runzelt die
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