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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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auch.« Ich lächle, er nicht. »Mit einer Journalistin …« Unbehaglich lasse ich meine Stimme im Raum verklingen, als mein Blick auf den Inhalt seines Korbs fällt.
    Durex. Extra large. Gefühlsecht. Mit Noppen.
    Plötzlich dämmert mir, wieso Julian sich so seltsam benimmt. Das Ganze ist ihm mindestens genauso peinlich wie mir.Was idiotisch ist, schließlich sind wir beide erwachsen.
    »Äh, Charlotte, ich bin spät dran.« Demonstrativ sieht er auf die Uhr.
    »Äh, ja, ich auch.« Ich laufe dunkelrot an. »Tja, dann bis morgen.«
    Er sieht mich an, als hätte er keine Ahnung, wovon ich rede.
    »Zum Essen«, helfe ich ihm auf die Sprünge. »Ich habe morgen Geburtstag. Hat Vanessa nichts gesagt?«
    »Oh, meine Güte, natürlich.« Er fährt sich mit den Fingern durchs Haar und lächelt entschuldigend. »Tut mir leid, ich habe im Moment ziemlich viel um die Ohren.«
    »Tja, dann bis morgen.«
    »Ja, bis morgen, Charlotte.«
    Ich sehe zu, wie er den Gang entlanggeht und sich ein paar Mädchen nach der attraktiven Gestalt in dem dunklen Anzug umdrehen. Meine Güte, diese Vanessa ist vielleicht ein kleines Luder. Seit einer Ewigkeit kein Sex mehr, alles klar! Warte nur!
    Lächelnd zücke ich wieder meine Liste. Also, wo war ich stehen geblieben?
     
    »Morgen.«
    Nach meinem Termin komme ich ins Büro, in der Annahme, wie gewohnt hinter der gefrosteten Glastür von  Beatrice begrüßt zu werden, stattdessen finde ich sie mit dem Kopf auf der Schreibtischplatte, tief und fest schlafend und mit offenem Mund. Als die Tür hinter mir ins Schloss fällt, fährt sie hoch wie ein Springteufel.
    »Oh … äh … Morgen«, sagt sie und blinzelt hektisch. Auf ihrer linken Wange prangt der Abdruck der Tastatur. »Ich habe nur … die Datenbank auf Vordermann gebracht.«
    »Die Datenbank auf Vordermann bringen« ist eine Tätigkeit, der sich Beatrice merkwürdigerweise immer dann hingibt, wenn sie einen Kater hat. Und, was noch seltsamer ist, sie kann diese Arbeit allem Anschein nach mit geschlossenen Augen und mit dem Kopf auf dem Schreibtisch erledigen.
    Sie unterdrückt ein Gähnen und nippt an ihrem Glas, in dem eine Berocca-Mineraltablette vor sich hin sprudelt. Neben ihr liegt eine Ausgabe der Vogue, die sie immer im Bus liest. Zumindest will sie das die Leute glauben machen. Und ich dachte das auch immer, bis ich sie mir einmal über die Mittagspause ausgeliehen und festgestellt habe, dass in Wahrheit der New Scientist darinsteckt.
    »Alles klar mit dir?«, frage ich und sehe sie besorgt an. Ihre normalerweise rosigen Wangen haben eine ungesunde gräuliche Farbe, und ihre Augen sind blutunterlaufen.
    »Ja, bestens.« Sie massiert sich die Schläfen.
    »Ich habe jede Menge Paracetamol hier.« Ich greife nach meiner Familienpackung und öffne sie.
    Das Geräusch lässt sie zusammenzucken. »Nein, es ist okay, ehrlich«, flüstert sie, erhebt sich mühsam und geht mit unsicheren Schritten zur Kaffeemaschine. »Ich bin nur ein bisschen angeschlagen. Ich glaube, das waren die Mini-Quiches.«
    »Oder der Champagner«, necke ich sie.
    Sie sieht mich bekümmert an. »Oje, ich habe mir ziemlich  einen hinter die Binde gekippt, stimmt’s? Ich hoffe nur, ich habe nichts Idiotisches getan oder gesagt.«
    Unvermittelt muss ich an den Vorfall von gestern Nachmittag und ihrenVortrag über Zeitreisen denken. Einen Moment lang bin ich versucht, ihr mein Geheimnis anzuvertrauen. Vielleicht kann sie mir ja helfen, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen. Zumindest wäre es eine Wohltat, mit jemandem darüber zu reden, der mich nicht für völlig durchgeknallt hält. Nicht zuletzt, weil Beatrice ja selber ein bisschen durchgeknallt ist.
    »Tja, da ist etwas -«
    »Nein, halt, sag’s nicht.« Sie hebt abwehrend die Hände und kneift die Augen zusammen, als fürchte sie, von einer Woge der Peinlichkeit übermannt zu werden. »Es geht um Patrick, stimmt’s?«
    »Patrick?«, frage ich verwirrt. »Wer ist Patrick?«
    »Der Journalist, den ich dir gestern vorgestellt habe«, erinnert sie mich. »Du weißt schon, der superheiße Typ, der aber leider verheiratet ist.«
    Schlagartig ist mir klar, wieso Beatrice nicht nur leicht angeschickert, sondern voll wie eine Haubitze gewesen sein muss. Schöntrinken, das ist die einzige Erklärung dafür, wie sich der leicht feiste, rosagesichtige Patrick in einen »superheißen Typen« verwandeln konnte.
    »Nein.Wieso?«
    Sie wird rot. Dunkle Flecke erscheinen an ihrem Hals. Sie schlägt ein Auge auf und

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