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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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einer Eieruhr. Der Arzt hatte vollkommen Recht: Ich leide wirklich unter Stress.
    »Und dann tragen wir eine Reinigungslotion auf, die die Unreinheiten beseitigt und die Poren säubert.«
    Während Suki mit sanften kreisförmigen Bewegungen mein Gesicht massiert, spüre ich, wie ich davondrifte. Gott, wie herrlich.
    »Danach machen wir eine Spezialmaske aus Tonmineralien, die die Haut revitalisiert und ihr hilft, den Tonus auszugleichen …«
    Mmm, wie im Himmel, die reinste Seligkeit.
    »… denn Ihre Haut ist ziemlich geschädigt von der Sonne.«
    »Was?« Abrupt aus meinem Tagtraum gerissen, schlage ich die Augen auf.
    Sie schnalzt mit der Zunge und setzt ihre Massage fort. »Überall auf Wangen und Stirn« - ich werde stocksteif -, »was zu massiver Pigmentierung und Verfärbungen geführt hat.«
    Massive Pigmentierung und Verfärbungen?
    »Aber ich verwende grundsätzlich Sonnenschutz«, wende ich erschrocken ein.
    »Mmm«, murmelt sie und macht weiter.
    »Sonnenschutzfaktor 45«, füge ich hinzu und versuche mich aufzusetzen, aber sie drückt mich mit sanfter Entschlossenheit zurück.
    »Sshh, entspannen Sie sich«, erklärt sie beschwichtigend. »Sie sind ziemlich verspannt.«
    »Und ich lege mich nie in die Sonne«, protestiere ich weiter, werde jedoch von einem heißen Tuch ruhiggestellt, mit dem sie die Reinigungslotion abnimmt, ehe sie eine dicke Schicht Tonerde aufträgt. Allmählich fällt mir das Ganze ein bisschen auf die Nerven.
    »85 Prozent der irreversiblen Sonnenschädigungen entstehen vor dem 25. Lebensjahr«, erklärt sie, unterbricht die Bewegungen, mit denen sie die Maske auf meiner Stirn verteilt hat, und inspiziert meine Haut mit sachkundigem Blick. »Haben Sie in der Jugend Sonnenbäder genommen?«
    Das Bild von mir, wie ich mich mit Hawaiian-Tropic-Öl vollgekleistert in die pralle Mittagssonne lege, schiebt sich vor mein geistiges Auge. Und das ist nicht das einzige Bild: Es gibt ganze Alben davon.Von den Teenagerjahren bis Ende zwanzig habe ich mich beim ersten warmen Sonnenstrahl zum Brutzeln ins Freie gelegt.
    »Ein bisschen«, gebe ich unter Sukis Argusaugen zu.
    »Tja, das erklärt es natürlich.« Sie nickt mit hochgezogenen Brauen und schnalzt missbilligend mit der Zunge. »Die Sonne ist der größte Feind der Haut. Sie verursacht vorzeitige Hautalterung, Fältchen und Linien, Hauterschlaffung, Kollagenverlust …«
    Entsetzt lausche ich der endlosen Liste schrecklicher Vergehen, die ich meiner Haut angetan habe.Aber Suki mit ihrem Teint eines Mocha Latte auf Eis hat leicht reden. Sie hat noch nie unter dem Käseweiße-Beine-Syndrom gelitten, das jede hellhäutige Frau heimsucht, wenn der Tag im Frühsommer kommt, an dem man die Strümpfe zu Hause lässt. Sie weiß nicht, wie es ist, einen Teint zu haben, der ohne eine Selbstbräunerbehandlung wildfremde Menschen veranlasst, sich nach dem Gesundheitszustand zu erkundigen.
    »Gibt es irgendetwas, das ich dagegen tun kann?«, frage ich ängstlich.
    »Tja, wir bieten hier spezielle Laserbehandlungen an, die helfen könnten.« Sie drückt mir eine Broschüre in die Hand.
    Ich überfliege die Preisliste. »500 Pfund?«, japse ich.
    »Ich würde fünf bis sechs Behandlungen empfehlen.«
    Fünf oder sechs? Das bedeutet … Eilig rechne ich nach. Oh Gott, das ist ja ein Vermögen. Ich sehe zu Suki hoch, die mich anstrahlt.
    »Soll ich Ihnen einen Termin reservieren? Für heute?«
    »Äh … ich glaube, ich warte noch.«
    »Sind Sie sicher, dass das klug ist? Im Rahmen unserer Werbeaktion bekommen Sie eine kostenlose Fußmassage dazu«, fährt sie in dieser wohlklingenden Verkaufsstimme fort.
    Ich merke, dass mir das Ganze zu anstrengend wird. Dabei wollte ich doch nur eine entspannende Blitzbehandlung.
    »… außerdem würde ich Ihnen unsere ganz neue Produktlinie für Ihre geschädigte Haut empfehlen …«
    »Entschuldigung, aber ich glaube, die fünf Minuten sind um«, sage ich, als sie kurz innehält, um Atem zu schöpfen.
    »Oh, ja, stimmt.« Lächelnd nimmt sie zwei Wattebäusche und entfernt die Maske. »Tja, sollten Sie es sich anders überlegen …« Sie reicht mir eine Visitenkarte und ein Tütchen. »Hier sind ein paar Proben für Sie.«
    »Wunderbar. Danke.« Erleichtert stehe ich auf. Fünf weitere Minuten, und meine Kreditkarte und ich hätten dem sanften Drängen nachgegeben.
    Mit einem strahlenden Lächeln legt sie die Handflächen aneinander und verbeugt sich. »Namaste.«
     Nachdem ich auf der Toilette mein Make-up

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