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Heute schon geträumt

Heute schon geträumt

Titel: Heute schon geträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Potter
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toll«, schwärmt sie, ehe sie sich errötend unterbricht.
    Oh nein. Geht es noch ein bisschen uncooler?
    Billy Romani lächelt erfreut, schiebt sich lässig eine dunkle Strähne aus der Stirn und beugt sich vor, so dass das Licht auf sein Gesicht fällt. Es sieht genauso aus, wie ich es in Erinnerung habe: die ausgeprägten Wangenknochen, die tief liegenden dunklen Augen, der üppige, perfekt geschwungene Mund. Ich muss zugeben, dass er immer noch der attraktivste Typ ist, dem ich je begegnet bin - Lederhose und Silberschmuck hin oder her.
    Was ihn natürlich erst recht zum Dreckskerl macht.
    »Das freut mich sehr, weil wir gerade im Studio an unserem neuen Album arbeiten und versuchen, ein paar Tracks einzuspielen.Wird eine ziemlich heftige Sache. Völlig neuer Sound. Spirituell meets Physis meets Metaphysis. Eine Kombination aus allem.«
    »Spirituell meets Physis meets Metaphysis?«, schnaube ich. Mit diesem Schwachsinn kann er vielleicht bei Lottie Eindruck schinden, aber mich kriegt er damit nicht herum.
    Aber er beachtet mich sowieso nicht mehr. Schlagartig bin ich zur unattraktiven Freundin geworden, und er hat nur noch Augen für Lottie.
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du echt Wahnsinnswimpern hast?«, fragt er und mustert sie eindringlich.
    Das Zauberwort heißt Wimperntusche, du Volltrottel, denke ich, aber mein jüngeres Ego kichert nur aufreizend.
    »Und du riechst echt klasse.«
    Ich starre ihn ungläubig an. Das hat er nicht gesagt. Nie im Leben.
    »Danke.«
    Ich sehe Lottie scharf an. Und kann nicht fassen, dass ich ernsthaft auf diesen Schwachsinn hereinfalle.
    Hereinfallen trifft es nicht mal ansatzweise, denke ich, als ich zusehe, wie mein jüngeres Ich die Mähne schüttelt und sich ihm förmlich zu Füßen wirft.
    Verdammt. Das ist ja schlimmer, als ich dachte. Ich bin ja nicht mehr zu halten. Perlendes Lachen dringt an mein Ohr, und ich sehe, wie ich mich zu ihm beuge. Noch eine Minute, dann hänge ich vollends an seiner Brust.
    Dabei ist das hier noch nicht mal ein richtiges Date. Ganz ehrlich, Charlotte Merryweather, was ist nur in dich gefahren? Ich hatte ja keine Ahnung, dass du so leicht rumzukriegen warst.
    »Und hast du einen Freund?«
    Mist. Ich muss etwas unternehmen. Und zwar schnell. Aber was? Fieberhaft durchforste ich mein Gehirn nach einer passenden Antwort, als ich aus dem Augenwinkel registriere, wie seine Hand zu ihrem Knie wandert. Und ehe ich mich beherrschen kann -
    »Hey!«
    »Versehentlich« stoße ich gegen den Tisch, worauf Lotties halb leeres Glas umkippt und sich der Cider auf seinen Schoß ergießt. Er springt auf wie von der Tarantel gestochen.
    »Oh, wie ungeschickt von mir«, stoße ich hervor.
    Ich hätte Schauspielerin werden sollen. Bestimmt hätte ich einen Oscar bekommen.
    »Hey, kein Problem«, wiegelt er mit einem verkniffenen Grinsen ab.
    »Ich habe ein Taschentuch dabei.« Lottie beginnt hektisch, seinen ledernen Schritt zu betupfen, während er auf die wachsende Cider-Pfütze zu seinen Füßen blickt.
    »Hey, kannst du das hier mal aufwischen?«, ruft er dem Kellner zu, der neben uns Gläser einsammelt.
    »Was?«
    Er dreht sich um, und in diesem Augenblick erkenne ich den Barmann aus dem Gastropub wieder.
    »Oh, nein, ich mache das schon. Es war schließlich mein Fehler …« Eilig will ich mich ans Werk machen, aber Billy Romani hält mich zurück.
    »Das ist sein Job«, erklärt er. »Stimmt’s, Mann?«
    Ich sehe, wie der Barkeeper die Zähne zusammenbeißt. »Stimmt.« Mit einem freundlichen Lächeln greift er nach einem Wischlappen und beginnt, die Schweinerei aufzuwischen. »Kleiner Unfall, was?« Er zwinkert mir zu.
    »Äh … allerdings.« Ich nicke und laufe rot an.
    »Willst du noch einen Drink?«, höre ich Billy zu Lottie sagen. Aber ich lasse mich nicht so einfach ins Bockshorn jagen.
    »Ja, bitte«, antworte ich laut. »Ich nehme einen Wodka Tonic.« Nicht dass ich vorhabe, ihn zu trinken, schließlich muss ich noch fahren.Aber wenn ich eines im Lauf der Jahre gelernt habe, dann das: Männer hassen nichts mehr, als der »besten Freundin« einen Drink spendieren zu müssen, nur um an ihr Objekt der Begierde heranzukommen. »Und einen großen, wenn’s geht«, füge ich mit einem hinreißenden Lächeln hinzu.
    Das Lächeln, das er mir zuwirft, ist knapper als seine Lederhose. »Und für dich?« Er wendet sich Lottie mit einem Strahlen zu, das Larry Goldstein in helle Verzückung versetzt hätte.
    Sie läuft dunkelrot an. »Äh … ja,

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