Heute schon geträumt
routiniert die Alarmanlage deaktiviert und die Lichter anknipst. »Von der Diele aus geht linker Hand der Salon über die gesamte Hausbreite ab, der wiederum ins Esszimmer mündet und eine herrliche Wohneinheit bietet …«
Ich folge ihm langsam und sehe mich um.Wohnungssuche fand ich schon immer merkwürdig. Es ist, als dringe man in das Leben anderer Menschen ein. Die Geschichte, die Erinnerungen anderer Leute … Mein Blick schweift über die Fotos in den Regalen, und ich versuche mir vorzustellen, wie sie durch Aufnahmen von Miles und mir ersetzt werden.
»… ein betriebsfähiger Kamin.«
Der Makler steht vor einem großen gemauerten Kamin. »Wow!« Ich lächle eifrig. Miles hat mir gesagt, man dürfe bei einer Besichtigung kein allzu großes Interesse signalisieren, um später besser über den Preis verhandeln zu können, aber ich kann nicht anders. Ich habe mir schon immer einen offenen Kamin gewünscht.
»Hmm, und gibt es auch Gasversorgung?«, erkundigt sich Miles mit einem angedeuteten Stirnrunzeln.
»Wieso brauchen wir auch Gas?«, frage ich verwundert.
»Ein Holzfeuer mag ja nett aussehen, Schatz, aber es ist auch ziemlich arbeitsintensiv.«
»Aber alle Welt liebt ein echtes Feuer«, rufe ich bestürzt. »Es ist so romantisch.«
»In einem Hotel vielleicht«, erklärt Miles fest. »Aber nicht, wenn du morgens als Erstes die Asche ausfegen musst. Das musste ich früher im Internat immer machen, und eines kann ich dir sagen - es hat keinen Spaß gemacht.«
»Ich glaube, es gibt auch einen Gasanschluss.« Der Makler geht in die Hocke und zeigt auf irgendetwas Technisches. »Wenn Sie wollen, können Sie ihn also problemlos umrüsten lassen.«
»Hmm, ja gut.«
Ich sehe zu, wie Miles sich neben ihn kauert und die beiden Männer die Köpfe zusammenstecken.
»Und heutzutage gibt es doch diese tollen Gaskamine. Die sind von einem echten Feuer kaum zu unterscheiden.«
»Aber wir haben doch ein echtes Feuer«, protestiere ich laut.
Der Makler und Miles heben gleichzeitig die Köpfe.
»Schatz, ich wusste ja gar nicht, dass du offene Kamine so sehr magst«, sagt Miles erstaunt.
»Na ja … in gewisser Weise«, erwidere ich leicht errötend. Mittlerweile komme ich mir ein kleines bisschen blöd vor. Eigentlich wollte ich keine so große Sache daraus machen.
»Meine Frau und ich sind uns auch nie einig«, erklärt der Makler betont fröhlich. »Wir streiten uns über alles.«
»Oh, ich bin sicher, wir finden da eine Lösung.« Miles steht auf und drückt meine Schulter. »Wir streiten nie, stimmt’s, Schatz?«, meint er stolz.
»Nein.« Ich lächle verlegen.
»Sehen Sie, schon alles geklärt«, sagt Miles und wendet sich dem Makler zu. »Also, wollen wir uns die Küche ansehen?«
Die nächsten zehn Minuten verbringen wir damit, das restliche Erdgeschoss zu besichtigen, ehe wir in den Garten gehen. Meine Wohnung hat nur einen winzigen Balkon, und ich habe immer von einem richtigen Garten geträumt. Dieser hier wäre absolut perfekt. Ich schlendere über den gepflegten Rasen und betrachte die Blumen und Sträucher, deren Namen ich teilweise nicht einmal kenne.Aber das ließe sich mithilfe von Büchern herausfinden, denke ich und nehme mir vor, mich gleich bei Amazon auf die Suche nach einschlägiger Literatur zu machen.
»Oh, und hier könnten wir grillen«, rufe ich beim Anblick des Grills neben einem riesigen Farn. Ich versuche mir Miles mit gestreifter Schürze vorzustellen, wie er Burger wendet, während ich die Drinks verteile. Obwohl ich mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher bin, ob wir überhaupt die Zeit für Grillabende finden würden, weil wir beide immer so schrecklich beschäftigt sind. Ich sehe zu Miles hinüber, doch der hat keine Augen für den Grill und den Garten. Stattdessen blickt er geistesabwesend zum Dach hinauf.
»Und Sie wissen auch, dass es zwei Schlafzimmer gibt, aber die Möglichkeit besteht, durch den Ausbau des Dachgeschosses ein drittes und viertes zu gewinnen«, erklärt der Makler. »Vielleicht möchten Sie es sich ja mal ansehen.«
»Das Dachgeschoss ausbauen?«, wiederholt Miles, offenbar völlig fasziniert von dieser Möglichkeit.
»Ja, viele in der Straße hier haben das gemacht. Aber gehen wir doch hinein, damit ich es Ihnen …«
»Miles, willst du dir denn den Garten nicht ansehen?«
Doch er ist bereits mit dem Makler im Haus verschwunden. Dabei wollte ich ihm doch den kleinen Brunnen zeigen und den Grill und all die hübschen Pflanzen. Aber das kann ich
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